Ein Ökosystem für mehr Nachhaltigkeit

Investor im Portrait: Futury Capital

Jochen Herdrich (Futury Capital) & Melissa Ott (Futury)
Jochen Herdrich (Futury Capital) & Melissa Ott (Futury)

Bildnachweis: Futury Capital, Futury.

Nachhaltigkeit und die Suche nach technischen und wissenschaftlichen Lösungen,
welche die nachhaltige Transformation von Unternehmen und Industrien beschleunigen, sind die wichtigsten Triebfedern von Futury. Was treibt das Managementteam an? Welches Netzwerk steckt dahinter? Welche Erfolge wurden bisher erreicht?

Die eigentliche Idee von Futury geht über den klassischen Venture Capital-Fonds hinaus. „Wir verstehen uns als ein Innovationsökosystem. Wir unterstützen Innovationen und Start-ups von der Gründungsphase bis hin in die Wachstums- und Skalierungsphase. Ziel ist es, den kompletten Lebenszyklus eines Start-ups abzudecken“, erklärt Melissa Ott, Geschäftsführerin von Futury. Der Startschuss für das heutige Netzwerk und Ökosystem erfolgte 2005 durch die von Holger Follmann gegründete Werte-Stiftung. Hier wurde das Ziel gesetzt, wertebasiertes Unternehmertum und entsprechende Ideen auch in der Start-up-Landschaft von Deutschland zu verankern, nach dem Motto „Zukunft braucht Herkunft“. Daraus ging unter anderem die „ReAct-Initiative“ hervor mit vielen Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft. Getrieben durch diese Aktivitäten, ist ein Netzwerk aus etablierten Firmen und erfahrenen Unternehmern entstanden, mit dem Futury die Entwicklung junger Unternehmen beschleunigen und neue Geschäftsideen fördern will. Um gezielt junge Start-ups zu unterstützen, stellt Futury gemeinsam mit weiteren Initiativpartnern wie der Schwarz Gruppe, der Handelsblatt Media Group, der Deutschen Bank und Bain & Company das Accelerator-Programm „The Mission“ bereit. Für eine finanzielle Förderung von Start-ups in Wachstums- und Skalierungsphasen ist der Fondsmanager Futury Capital zuständig.

Eigenes Accelerator-Programm

Mit „The Mission“ wird bereits in einer frühen Gründungsphase die Brücke geschlagen zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen. Auf diese Weise soll mit einem effektiven Accelerator die Basis geschaffen werden, um neue und nachhaltige Lösungen möglichst schnell und entsprechend der Nachfrage sowie den Industriebedarfen in den Markt zu bringen. Im Mittelpunkt stehen dabei drei Fokusthemen aus dem Bereich der Nachhaltigkeit: Waste, Food und Construction. Der vierte Bereich, Cybersecurity, soll noch in diesem Jahr gelauncht werden. Die gezielte Zusammenarbeit von Start-ups und Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette ermöglicht es Futury, die jungen Unternehmen bereits bei der Ideen-findung sowie der Sicherstellung des Produkt-Market-Fit zu unterstützen. Dazu wird mit rund 100 Unternehmenspartnern und mehr als 100 Hochschulen zusammengearbeitet, darunter Vonovia, Procter & Gamble, Schwarz Gruppe (Lidl, Kaufland, PreZero), Schüco, Nestlé oder Goldbeck. Zudem erfolgt eine enge Kooperation mit anderen Inkubatoren und Acceleratoren.

Zwei Investmentfonds

Die Futury Capital GmbH unterstützt als Investmentgesellschaft weiter fortgeschrittene Start-ups mit messbarem Skalierungspotenzial finanziell und mit Kontakten aus dem großen Futury-Netzwerk. Futury Capital managt aktuell zwei Venture Capital-Fonds, die in der Seed- und daran anschließenden Wachstumsphase Beteiligungskapital ausreichen. Beide Fonds wurden in Partnerschaft mit dem Land Hessen aufgesetzt. Das Volumen des frühphasigen Venture-Fonds beläuft sich auf 20 Mio. EUR. Hier werden seit 2018 Seed-Finanzierungen vorgenommen mit Ticketgrößen bis zu 500.000 EUR pro Runde. Der Futury Regio Growth Fonds unterstützt bereits etablierte Unternehmen mit Wachstumskapital mit einem Fonds-volumen von 60 Mio. EUR und Ticketgrößen von 1 Mio. bis 8 Mio. EUR. Futury Capital arbeitet
eng mit dem international führenden Venture Capital-Fonds Headline (früher e.ventures) zusammen.

