„Am Ende zählen die Metriken, Daten und Zahlen für das Geschäftsmodell“

Finanzierung in Krisenzeiten - Interview mit Christian Range, Co-Founder & CEO hepster

Christian Range, Mitgründer & CEO hepster
Christian Range, Mitgründer & CEO hepster

Bildnachweis: hepster.

Besonders in wirtschaftlich sehr bewegten Zeiten wie den vergangenen Monaten stehen viele VCs und Unternehmen vor der Frage, wann und wie eine Finanzierungsrunde derzeit überhaupt Sinn macht. Kapitalgeber Element Ventures aus London und das Rostocker Insurtech hepster haben sich zusammengetan, um das Whitepaper: „Start-up-Finanzierung in Krisenzeiten: So überzeugst Du (internationale) Investoren!“ zu verfassen. Im Interview berichtet Christian Range, Co-Founder & CEO von hepster über den Kontakt mit Element Ventures und gibt weitere Einblicke.

VC Magazin: Herr Range, Element Ventures ist ein internationales Unternehmen. Wie ist der Kontakt zustande gekommen?

Range: Element Ventures hat sich darauf spezialisiert, Investitionen in aufstrebende Fintech-Unternehmen im europäischen Raum zu tätigen. Da Insurtech ein großer Treiber in dieser innovativen Branche ist, war es naheliegend, hier einen passenden Vertreter ausfindig zu machen. Sie haben den Markt analysiert und sind dann auf hepster aufmerksam geworden. Der Kontakt wurde dann seitens Element Ventures angestoßen.

VC Magazin: Wie konnte hepster Element Ventures als Investor überzeugen? Welche Faktoren haben hierbei eine zentrale Rolle gespielt?

Range: Wir konnten damals mit zwei Faktoren überzeugen. Einerseits unser 3-köpfiges Gründerteam – welches bereits sehr viel Erfahrung in der Versicherungsbranche aufweist und zudem als engagiert als auch ambitioniert von den Entscheidern wahrgenommen wurde. Zum anderen ist das Businessmodell gewinnbringend und nachhaltig. Je tiefer Element Ventures in unser Geschäft hineingeschaut hat, desto attraktiver wurde es für sie.

VC Magazin: Im Whitepaper wurde davon gesprochen, schnell profitabel zu werden, um Investoren zu überzeugen. Welche Zeitspanne wird hier von den Investoren erwartet?

Range: Eine genaue Zeitspanne ist schwer zu bestimmen. Es hängt viel mit der Kommunikation und der Entwicklung der Branche zusammen. Zudem variiert es natürlich von Unternehmen zu Unternehmen. Unsere Timeline besagt, dass 2025 alle Geschäftszweige profitabel sein sollen, im deutschen Kernmarkt wird dies bereits 2024 erwartet.

VC Magazin: Wie sollten Start-ups mit Druck- und Krisensituationen umgehen, um Kapitalgeber zu beeindrucken?

Range: Zum Teil hat man das Gefühl, dass in überhitzten Märkten Fundraising fast schon als einfach dargestellt wird. Regelmäßig wird angenommen, dass die Investitionen dort wie von selbst laufen. Es ist nicht empfehlenswert, Strategien aus diesen Märkten komplett identisch zu übernehmen, um Kapitalgeber zu beeindrucken. Denn es stellt sich erst zum Schluss heraus, wer das richtige Fundament gesetzt hat – am Ende zählen die Metriken, Daten und Zahlen für das Geschäftsmodell. Dabei hilft es ungemein, einen klaren und historisch begründeten Plan zu haben. Abseits des Geschäftsmodells lässt sich Glaubwürdigkeit auf Basis der handelnden Personen im Unternehmen abrunden – die Führungsebene steht hierbei besonders im Vordergrund, aufgrund ihrer Erfahrungen und Handlungen für das Unternehmen, Kontinuität und Engagement sind wesentliche Treiber. Anhand dieser Basis sollte der Plan glaubwürdig kommuniziert als auch konsequent eingehalten werden.

VC Magazin: Was muss bei internationalen Investoren beachtet werden? Welche Unterschiede gibt es zu nationalen?

Range: Besonders die kulturellen Unterschiede spielen eine große Rolle. Denn diese spiegeln sich auch an den KPIs und Erwartungen der Investoren wider. Im zentraleuropäischen Raum spielt aus meiner Erfahrung mehr das Zahlenwerk eine Rolle. Im Vergleich dazu konnte ich erkennen, dass je weiter man in Richtung Westen geht, die Vision und Skalierbarkeit eines Unternehmens im Vordergrund steht.

VC Magazin: Eines der „Don’t’s“ im Whitepaper ist: „Verschwende keine Zeit mit Leuten, die niemals in Dich investieren werden.“ Welche Indikatoren sind zu beachten, um potenzielle Investoren herauskristallisieren zu können?

Range: Fundraising kann auch als eine Art Vertrieb gesehen werden, mit unterschiedlichen Sales Zyklen. Beim Durchlaufen der Phasen wird schnell klar, wer wirkliches Interesse hat. Investoren mit ernsthaftem Engagement erarbeiten sich die einzelnen Stufen mit dir heraus und setzen mit geballtem Know-how an. Stagniert man bei Themen wie der Marktrecherche und -analyse, kommen meist nur in Ausnahmefällen langfristige Zusammenarbeiten zustande. Es gilt auch hier, je besser die Vorbereitung des gesamten Unternehmens auf das Thema Fundraising, desto höher die Erfolgsaussichten und die Geschwindigkeit.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.

Über den Interviewpartner:

Christian Range ist Mitgründer und CEO des Rostocker Start-ups hepster. Das Insurtech Unternehmen ist seit der Gründung vor knapp 7 Jahren stark gewachsen: Im Jahr 2021 konnte sich hepster ein 10 Millionen Investment sichern und ist mittlerweile in den österreichischen und französischen Markt expandiert. Als Insurtech sind sie in der Versicherungsbranche fest etabliert.