Reverion erhält 8,5 Mio. Euro für Kraftwerke der Zukunft

Climatetech-Start-up erhält Seedfinanzierung

Das Gründungteam von Reverion (v.l.n.r.): Felix Fischer (COO & Geschäftsführer), Jeremias Weinrich (CPO), Stephan Herrmann (CEO & Geschäftsführer), Luis Poblotzki (CDO) und Maximilian Hauck (CTO) © Reverion
Das Gründungteam von Reverion (v.l.n.r.): Felix Fischer (COO & Geschäftsführer), Jeremias Weinrich (CPO), Stephan Herrmann (CEO & Geschäftsführer), Luis Poblotzki (CDO) und Maximilian Hauck (CTO) © Reverion

Bildnachweis: © Reverion.

Das Münchner Climatetech-Start-up Reverion sammelt 8,5 Mio. EUR ein, um die Produktion seiner flexiblen Kraftwerke voranzutreiben. An der Finanzierungsrunde beteiligt sind UVC Partners, Green Generation Fund, Extantia Capital, Doral Energy-Tech Ventures und der Biomethan-Händler Landwärme GmbH.

Das Spin-off der Technischen Universität München hat sich zum Ziel gesetzt, konventionelle Kraftwerke weltweit durch seine Biogaskraftwerke zu ersetzen. Die containerbasierten Anlagen können herkömmliche Gasmotoren mit ihren geringen Wirkungsgraden ersetzen und neben Biogas auch mit Wasserstoff betrieben werden. Darüber hinaus produzieren die  Anlagen reines CO2 als Nebenprodukt der Stromerzeugung, sodass sie CO2-negativ arbeiten können. Mit der Technologie von Reverion können Betreiber von Biogasanlagen ihre Einnahmen durch dieselbe Menge Biomasse um bis zu 400% steigern. Insbesondere sind sie aber reversibel, sodass in denselben Anlagen auch zeitweise anfallender überschüssiger erneuerbarer Strom aus Wind und Photovoltaik in Wasserstoff oder Methan als Erdgasersatz umgewandelt werden kann. Die Technologie vereint daher alle wesentlichen Kernelemente – Effizienzsteigerung, einen CO2-negativen Betrieb und saisonale Energiespeicherung im Großmaßstab – die für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende noch benötigt werden, in einer einzigen Anlage.

Ausbau der Produktion im Fokus

Das frische Kapital wird für den Ausbau der Produktion von 100 Kilowatt- und 500 Kilowatt-Biogaskraftwerken verwendet. Zudem erhält Reverion 12 Mio. EUR an Forschungsmitteln, die für die weitere Entwicklung der Anlagen eingesetzt werden. Das Start-up ist eine Ausgründung der Technische Universität München (TUM) und nahm am Inkubationsprogramm XPRENEURS von UnternehmerTUM, Europas größtem Zentrum für Innovation und Gründung, teil. Mit der Serie A-Finanzierung sollen die Produktion weiter gesteigert und sich für die Marktnachfrage nach erneuerbaren Kapazitäten im Gigawattbereich aufgestellt werden. UVC Partners war schnell begeistert von dem Start-up: “Wir haben uns verschiedene Start-ups in diesem Bereich angeschaut. Das Gründerteam von Reverion hat uns überzeugt, weil es über die letzten Jahre eine herausragende Technologie entwickelt und in einer Pilotanlage erfolgreich getestet hat. Mit unserem großen Netzwerk zusammen mit UnternehmerTUM können wir Partner, Zulieferer und Expertise mit an den Tisch holen, um die weitere Skalierung der Technologie voranzutreiben”, erklärt Johannes von Borries, Geschäftsführer bei UVC Partners. Auch Janna Ensthaler, General Partner beim Green Generation Fund, zeigt sich zuversichtlich: „Reverions innovative Technologie verspricht einen bedeutenden Beitrag zur Energiewende zu leisten, indem sie die Effizienz von Biogasanlagen erhöht und unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringert. Vom ersten Tag an hat uns das Gründungsteam fasziniert, wobei die hohe Marktnachfrage ihre unternehmerische Kompetenz neben ihrer technischen Expertise unterstreichen. Der Green Generation Fund freut sich darauf, das Team bei der Verwirklichung ihrer Dekarbonisierungsvision jeden Schritt des Weges zu unterstützen.“

100 Prozent mehr Effizienz und keine schädlichen CO2-Emissionen

Der erste Zielmarkt sind bestehende Biogasanlagen, die derzeit mit Gasmotoren betrieben werden, die nur einen sehr geringen Wirkungsgrad von maximal 40% erreichen, begrenzte Speichermöglichkeiten bieten und jährlich Millionen Tonnen CO2 ausstoßen. Die modularen Kraftwerke von Reverion verdoppeln hingegen den Wirkungsgrad der Stromerzeugung von 40 auf 80% im Vergleich zu herkömmlicher Technik. Da die Kleinkraftwerke auch „rückwärts“ (reversibel) laufen können, lässt sich aus einem vorübergehenden Überschuss an Wind- und Sonnenstrom ein erneuerbares Erdgassubstitut oder grüner Wasserstoff erzeugen und speichern, um das Netz zu flexibilisieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass Reverions moderne Kraftwerke bei Verwendung von Biogas CO2-negativ betrieben werden können. Die patentierte kohlenstoffnegative Brennstoffzellentechnologie hat heute schon zahlreiche Kunden gefunden. „Wir haben bereits Vorbestellungen in Höhe von über 60 Mio. EUR, die wir erfüllen wollen“, erklärt Felix Fischer, Mitbegründer und COO. „Unser Ziel ist es, die Gewinnzone zu erreichen, indem wir in die Serienproduktion einsteigen und die Anzahl der ausgelieferten Einheiten schnell skalieren.“

Ziele der EU-Kommission beschleunigen den Markteintritt von Reverion

Schnelles Handeln ist auch erforderlich, damit Deutschland die Ziele der EU-Kommission für die Energiewende (Net-Zero-Act) in absehbarer Zeit erreichen kann. Reverion kann einen wichtigen Beitrag zur Erreichung dieser Ziele leisten. „Unsere Technologie adressiert vier der acht aktuell erklärten Ziele: Verbesserung der Energiespeicherung, Ausbau von Elektrolyseverfahren und Brennstoffzellen, verstärkte Nutzung von Biogas und Biomethan sowie Kohlenstoffspeicherung. Wir sind daher zuversichtlich, dass ein schneller und umfassender Markteintritt Deutschland und der EU einen Wettbewerbsvorteil bei der hochflexiblen und kohlenstoffnegativen Energieversorgung verschaffen wird“, erklärt Stephan Herrmann, Mitgründer und Geschäftsführer.