Neuer Goldstandard in der Krebsdiagnostik

Mir | detect: Hodenkrebstest mit hoher Zuverlässigkeit

Dr. Angelika Vlachou (High-Tech Gründerfonds) & Dr. Nina Winter (mir I detect)
Dr. Angelika Vlachou (High-Tech Gründerfonds) & Dr. Nina Winter (mir I detect)

Bildnachweis: High-Tech Gründerfonds, mir I detect.

Die 2016 gegründete mir | detect GmbH entwickelt, produziert und vertreibt molekulare In-vitro-Diagnostika für Liquid Biopsy-Anwendungen. Erstes Produkt ist der CE-gekennzeichnete M371-Test für die Diagnostik von Hodenkrebs. Der M371-Test wird derzeit in der Schweiz direkt vertrieben und von mir | detects Vertriebspartner in zahlreichen europäischen und GUS-Ländern auf breiter Basis eingeführt.

Hodenkrebs ist die am häufigsten auftretende Krebserkrankung bei Männern im Alter zwischen 20 und 45 Jahren. Bislang waren Diagnose und Überwachung dieser Krebsart entweder unspezifisch oder invasiv, strahlenintensiv und für Ärzte, Patienten wie auch Kostenträger gleichermaßen unbefriedigend. Die derzeit verwendeten Serummarker (AFP, bHCG und LDH) sind nur bei 50% bis 60% der Patienten erhöht, sodass die Ergebnisse durch eine Computertomografie (CT) oder sogar eine diagnostische Operation ergänzt werden müssen. „Eine ungenaue Überwachung setzt den Patienten einer hohen Strahlenbelastung aus und führt zu einer späten Rezidivbehandlung und/oder zu unnötigen Nebenwirkungen und einer hohen Komplikationsrate im Spätstadium. Zudem kann eine verzögerte zuverlässige Diagnose zu einer hohen psychischen Belastung für die Patienten führen“, erklärt Dr. Nina Winter, Geschäftsführerin von mir | detect. Zu den Langzeitnebenwirkungen von CT-Scans und Chemotherapie gehören Lungen- und Nervenschäden, ein um 40% erhöhtes Risiko, einen soliden Zweittumor zu entwickeln, sowie ein erhöhtes Risiko für Leukämie und Unfruchtbarkeit. Im Vergleich zum derzeitigen Goldstandard bietet der M371-Test basierend auf dem Nachweis einer tumorspezifischen microRNA im Serum eine genauere und frühzeitigere Primärdiagnose, die den Bedarf an diagnostischen Operationen reduziert, verbesserte Erkennung von Metastasen, optimales Therapiemanagement und -monitoring sowie frühzeitige Erkennung von Rezidiven.

Fast 1,5 Mio. Tests jährlich weltweit

Der gesamte weltweite Markt besteht aus fast 75.000 neuen Hodenkrebsfällen pro Jahr – Tendenz steigend. „Es wird empfohlen, dass Hodenkrebspatienten nach einem Test zur Primärdiagnose und einem weiteren nach einer Operation über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren untersucht und diagnostiziert werden, was einer Gesamtzahl von ca. 19 Untersuchungen über den gesamten Zyklus entspricht. Daraus ergibt sich eine Gesamtzahl von über 1,5 Mio. empfohlenen Untersuchungen pro Jahr weltweit“, so Winter.

HTGF von Beginn an Partner

Mit dem High-Tech Gründerfonds war ein etablierter Frühphasenfinanzierer von Anfang an mit an Bord. Ebenfalls haben die Bremer Aufbaubank sowie Business Angels und Family Offices in mir | detect investiert. „Auch wenn Hodenkrebs die häufigste Krebserkrankung junger Männer ist, handelt es sich um eine Nischenindikation. Die Heilungschancen sind nach frühzeitiger Erkennung bei entsprechender Behandlung und engmaschiger Überwachung sehr gut“, sagt Dr. Angelika Vlachou, Partnerin beim High-Tech Gründerfonds. Bereits bei einem ersten Verdacht auf Hodenkrebs könne die Diagnostik in Serumproben schnell und einfach präzisiert werden, so Vlachou.

Ausblick

Bezüglich weiterer Finanzierungsrunden gibt sich Winter optimistisch: „Wenn unsere Markt-prognose und die Umsatzerwartungen in den nächsten Jahren wie geplant eintreffen, werden keine weiteren Finanzierungsrunden mehr nötig sein.“ Die Erschließung weiterer attraktiver Märkte, beispielsweise USA oder Asien, sowie die Entwicklung von Diagnostika für andere
Krankheitsfelder würden allerdings sehr wahrscheinlich weitere Kapitalzuflüsse notwendig machen, so die Geschäftsführerin. „Wie üblich bei den jungen Start-ups, wird es wahrscheinlich auch hier so kommen, dass ein großer (Diagnostik-)Partner das Produkt in sein Portfolio aufnehmen wird. Dann kann der Markterfolg sich auch international verstetigen“, schließt Vlachou.