„Management-Buyouts rücken für Gründer stärker in den Fokus“

Interview mit Bernhard Kugel, S-UBG und TechVision Fonds

Bernhard Kugel, S-UBG Aachen
Bernhard Kugel, S-UBG Aachen

Bildnachweis: S-UBG Aachen.

Management-Buy-outs und -Buy-ins rücken stärker in den Fokus junger Unternehmer. S-UBG-Vorstand Bernhard Kugel erklärt im Interview, warum „Entrepreneurship through Acquisition“ an Bedeutung gewinnt, wie Search Funds diesen Trend befeuern und welche Chancen die Unternehmensnachfolge für Gründer birgt.

VC Magazin: Nehmen Sie aktuell in der Beteiligungsszene neue Trends wahr?

Kugel: Oh ja, die Branche ist dynamisch und die Zeiten herausfordernd; insofern gibt es
verschiedene Themen. Was wir beispielsweise zunehmend erkennen, ist ein Zusammenrücken von zwei Bereichen, die wir mit unseren Aktivitäten in der Unternehmensfinanzierung einzeln schon sehr lange adressieren, die allerdings bislang nur wenige Berührungspunkte hatten. Damit meine ich, dass sich immer mehr junge Menschen, die sich mit dem Thema Gründung beschäftigen, die Frage stellen, ob neben der eigentlichen Gründung eines Start-ups nicht auch die Übernahme einer bestehenden Unternehmung im Wege eines Management-Buy-outs beziehungsweise -Buy-ins infrage kommt.

VC Magazin: Welche Art von Unternehmer kommt hierfür infrage?

Kugel: Diese Überlegungen werden naturgemäß meistens von angehenden Unternehmern
beziehungsweise Unternehmerinnen angestellt, die nicht über die Faszination ihrer eigenen Idee oder Forschung zu einer bestimmten Technologie kommen, sondern über einen mehr opportunistischen Ansatz bezüglich einer unternehmerischen Aktivität.

VC Magazin: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, ein passendes Zielunternehmen zu finden?

Kugel: Bekanntermaßen ist die Anzahl an Unternehmen mit ungelöster Frage zur Führungsnachfolge beträchtlich, und wir finanzieren und bewerben mit der S-UBG dieses Segment unter dem Stichwort „Unternehmensnachfolge“ bereits seit mehreren Jahrzehnten. Bislang entstand der Kontakt zwischen den Menschen, die sich für eine Nachfolge interessieren, und dem Unternehmen, welches für eine Übernahme infrage kommt, meist über Banken, IHK, M&A-Berater oder eben über Beteiligungsgesellschaften wie die S-UBG.

VC Magazin: Inwieweit hat sich der Anbahnungsweg in den letzten Jahren verändert?

Kugel: Der beschriebene Weg bleibt weiterhin sehr relevant, da viele Übernehmer erst durch die aufkommende Gelegenheit, den eigenen Arbeitgeber zu übernehmen, und die Ansprache seitens der Unternehmerfamilie oder durch eine Beteiligungsgesellschaft konkret über diesen Lebensweg nachdenken. Für eine weitere Gruppe an Übernehmern ist der Weg in die Selbstständigkeit durch einen Management-Buy-out oder -Buy-in zwar ein erklärter Wunsch, aber die Personen bleiben zunächst in ihrer Funktion als angestellte Manager oder Managerinnen und suchen nebenbei den Kontakt zu Unternehmen und Institutionen, die sich regelmäßig mit Gelegenheiten zu diesem Thema beschäftigen. So sind wir bei der S-UBG stetig mit Personen in Kontakt, die sich für diesen Weg interessieren und die wir dann in solche Unternehmensübernahmen einbeziehen, wenn wir Übernahmeprojekte organisieren und Positionen als geschäftsführender Gesellschafter vakant sind. Dabei werfen die MBO-Interessenten sozusagen ihr Netz unterschiedlich weit aus, will sagen, nehmen sich unterschiedlich viel Zeit für die Ansprache verschiedener Netzwerkpartner, um in solche Transaktionen eingebunden zu werden.

VC Magazin: Sprechen wir hier über Einzelkämpfer oder Zusammenschlüsse von
mehreren potenziellen Gründern?

Kugel: Die Zahl an Menschen, die unter dem Stichwort „Entrepreneurship through Acquisition“ ihre Geschäftstätigkeit für eine bestimmte Zeit von bis zu zwei Jahren komplett oder zumindest weit überwiegend auf die Suche nach einem geeigneten Übernahmeobjekt ausrichten, nimmt in Europa stark zu – und das, um auf Ihre Frage zurückzukommen, häufig nicht allein, sondern gemeinsam mit ein bis zwei weiteren MBO/ MBI-Interessierten.

VC Magazin: Wie kann dieser Prozess finanziert werden?

Kugel: Die Finanzierung dieses Zeitraums der Unternehmenssuche und -prüfung kann über eigene Ersparnisse, Nebentätigkeiten wie Beratungsangebote, aber inzwischen auch vielfach frühzeitig mittels Gründung einer Übernahmegesellschaft erfolgen, die bereits aufgestellt wird, um ein später gefundenes Übernahmeunternehmen zu erwerben. Hierfür werden dann oft schon initiale Investoren angeworben, die mit einigen Hunderttausend Euro den willigen Übernehmern die Kosten für die Suche und Untersuchung möglicher Übernahmeobjekte finanzieren, um darüber die Gelegenheit zu erhalten, die Akquisition an sich dann später ebenfalls zu begleiten und zu finanzieren. Bemerkenswert ist zudem, dass immer mehr renommierte Business Schools ihre High Potential-Absolventen auf einen solchen Weg vorbereiten und man insofern im Markt immer häufiger diesen sogenannten Search Funds begegnet.

VC Magazin: Gibt es bereits gemeinsame, abgeschlossene Transaktionen bei Ihnen mit einem solchen Search Fund?

Kugel: Bislang nicht, aber es gibt bereits konkrete gemeinsame Projektansätze. Wir freuen uns über die stärkere Verbreitung der Möglichkeiten eines solchen MBO/MBI sowohl unter den Nachwuchsunternehmern und -unternehmerinnen als auch im Kreise der Familienunternehmungen. Insofern haben wir inzwischen vermehrt Kontakt zu solchen aktiv suchenden Nachfolgern.

VC Magazin: Wo sehen Sie den Zusammenhang dieser Aktivitäten mit der eigentlichen Gründerszene?

Kugel: Na ja, Business Schools sind ebenfalls eine erstklassige Adresse, um vielversprechende Gründerteams auf der Business Development-Seite zur verstärken. Zudem sind viele Absolventen dieser Schulen mit eigenen Gründungsideen sehr erfolgreich. Insofern ist die Verbreitung der Alternative, über einen MBO/MBI nachzudenken, auch im Wettbewerb mit der Idee einer eigenen Gründung, aber das ist eine Konzernkarriere ja ebenso, und Unternehmensübernahme wie Gründung befördern beide den Entrepreneurship-Spirit bei fähigen Nachwuchsunternehmern und -unternehmerinnen, sodass beide Bereiche davon profitieren sollten.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!

Über den Interviewpartner:

Bernhard Kugel ist Vorstand der S-UBG und Geschäftsführer des TechVision Fonds und blickt zurück auf mehr als 25 Jahre Erfahrung im Venture Capital-Segment sowie der Mittelstandsfinanzierung.