Der gesamtwirtschaftliche Gegenwind hat auch den deutschen Beteiligungsmarkt im vergangenen Jahr gebremst. Insgesamt 11,3 Mrd. EUR wurden laut der vorläufigen Statistik des Bundesverbands Beteiligungskapital (BVK) im Jahr 2024 investiert und damit rund 13 % oder 1,7 Mrd. EUR weniger als im Jahr 2023 (13 Mrd. EUR). Lichtblick war das Venture Capital-Segment, das im Gegensatz zu Buy-Outs und Wachstum/Minderheitsbeteiligungen bei den Investitionen zulegte.
„Die Belastungen aus Konjunktursorgen, politischen Unsicherheiten und geopolitischen
Krisen hemmten Beteiligungsgesellschaften und Portfoliounternehmen. Leitzinssenkungen
konnten noch keine entscheidenden Impulse setzen. Zwar sanken die Investitionen von
Beteiligungsgesellschaften auf insgesamt 11,3 Mrd. EUR. Dieses Kapital trug aber
maßgeblich dazu bei, dass Start-ups und Mittelständlern die aktuell herausfordernden Zeiten meistern können“, fasst Dr. Ingo Krocke, Vorstandssprecher des Bundesverbandes Beteiligungskapital (BVK) und CEO der Auctus Capital Partners AG die Zahlen zusammen.
Anstieg im Venture Capital-Segment
Positive Zahlen gibt es aus dem Venture Capital-Bereich. Nachdem die Investitionen im
Anschluss an das Rekordjahr 2021 zwei Jahre in Folge gesunken waren, brachte 2024
erstmals wieder ein Investitionsplus. Insgesamt 3,4 Mrd. EUR wurden von Beteiligungsgesellschaften in Startups investiert und damit ein gutes Viertel mehr als im
Vorjahr (2,6 Mrd. EUR) bzw. knapp mehr als 2022 (3,3 Mrd. EUR). „Der Venture Capital-
Markt befindet sich auf Erholungskurs. Diese Entwicklung zeigt sich nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. VCs sind im Jahresverlauf deutlich zuversichtlicher geworden und es fließt wieder mehr Kapital in Startups“, so Dr. Frédéric du Bois-Reymond, BVK-Vorstandsmitglied und Partner bei Earlybird X. 2024 konnten wieder mehr sehr große Finanzierungsrunden im dreistelligen Bereich erfolgreich geschlossen werden, bei denen Beteiligungsgesellschaften sich substanziell zusammen mit anderen Investoren engagierten, z. B. bei Helsing, DeepL, Black Semiconductor, The Exploration Group, eGym oder 1Komma5. Aktuell stehen die Bereiche Künstliche Intelligenz, Defense und Climatech besonders im Fokus der Investoren.
Rückgang bei Buy-Outs, Fundraising stabilisiert sich
Die Buy-Out-Investitionen erreichten 5,5 Mrd. EUR und gaben um nahezu ein Drittel gegenüber 2023 (8,1 Mrd. EUR) nach. „Das unsichere Umfeld – konjunkturell, geopolitisch, finanziell – belastet die Geschäftsaussichten vieler Branchen und die Planbarkeit der Unternehmen. Dementsprechend werden M&A-Transaktionen komplexer und langwieriger. Und auch die Preisfindung zwischen Käufer und Verkäufer wird erschwert“, erklärt Krocke die Marktsituation. Sehr große Transaktionen, die im Bereich der Buy-Out-Investitionen die Statistiken erheblich beeinflussen können, gab es nur wenige. Ein weiterer sich fortsetzender Trend: Börsennotierte Unternehmen unterschiedlichster Größe sind für ausländische Investoren attraktive Übernahmeziele. Beispiele sind unter anderem Stemmer Imaging, Nexus, CompuGroup, Encavis, EQS Group oder SNP.

Knapp gestiegen sind die Investitionen im Bereich Wachstumsfinanzierungen (Growth) und
andere Minderheitsbeteiligungen (Replacement- und Turnaround-Finanzierungen) bei
mittelständischen Unternehmen und reiferen Jungunternehmen. Diese erreichten 2,4 Mrd.
EUR nach 2,3 Mrd. EUR im Vorjahr.
Nach einem kräftigen Rückgang des Fundraisings im Jahr 2023 (6,0 Mrd. EUR) konnten
deutsche Beteiligungsgesellschaften 2024 mit 6,3 Mrd. EUR etwas mehr neues Kapital
einwerben. Die Zahl der neu geschlossenen Fonds blieb mit 32 (2023: 33) nahezu
unverändert. Das Fundraising von Venture Capital-Fonds erreichte 2,4 Mrd. EUR nach 1,8
Mrd. EUR im Vorjahr. Buy-Out-Fonds blieben mit 3,8 Mrd. EUR dagegen leicht unter dem
Vorjahresniveau (4,1 Mrd. EUR).
2025 – quo vadis?
„Ob 2025 das Jahr eines breiten Marktaufschwungs wird, hängt maßgeblich von den
geopolitischen und gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen ab. Wir sind jedoch optimistisch,
dass sich die Erholung im Venture Capital-Markt getrieben durch Technologietrends wie
Künstliche Intelligenz fortsetzen wird. Der Buy-Out-Markt dürfte von den jüngsten
Zinssenkungen profitieren. Sollten im Jahresverlauf positive Konjunkturnachrichten
hinzukommen, sollte dies weiteren Schub geben“, blickt BVK-Vorstandssprecherin Ulrike
Hinrichs in die Zukunft. „Wir sind zudem optimistisch, dass die neue Bundesregierung die
richtigen Weichen für einen Konjunkturaufschwung setzt und auch das Startup-Ökosystem
weiter substanziell unterstützen wird. Beteiligungskapital bleibt der entscheidende Treibstoff für Gründung, Wachstum und Transformation.“