NBank vergibt DurchSTARTer-Preis 2022 an Niedersachsens beste Start-ups

Interview mit Vorstandsvorsitzenden Michael Kiesewetter

Die Gewinner des Durchstarterpreises 2022
Die Gewinner des Durchstarterpreises 2022

Bildnachweis: (c) NBank.

Insgesamt 13 Auszeichnungen sind im Rahmen des DurchSTARTer-Preises am Mittwochabend im TRAFO-Hub in Braunschweig an niedersächsische Start-ups vergeben worden. Die NBank ehrt mit dem Preis in vier Kategorien innovative Jungunternehmen aus der Region.

Gewinner in vier Kategorien ausgezeichnet

Vor Ort und online haben die die Gäste über die Kategorien „Newcomer/Scale-up“ und „Social Innovation“ bestimmt. Die Preise in den Kategorien „Science Spin-off“ und „Life Science“ hat eine Fachjury vergeben. „Ich freue mich, in der niedersächsischen Start-up-Szene so viel Mut und Innovationskraft zu sehen. Diese jungen Unternehmen legen eine einmalige Dynamik an den Tag und sind damit echte Vorbilder. Ziel unserer Anstrengungen ist es, dieses Potenzial in Niedersachsen weiter zu fördern und einen guten Nährboden für Start-ups zu schaffen“, erklärte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies. Die Preisverleihung fand hybrid statt, vor Ort waren 200 Teilnehmende. Der DurchSTARTer-Preis ist eine Gemeinschaftsinitiative des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, der NBank, der Initiative startup.niedersachsen und der Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN).

Michael Kiesewetter, Vorstandsvorsitzender der NBank, berichtet im Interview über die niedersächsische Start-up-Szene und den Preis:

VC Magazin: Welche Probleme treten gerade auf den Start-up- und Venture Capital Märkten auf?
Kiesewetter: Seit Anfang des Jahres führen Unsicherheitsfaktoren wie der Krieg in der Ukraine, die Inflation und die steigenden Zinsen zur stetigen Verschlechterung der Stimmung unter den Venture Capital-Investoren. Steigende Zinsen an den Kapitalmärkten machen risikoreiche Investitionen wie Venture Capital weniger attraktiv. Das Kapitalangebot ist entsprechend knapper geworden. Wir sehen das insbesondere bei Folgefinanzierungsrunden, bei denen der Fokus der Investoren jetzt stärker auf der Tragfähigkeit von Geschäftsmodellen liegt. In der Niedrigzinsphase waren dagegen oft große Wachstumsphantasien die Entscheidungsgrundlage der Investoren. Wir als NBank bzw. die Beteiligungstochter NBank Capital waren diesbezüglich immer bewusst nüchterner unterwegs, wir mussten also unsere Strategie nicht anpassen. Unsere Bereitschaft in niedersächsische Start-ups zu investieren hat nicht nachgelassen, auch in diesen schwierigen Zeiten nicht.

VC Magazin: Welche Chancen bietet der DurchSTARTer-Preis Start-ups in dieser angespannten Lage?
Kiesewetter: Der DurchSTARTer-Preis ist mittlerweile eine feste Größe in der niedersächsischen Start-up Szene. Er bringt jedes Jahr die besten Start-ups aus Niedersachsen auf die Bühne und verschafft ihnen die Möglichkeit, sich und ihre Geschäftsidee einem breiten Publikum vorzustellen. Die Sichtbarkeit über diesen Preis hilft den prämierten Start-ups sicherlich auch bei der Investorensuche, der DurchSTARTer bietet aber auch mediale Aufmerksamkeit für alle teilnehmenden Start-ups.  Er steht zudem für Vernetzung, die verschiedensten Akteure der Start-up Szene treffen sich hier und tauschen sich aus. Daneben ist der Durch STARTer mit seinen Preisgeldern im Wert von 80.000 Euro zudem einer der bestdotierten Start-up Preis in Niedersachsen.

VC Magazin: Welches Start-up des diesjährigen Durchstarter-Preises hat sie besonders beeindruckt?
Kiesewetter: Der DurchSTARTer hat auch dieses Jahr wieder einmal gezeigt, dass weltverändernde Innovationen auch Made in Niedersachsen sein können. Ich hatte auch dieses Jahr wieder das Vergnügen als Juryvorsitzender an der Auswahl der Final-Start-ups in der Kategorie Newcomer/Scale-up beteiligt zu sein. In den Bewerbungen hat sich erneut die Vielfalt der niedersächsischen Start-ups gezeigt. Jedes Start-up steht für eine innovative Idee und hohes Engagement. Das reicht von ökologischen Ideen, wie der Luftpolsterfolie aus Papier von Papair, bis hin zu beeindruckenden technologischen Lösungen, wie die Web-App von doinstruct oder dem digitalen Copiloten von AeroSys. Da fällt es mir schwer, mich auf ein Start-up zu beschränken.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.

Michael Kiesewetter (Zweiter von links, der Gesprächspartner ist der Moderator Martin Brüning)
Michael Kiesewetter (Zweiter von links, der Gesprächspartner ist der Moderator Martin Brüning)

Zum Interviewpartner: Michael Kiesewetter gehört dem Vorstand der NBank als Vorsitzender seit dem 01. November 2010 an. Davor war er in leitenden Funktionen bei der NORD/LB tätig.

