Vor dem Pitch ist nach dem Pitch

So schaut eine Business Developerin auf ein Pitch Deck

Inga Grieger, BMWi Ventures
Inga Grieger, BMWi Ventures

Bildnachweis: (c) BMWi Ventures.

Inga Grieger ist Business Development Managerin bei BMW i Ventures. Sie gibt Einblicke hinter die Kulissen ihrer Arbeit und erläutert, worauf es bei einem guten Pitch Deck ihrer Ansicht nach ankommt.

Bei der Entscheidung für oder gegen eine Investition in ein Start-up geht es vorrangig um das Skalierungspotenzial, die Renditechancen und die Performance der Gründerinnen und Gründer. Doch nach einem erfolgreichen Pitch und einer abgeschlossenen Investmentrunde geht die Arbeit erst richtig los – das Geschäftsmodell wird unter anderem auf den Kundennutzen eingehend geprüft. Deswegen ist neben dem Blick auf reine Zahlen, Daten und Fakten die Perspektive des Business Developments eine erfrischende Ergänzung für das Pitch Deck von Start-ups. Im Rahmen meiner Tätigkeit bei BMW i Ventures schaue ich mit der Perspektive des Business Developments anders auf die Pitch-Präsentationen von Gründerinnen und Gründern, um zu überlegen, wo sich ein Investment lohnen kann. Zuletzt war das der Fall, als ich als Jury-Mitglied für die Start-up Champs mitentscheiden durfte, welche Lösung im Bereich Mobility & Logistik überzeugt. Gerade die Kombination der Investment- und Business Development-Perspektiven kann maßgeblich zum nachhaltigen Erfolg eines Investments beitragen. Denn während die Investorinnen und Investoren mit dem Kapital einen Grundstein legen, achte ich darauf, unter welchen Bedingungen ein Start-up gut wachsen kann. Man kann auch sagen: Die Investorinnen und Investoren säen den Samen, ich gieße die Pflanze. Diese Kombination ist oft erfolgversprechend.  

Was braucht es für ein gutes Pitch Deck?

Bei einem Pitch Deck denken die meisten Gründerinnen und Gründer vor allem an die potenziellen Investorinnen und Investoren. Im Idealfall sollte ein Pitch Deck aber nicht nur die Geldgeberinnen und Geldgeber überzeugen, sondern auch die Verantwortlichen im Bereich Business Development, da hier noch mehr das Gesamtbild im Vordergrund steht. In meiner Rolle bei BMW i Ventures denke ich deshalb immer sofort sehr pragmatisch, indem ich an Chancen und Möglichkeiten denke und ich mich frage: Welche potenziellen Kunden könnten von der Lösung oder dem Produkt überzeugt sein oder davon profitieren? In der Praxis geht es dann beispielsweise darum, zu prüfen, wie gebrauchstauglich ein Produkt ist, welche Use Cases sich abdecken lassen oder ob gegebenenfalls eine Angebotserweiterung hilfreich sein könnte.

Als Business Developerin schaue ich bei BMW i Ventures auch darauf, in welchem Bereich das Produkt oder Technologie in der BMW Group andocken könnte, ob es zu der Unternehmensstrategie passt oder wir andere Anknüpfungspunkte über das Forschungs- und Innovationsprogramm finden können, um einen alternativen Lösungsraum abzudecken. Dabei investieren wir bei BMW i Ventures unabhängig. Eine Integration in die BMW Group ist nicht geplant oder verpflichtend. Vielmehr wollen wir die Industrie in Gänze zukunftsfähig und klimafreundlicher machen. 

Andere Strategien für das Business Development können sich außerdem nach einem erfolgten Investment oder beim Onboarding einer neuen Portfolio Company ergeben. Denn der klare Fokus liegt auf der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens und wie der zu erobernde Markt aussieht. Deshalb beachte ich gern die Sichtweise der Start-ups und lasse mir ihre strategische Ausrichtung und Roadmap für weitere wirtschaftliche Aktivitäten erklären, um den Investmentprozess des Due Diligence für meine Kolleginnen und Kollegen bei BMW i Ventures bestmöglich zu ergänzen. Gründerinnen und Gründer, die diese Perspektiven mit bedenken, sind sicher gut beraten.