Ein Investoreneinstieg bedeutet Veränderung – worauf sich Start-ups und Investoren einstellen müssen

Interview mit Pia Sickmüller (HAGER Executive Consulting)

Interview mit Pia Sickmüller (HAGER Executive Consulting)
Interview mit Pia Sickmüller (HAGER Executive Consulting)

Bildnachweis: HAGER Executive Consulting.

Ein Investoreneinstieg von Private Equity, Venture Capital oder Asset Management kann der entscheidende Faktor für den nachhaltigen Erfolg eines Start-ups sein. Mit einem beeindruckenden Portfolio bei der Besetzung von Schlüsselpositionen hat Pia Sickmüller, eine der führenden Köpfe bei HAGER Executive Consulting, sich zum Ziel gesetzt, die geeigneten Talente in Schlüsselpositionen zu bringen und die Investoren zu beraten, um somit das volle Potenzial beider Seiten auszuschöpfen. Im Interview spricht sie über die Strategien und Überzeugungen, die hinter ihrem Erfolg stehen.

VC Magazin: Der Investoreneinstieg bedeutet oft eine Phase intensiver Veränderungen und Anpassungen für Start-ups. Welche Schlüsselrollen sollten Headhunter identifizieren, um Start-ups bei dieser Transformation zu unterstützen?

Sickmüller: Da spielen mehrere Faktoren eine tragende Rolle. In welcher Phase befindet sich das Start-up? Wie ist die Geschäftsführung aktuell aufgestellt? Was sind die Pain Points und wo soll es hingehen? Positionen, die häufig während der Transformation neu besetzt werden, sind allen voran der CFO und der CEO. Nicht zu vernachlässigen sind Schlüsselpositionen im Sales, Marketing und in der Produktion da hier intern oft die Expertise fehlt das gute Produkt passend an den Markt zu bringen und zu skalieren.

VC Magazin: Schließlich geht es bei einem erfolgreichen Investoreneinstieg darum, dass sowohl das Start-up als auch der Investor langfristig profitieren. Welche langfristigen Erfolgsfaktoren sollten Headhunter bei der Suche nach geeigneten Talenten für Start-ups berücksichtigen und welche Qualitäten und Eigenschaften sollten die platzierten Führungskräfte besitzen, um diesen Erfolg sicherzustellen und auszubauen?

Sickmüller: Ein Erfolgsfaktor ist oft ein Manager, der bereits im VC-Umfeld tätig war. Das Verständnis für die damit zusammenhängenden Prozesse und eine gute Zusammenarbeit mit den Investoren sind essenziell für den langfristigen Erfolg der Unternehmung. Die Frage nach Management Qualitäten und Eigenschaften füllt bekanntermaßen Bücher, das gilt
auch für den VC-Bereich und lässt sich schwer verallgemeinern. Im Gegensatz zur „normalen“ Industrie kann man aber sagen, dass wir bei erfolgreichen Führungskräften in diesem speziellen Umfeld oft eine hohe Dynamik und Energie sehen, die Fähigkeit flexibel auf Änderungen zu reagieren und dabei einerseits hoch empathisch und sensibel den oft emotional investierten Gründern und Mitarbeitenden gegenüber, andererseits stringent und klar wenn es um Geschäftsentscheidungen geht – es ist regelrecht ein Balanceakt und verlangt in Summe nach einem ausgeglichenen Multitalent.

VC Magazin: Aus Sicht der Headhunter, welche Schlüsselaspekte sollten Start-ups berücksichtigen, um sich angemessen auf den Einstieg eines Investors vorzubereiten und welche Maßnahmen könnten getroffen werden, um diese Übergangsphase effektiv zu gestalten?

Sickmüller: Die bestehende Geschäftsführung sollte sich auf Änderungen einstellen – die ihnen nicht immer gefallen werden – aber für den Erfolg der Unternehmung aus der Erfahrung des Investors essenziell sind. Die Bereitschaft neue Wege zu gehen, seinen Status Quo zu hinterfragen und Änderungen und Anpassungen der Strategie zu forcieren. Eine schlüssige Kommunikation mit den Mitarbeitenden ist auch von Vorteil, gerade in einem oft noch überschaubaren Umfeld sollte jede/r mit an Bord sein.