Neuer Fonds wird 2023 aufgelegt

„Es gibt einen sehr hohen Bedarf an Innovationsfinanzierungen, getrieben auch durch die nötige nachhaltige Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Diese Transformation bedingt hohe Investitionen in neue Technologien wie bei Energiesystemen, Mobilität, Immobilien und Ernährung“, kommentiert Jochen Herdrich, Geschäftsführer bei Futury Capital. Deshalb wird aktuell auch ein neuer Nachhaltigkeitsfonds aufgelegt: der Futury Transformation Fund. Dieser Fonds soll gezielt in nachhaltige Start-ups investieren, die mit innovativen und skalierbaren Geschäfts-modellen die Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft vorantreiben. Das Volumen soll bis zu 100 Mio. EUR betragen. „Mit dem Transformation Fund adressieren wir nachhaltige Start-ups in den Bereichen Climatetech, Foodtech, Circular Economy, Proptech und Mobility. Das First Closing ist bis Jahresende geplant“, ergänzt Herdrich. Die Messung des Impacts des Fonds soll dabei portfolio-übergreifend in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Climatetech-Unternehmen right.based on science GmbH auf Basis des Pariser 1,5°C-Ziels erfolgen. „Dabei wollen wir beim Transformation Fund aber nicht auf Finanzrendite verzichten, sondern sehen in der nachhaltigen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft sehr große Marktpotenziale, die mit innovativen und skalierbaren Geschäftsmodellen von Topteams gehoben werden können“, sagt Simone Riebel-Adam, Partnerin des Transformation Fund.

Erfolgreich Unternehmen entwickelt

Eine erfolgreiche Gründungsgeschichte seitens Futury war die Entwicklung einer  Mehrweglösung für Supermärkte. Aus dem ersten Accelerator-Programm, The Mission Waste 2019, entstand das Unternehmen circolution GmbH, welches smarte Mehrwegverpackungen für abgepackte Lebensmittel entwickelt. Einer der Entwicklungspartner war Nestlé, mit dem im Januar 2023 ein erster Pilot gelauncht wurde. Ebenfalls um Verpackungen geht es bei der Recyda GmbH. Das Unternehmen bringt Transparenz in die Ermittlung der Recyclingfähigkeit von Verpackungs-lösungen jeglicher Art auf europäischer Ebene. Die Software unterstützt multinationale Konsumgüterunternehmen mit einer All-in-one-Lösung für die digitale Verwaltung des Verpackungsportfolios. Recyda startete seine Entwicklung im Accelerator „The Mission“, anschließend folgte die erste Finanzierung unter anderem mit Unterstützung durch Futury Capital. In einer Folgerunde konnten weitere starke Investoren wie Speedinvest und Auxxo hinzugewonnen werden.

Enger Austausch, aber keine Abhängigkeit

Zwischen Futury und Futury Capital besteht ein enger Austausch zu Start-ups, Trends und Innovationen, aber keine gegenseitigen Verpflichtungen; beide Gesellschaften agieren rechtlich und wirtschaftlich unabhängig voneinander. So entstammen die meisten Portfolio-unternehmen der Fonds nicht den Acceleratoren-Programmen der Futury GmbH, etwa Aaron GmbH, Demecan GmbH, Digital Spine GmbH, Rail-Flow GmbH, Raisin GmbH, Rydes GmbH, Sorare SAS, seedtrace GmbH, Tvarit GmbH und Wingcopter GmbH.

Transformation von Unternehmen unterstützen

Futury unterstützt darüber hinaus auch bereits etablierte Unternehmen bei ihrer eigenen nachhaltigen Transformation. Dazu wurde ein Institut gegründet, das die Brücke zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und unternehmerischem Handeln schließen soll. Das Future Institute for Sustainable Transformation als An-Institut mit der ESMT Berlin ist auf die Entwicklung und Vermittlung innovativer Nachhaltigkeitslösungen spezialisiert und unterstützt Unternehmen bei ihrer Transformation. „Das Institut schafft und vermittelt Wissen, um Organisationen, Branchen und Wertschöpfungsketten in Richtung Nachhaltigkeit zu transformieren“, sagt Jannis Röthemeier, Executive Director des Instituts. Dabei werde ein forschungs- und handlungsorientierter Ansatz verfolgt, um Wissen zu schaffen und die relevanten Akteure zu vernetzen. Möglich wird dies durch Angebote wie Studien, Bildungsangebote für Mitarbeiter und Führungskräfte sowie projektbasierte Collaborations.