 

 

Die ausgezeichneten Teams im Überblick:

Kategorie Newcomer/Scale-up
Die Sieger-Teams in der Kategorie Newcomer/Scale-up prämierte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies. Mit 31 Geschäftsideen ist Newcomer/Scale-up in diesem Jahr die Kategorie mit den meisten Bewerbungen. Der erste Platz geht an die Papair GmbH mit seinem Produkt PapairWrap – einer nachhaltigen Alternative zu herkömmlicher Luftpolsterfolie. Platz 2 hat sich die doinstruct Software GmbH gesichert. Das Osnabrücker Start-up erstellt Online-Schulungsmaterial. Die Drittplatzierten in der Kategorie Newcomer/Scale-up sind AeroSys. Das High-Tech-Start-up mit Sitz in Osnabrück möchte mit ihrem Ansatz „Goose“ zusätzliche Sicherheit in die Cockpits der Luftfahrt bringen.

Kategorie Science Spin-off
Der niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Falko Mohrs, überreichte den DurchSTARTer-Preis an die siegreichen Teams in der Kategorie Science Spinoff. Auf Platz 1 der Kategorie überzeugte die Hypnetic GmbH. Das Technologie-Start-up aus Hannover entwickelt eine neue Energiespeichertechnologie basierend auf hochkomprimierter
Luft und nachhaltigen Materialien. Sentics GmbH sicherte sich Platz 2 in der Kategorie Science Spin-off. Das Wolfsburger Tech-Start-up möchte das Unfallrisiko im Kontext innerbetrieblicher Transporte und Logistik mit einem optischen, KI-basierten
Echtzeit-Lokalisierungssystem reduzieren. Ein Start-up, das mit Millimeterwellen-Sensoren Agrarmaschinen wie z.B. Mähdrescher smart macht und so Tiere vor dem Erntetod rettet, belegt den dritten Platz. Die Sensor-Plattform der TRILITEC GmbH aus Osterholz-Scharmbeck kann Tiere und Hindernisse im Feld sowie Materialeigenschaften, Defekte und Fremdkörper erkennen.

Kategorie Life Science
In der Kategorie „Life Science“ prämiert der Juryvorsitzende Staatssekretär a.D. Stefan
Muhle die Gewinner-Teams. Mit der Vision, Organtransplantationen zu revolutionieren, sicherte der Allogenetics GmbH den ersten Platz in der Kategorie „Life Science“. Das Hannoveraner Start-up hat eine Art „Tarnkappe“ für Organe erfunden, die eine immunologische Unsichtbarkeit des Spenderorgans erzeugt und damit verhindert, dass das Organ nach der Transplantation durch das Immunsystem des Empfängers als fremd erkannt und abgestoßen wird. Den zweiten Platz in dieser Kategorie konnten sich gleich zwei Start-ups sichern, Amberskin GbR und ELPIS Simulation GmbH. Die Braunschweiger Amberskin GbR will eine nachhaltige und gesunde Alternative zu konventionellem Leder und PVC-Kunstleder bieten. Das Team der ELPIS Simulation GmbH verbessert mit einer eigens entwickelten Software die Risikobewertung für das Auftreten eines Schlaganfalls. Dies funktioniert durch die Computersimulation biomechanischer Prozesse im Gehirn mit Hilfe der Software „StroQ“. Die behandelnde Person kann auf Basis der Simulationsergebnisse genauere Diagnosen stellen und notwendige patientenspezifische Therapien ableiten. Den dritten Platz belegt die SORMAS-Stiftung aus Braunschweig. Ihr Produkt, das Surveillance-Outbreak Response Management & Analysis System (SORMAS), ist eine Open-Source-Software für die Früherkennung von Infektionen und das Management in der Epidemiebekämpfung.

Kategorie Social Innovation
Dr. Ulf Meier, Mitglied des Vorstands der NBank und Juryvorsitzender in der Kategorie
Social Innovation, in der es mit 28 Bewerbungen die zweitmeisten Bewerbungen
in diesem Jahr gab, zu den Final-Teams. Platz 1 geht an die eco:fibr GmbH, das  einen nachhaltigen Prozess entwickelt hat, um Zellstoff aus den pflanzlichen Abfällen des Ananasanbaus herzustellen. Diese Abfälle fallen in großen Mengen auf den Ananasplantagen z.B. in Mittelamerika an und werden bisher nicht stofflich verwertet, sondern sinnlos verbrannt, mit erheblichen negativen Umweltfolgen. Die Zellstoffproduktion aus Ananasabfall kann zukünftig Zellstoffproduktion aus Holz ersetzen und kann damit substantiell zu Ressourcenschonung und Klimaschutz beitragen. Auf Platz 2 folgt die BIOWEG UG. Das Biotech Start-up aus Quakenbrück hat eine biobasierte und biologisch abbaubare Alternative zu synthetischen Bindemittel und Mikroperlen entwickelt. Die aidminutes GmbH belegt Platz 3. Das Start-up aus Buchholz i.d.N. möchte mit ihrem medizinischen Kommunikationstool allen Menschen einen sprachlichen Zugang zum Gesundheitssystem ermöglichen. Die multilingual, multimedial und patientenzentriert gestaltete App “aidminutes.rescue“ kann Sprachbarrieren zwischen medizinischem Personal und Patienten durchbrechen, aktuell in über 40 Sprachen.