VC Magazin: Die Wahrnehmung von potenziellen Investoren ist für Startups von entscheidender Bedeutung, insbesondere wenn es um zukünftige Finanzierungen geht. Welche Strategien könnten Headhunter empfehlen, um die Aufmerksamkeit von Investoren zu erregen und welche Rolle spielen Headhunter dabei, diese Verbindungen herzustellen?

Sickmüller: Netzwerken, Netzwerken, Netzwerken! Im VC-Markt läuft weiterhin viel über bestehende Netzwerke, Empfehlungen und dem Talk of Town. Wenn das Budget für ein eigenes Marketing oder Sales Team noch nicht reicht, sind hier Social Media und Branchen Meet-ups gute Möglichkeiten sich sichtbar zu machen. Als Headhunter ist man stark auf Investoren Seite unterwegs – kennt die Vorlieben, Bedarfe und manchmal sogar Budgets, sitzt sehr nah am Markt und bekommt Informationen, bevor manch anderer von ihnen hört. Es lohnt sich also auch in der Phase der Investorensuche sich mit seinem Headhunter auszutauschen. Vielleicht kennt er schon Ihren nächsten Investor.

VC Magazin: Investoren legen großen Wert auf verschiedene Kriterien, bevor sie in ein Start-up investieren. Welche Kriterien sind Ihrer Erfahrung nach besonders wichtig und wie könnten Start-ups ihre Strukturen und Geschäftsmodelle gestalten, um diese Erwartungen zu erfüllen?

Sickmüller: Im diversen Start-up Universum ist es schwierig eine universelle Antwort zu geben. Es gibt aus unserer Sicht zwei Faktoren, die aber als solche angesehen werden können: Neben den typischen Hard-Facts ist für Investoren aus unserer Erfahrung vor allem die Gründer-Personality entscheidend. Die produktive Zusammenarbeit steht und fällt mit dem menschlichen Faktor. Und um für Investoren interessant zu sein und gesehen zu werden spielt das Pitchbook eine tragende Rolle. Es sollte transportieren, warum das Geschäftsmodell so einzigartig im Markt ist, und eine hohe Professionalität widerspiegeln. Als Headhunter kennen wir einige Pitchbooks und können Hinweise geben. In die Detailarbeit sind wir nicht eingebunden, können aber Verbindungen herstellen zu Personen die nachweislich erfolgreich anderen Start-Ups geholfen haben.

VC Magazin: Call-Optionen und Vesting-Regelungen sind wichtige Aspekte bei einem Investoreneinstieg, die oft komplex sind und langfristige Auswirkungen haben können. Welche Beratung können Headhunter bezüglich dieser Finanzinstrumente für Startups bieten? Wie könnten Headhunter Startups dabei helfen, Call-Optionen und Vesting-Regelungen strategisch zu gestalten, um langfristige Stabilität und Motivation im Team zu gewährleisten?

Sickmüller: Pauschal könnte man sagen, dass es für eine hohe Teamstabilität und einen guten Drive Sinn macht, sich als Gründer nicht zu ernst zu nehmen, die Relevanz des Teams zu begreifen und auch entsprechend über beispielsweise diese Finanzinstrumente zu honorieren. Durch unseren Einblick in verschiedenste Start-ups können wir mit Rat zur Seite stehen, aber auch hier ist eine generelle Aussage schwer zu treffen. Natürlich gibt es best-Practice Ansätze – diese sind aber stets Case by Case zu diskutieren und das gehört in die Hände des Legal / Finance Teams. Falls nicht vorhanden, kennen wir sicher auch einen Anwalt, der mit diesen kniffeligen Fragen problemlos umzugehen weiß. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein guter Headhunter an der Hand für jedes Start-up einen Mehrwert bieten kann. Zumeist als Sparringspartner, Multiplikator und „Vernetzer“. Auch wenn das nicht unsere Kerndienstleistung ist, ist es das, was uns 1. Freude bereitet und 2. dafür sorgt, dass wir eben so nah am Markt bleiben können, wie wir es möchten und es für die Ausübung unseres Berufs nötig ist.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!