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Der Begriff Workation ist ein Kofferwort aus den englischen Begriffen „work“ (Arbeit) und „vacation“ (Urlaub). Er beschreibt eine moderne Arbeitsform, bei der berufliche Tätigkeiten an einem Urlaubsort ausgeführt werden – ortsunabhängig, aber nicht jobunabhängig. Workation bedeutet nicht, dass Urlaub und Arbeit verschwimmen; vielmehr soll sie gezielt neue Reize schaffen, Kreativität fördern, das Stresslevel senken und neue Perspektiven auf berufliche Herausforderungen ermöglichen. Die Arbeitsbedingungen ähneln dem Homeoffice – mit dem Unterschied, dass sie von einer meist attraktiveren Umgebung geprägt sind. Diese neue Flexibilität ist vor allem durch die Digitalisierung möglich geworden und spricht besonders Berufe mit digitalem Fokus an: von IT, Marketing, Design bis hin zu Personalentwicklung oder Kundenservice.
Raimund Seibold, Geschäftsführer der Augsburger Agentur Innoit, hat bereits zahlreiche Workations hinter sich – unter anderem in Kroatien, Sardinien, Spanien und an der Ostsee. Für ihn beginnt eine Workation ab einer Woche Aufenthalt und sollte zwei Wochen nicht überschreiten. Seine goldenen Regeln: Die Reisebegleitung sollte ebenfalls im Workation-Modus sein – die Kombination aus Urlauber und Arbeitendem funktioniert in der Praxis kaum. Auch die Zeitzonen müssen zueinanderpassen; ideal sind maximal drei Stunden Unterschied zu Deutschland. Die Unterkunft sollte ein separates Arbeitszimmer bieten, stabile Internetverbindungen sind ein Muss. Ebenso wichtig sind eine gut ausgebaute Infrastruktur vor Ort sowie die Vermeidung komplexer Themen und Abstimmungen während der Workation-Zeit. Für Seibold ist eine gute Vorbereitung entscheidend: „Wer seine Umgebung nicht kennt, wird dort auch nicht gut arbeiten.“
Workation auf Teneriffa
Auch der Autor dieses Artikels hat eigene Erfahrungen gesammelt – und zwar auf Teneriffa. Drei Wochen lang arbeitete er auf der kanarischen Insel, und das nicht zum ersten Mal. Die Bedingungen dort: ideal. Nur eine Stunde Zeitverschiebung, flächendeckendes WLAN, gute Infrastruktur und zahlreiche Coworking-Spaces. Statt auf ein Hotel fiel aber die Entscheidung auf eine Ferienwohnung mit gut ausgestatteter Arbeitsumgebung. Wichtig ist eine klare Tagesstruktur: morgens und abends Arbeit, mittags Erholung. Die Arbeitsintensität ist nach eigenem Erleben in einer Workation aber eher niedriger; das muss man ehrlich einplanen. Ein weiterer Ratschlag: immer eine Back-up-Lösung für Technikprobleme bereithalten – sei es ein Ersatzgerät oder eine Powerbank.
Der TUI Workation Index 2025:
Welche Orte eignen sich am besten für eine Workation? Diese Frage beantwortet der TUI Workation Index 2025, der gemeinsam mit verschiedenen Partnern bereits in der dritten Auflage erschienen ist. Anhand von zehn Kriterien – etwa Internetgeschwindigkeit, Sicherheit, Lebensqualität, Mietpreise oder Verfügbarkeit von Coworking-Spaces – wurden die weltweit besten 50 Destinationen ermittelt. Lissabon führt das Ranking an, mit stabiler Infrastruktur, zahlreichen Coworking-Möglichkeiten und attraktiven Freizeitangeboten. Ebenfalls vorn dabei sind Porto, Bukarest, Budapest und Krakau. Während Lissabon mit 23 Coworking-Spaces pro 100.000 Einwohner überzeugt, bietet Bukarest mit nur 8,26 EUR pro Monat das günstigste Breitbandinternet. Auch Städte außerhalb Europas wie Kairo oder Hanoi bieten spannende Alternativen für digitale Nomaden. Eine zentrale Rolle spielt aber die Zeitzone: Wer enger mit Kunden und Teams in Europa zusammenarbeitet, profitiert von minimalen Zeitunterschieden. Südamerikanische und ostasiatische Städte schneiden deshalb im Index tendenziell schlechter ab – der tägliche Rhythmus weicht zu stark vom europäischen Arbeitsalltag ab.
Südafrika: Unterschätzter Hotspot für digitale Nomaden
Ein besonderer Tipp für Start-ups und junge Unternehmer ist inzwischen Kapstadt. Die Stadt am Atlantik gilt seit der Pandemie als inoffizielle Workation-Hauptstadt der Digital Economy. In der europäischen Winterzeit beträgt der Zeitunterschied nur eine Stunde; im Sommer sogar null. Die Lebensqualität ist hoch, das Klima angenehm, und die Infrastruktur überzeugt – zumindest in der Provinz Westkap, die im Vergleich zu anderen südafrikanischen Regionen als gut organisiert gilt. Aber Vorsicht: Die Stromversorgung in Kapstadt ist nicht immer zuverlässig. Häufige Stromausfälle können den Workflow massiv stören. Eine geeignete Unterkunft sollte daher unbedingt über einen eigenen Generator verfügen. Auch Powerbanks oder mobile Router sind empfehlenswert. Rechtlich birgt die Workation in Südafrika ebenfalls Herausforderungen. Das klassische Touristenvisum erlaubt keine berufliche Tätigkeit. Wer dennoch arbeitet, riskiert Strafen oder sogar ein Einreiseverbot. Seit Mai 2024 existiert ein eigenes Digital Nomad-Visum, das Aufenthalte von bis zu drei Jahren erlaubt.
Nicht nur ein kurzfristiger Trend
Tobias Kollewe, Präsident des Bundesverbands Coworking Spaces Deutschland e.V. und CEO von worqs Coworking & Flex Office, verspürt aus Verbandssicht ein steigendes Interesse an Workation: „Und gleichzeitig sehen wir politischen Handlungsbedarf, etwa bei Visaregelungen, Infrastruktur oder rechtlichen Grauzonen. Workation ist kein Trend, sondern Teil einer neuen Arbeitsrealität, für die wir passende Rahmenbedingungen schaffen müssen. Das wird in diesem Jahr auch Thema auf dem Jahreskongress #zukunftcoworking sein. Mit worqs Coworking & Flex Office unterstützen wir diese Entwicklung auch ganz konkret – durch flexible Membership-Modelle, hybride Bürolösungen und eine wachsende Anzahl an Spaces – auch in Urlaubsregionen wie der Eifel –, die digitales Arbeiten unkompliziert ermöglichen.“ Workation ist kein vorübergehender Trend, sondern Teil der neuen Arbeitsrealität. Sie bietet jungen Unternehmern und Start-ups eine willkommene Abwechslung, Raum für Kreativität und Chancen zum Networking. Mit der richtigen Planung, passender Destination und realistischen Erwartungen lässt sich Arbeit mit Erholung effektiv kombinieren. Wer sich gut vorbereitet, profitiert nicht nur von einem Ortswechsel, sondern auch von einem klareren Kopf – und damit letztlich auch von besseren Ergebnissen.
