Commitments zu ESG bringen Vorteile

Kommentar

Dr Peter Güllmann, Bank im Bistum Essen
Dr Peter Güllmann, Bank im Bistum Essen

Bildnachweis: Bank im Bistum Essen.

Im Song „MfG – Mit freundlichen Grüßen“ der Fantastischen Vier heißt es nach einer Reihe von Abkürzungen: „Die Welt liegt uns zu Füßen, denn wir stehen drauf“. Und irgendwie scheinen wir es auch gründlich falsch verstanden zu haben, das biblische „Macht euch die Erde untertan“. So, wie wir die Ausbeutung von Mensch und Umwelt weltweit betreiben, kann der Plan vom Retten der Welt jedenfalls nicht aufgehen. Folgerichtig sind die Themen Environmental, Social und Governance (ESG) für Gesellschaft und Wirtschaft in den letzten Jahren immer wichtiger geworden und die Offenlegungsverordnung (SFDR) wird konkreter und quantitativer.

Viele Unternehmen haben erkannt, dass das Commitment zu Umweltthemen sogar einen Wettbewerbsvorteil mit sich bringt. Doch wie lässt sich deren Nachhaltigkeit messen und Greenwashing identifizieren? Dafür gibt es verschiedene ESG-Tools, die nicht nur intern zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsstrategie dienen, sondern vor allem extern eine Vergleichsmöglichkeit schaffen. Als ESG-Tools bezeichnet man Instrumente, die es Unternehmen ermöglichen, die ökologischen, sozialen und governancebezogenen Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit zu messen, zu bewerten und zu verbessern. Sie haben verschiedene Ausprägungen, etwa Nachhaltigkeitsberichte, ESG-Ratings, ESG-Indikatoren, ESG-Analysen oder ESG-Integration.

ESG-Tools schaffen nachhaltige Wirtschaft

Speziell in Banken hat der Einsatz von ESG-Tools vielerlei Vorteile. Zum einen können sie dazu beitragen, Risiken zu reduzieren, die sich aus der Nichtbeachtung von ESG-Kriterien ergeben können, etwa Rechtsstreitigkeiten, Reputationsschäden oder Sanktionen. Zum anderen bergen sie Chancen, die sich aus der Berücksichtigung von ESG-Kriterien ergeben, beispielsweise Kosteneinsparungen, Innovationen oder Mitarbeiter- und Kundenbindung. Um diese Vorteile ausspielen zu können, veröffentlichen Banken ihre ESG-Berichte und beteiligen sich an Ratings, die ihre ESG-Leistung anhand von standardisierten Kriterien bewerten und mit anderen Banken vergleichen. ESG-Tools helfen aber nicht nur dabei, die Unternehmens-ESG-Leistung zu verbessern, Stakeholder zu informieren und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen – sie tragen vor allem zu einer nachhaltigeren Wirtschaft bei. Hierzu braucht es verbindliche Messgrößen, die feststellen, inwieweit sich die Unternehmenstätigkeiten auf Mensch und Umwelt auswirken. Damit erweitert sich auch der Umfang der Berichtsinhalte, die derzeit zum Teil noch unkonkret sind. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Begriff „Nicht-finanzielle Informationen“ (NFRD) wegfällt: Denn auch Nachhaltigkeitsthemen können finanzielle Auswirkungen mit sich bringen, wie das Beispiel „Niedrigwasser bei Flüssen, die in der Folge nicht mehr für Schiffe befahrbar sind“ zeigt.

Datenvergleich entscheidend

Um die Anforderungen an die Berichterstattung erfüllen zu können, ist das Sammeln und Auswerten von Daten entscheidend. Durch eine unterschiedliche Datengrundlage kommt es jedoch bei Nachhaltigkeitskennzahlen immer wieder zu abweichenden Ergebnissen bei verschiedenen Anbietern. Dies gilt für etablierte ESG-Ratings, die weiterhin eine niedrige Korrelation unter den Anbietern aufweisen, genauso wie für geschätzte Werte im Bereich der Scope 3-Emissionen. Wir unterstützen daher die geplante Regulierung auf Datenanbieterseite, die eine höhere Transparenz gewährleisten soll: Denn erst wenn man Daten verschiedener Unternehmen sicher miteinander vergleichen kann, können auch entsprechende Schlüsse gezogen werden.

Fazit

Nachhaltigkeitsinformationen zu Transparenz, Ethik, Compliance oder Risikomanagement sollen zukünftig den gleichen Stellenwert wie Finanzinformationen erhalten. Das ist eine gute und wichtige Entwicklung, die wir als BIB mit unserem Auftrag „Bewahrung der Schöpfung“ sehr begrüßen und gern vorantreiben.

Zum Autor:

Dr. Peter Güllmann ist Vorstandssprecher der Bank im Bistum Essen und unter anderem verantwortlich für das Kreditgeschäft, Mikrofinanzierung und Nachhaltigkeit. Zudem ist er Vorsitzender des Rates für Wirtschaft und Soziales beim Bischof von Essen.