Bildnachweis: Mackewicz & Partner.
Der Schauplatz: Amsterdam! Hier hat sich im 17. Jahrhundert eine der ersten Spekulationsblasen der Wirtschaftsgeschichte ereignet. Wohlhabende Bürger und Händler haben Tulpenzwiebeln gekauft, bis sich eine Kaufhysterie in der Bevölkerung entwickelte und überall auf schnelle Gewinne spekuliert wurde. Die Preise stiegen auf irrationale Höhen. Eine einzige besonders begehrte Tulpenzwiebel konnte den Wert eines Amsterdamer Stadthauses erreichen – bis es schließlich zu einem plötzlichen Preisverfall kam und das Vertrauen in den Markt zusammenbrach. Viele Händler und Bürger, die auf Kredit spekuliert hatten, haben ihr Vermögen verloren.
In der Woche vom 4. bis zum 7. November hat sich die Private Equity-Szene in Amsterdam getroffen. Spekulationsblasen sind hier kein Thema. Ganz im Gegenteil: Im Unterschied zu der SuperReturn in Berlin war das Gesprächsklima bei deren kleiner Schwester SuperReturn Europe (ehemals: SuperInvestor) deutlich bodenständiger und zurückhaltender. Dabei gibt es auch heute ein Thema, das immer und überall die Gemüter erregt: Künstliche Intelligenz! Venture Capital- und Private Equity-Gesellschaften sehen ein riesiges Potenzial an Start-ups und bestehenden Unternehmen, bei denen KI die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle ermöglicht, die oft durch Automatisierung, Datenanalyse und personalisierte Dienstleistungen geprägt sind. Start-ups und bestehende Unternehmen werden KI nutzen, um einzigartige Lösungen für bestehende Probleme zu schaffen oder neue Märkte zu erschließen. Insgesamt – in diesem Punkt waren sich die Besucher der SuperReturn Europe einig – hat KI das Potenzial, als Katalysator für nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu wirken, indem sie Innovation fördert, Effizienz steigert und neue Möglichkeiten schafft.
Networking schlägt Bühne
Leider blieben die Programminhalte der diesjährigen SuperReturn Europe hinter den Vorjahren zurück. Das Programm der Konferenz wurde größtenteils mit Paneldiskussionen gefüllt. Dafür nutzten die Konferenzteilnehmer umso mehr die Gelegenheit zum „Netzwerken“.
Von Realismus und Hoffnungsschimmern
Die Gesprächsmöglichkeiten in den Fluren und den Pausenräumen wurden intensiv genutzt. Der Tenor war diesmal von hohem Realismus und ersten Hoffnungsschimmern geprägt. So scheint die Investitionstätigkeit auf dem Private Equity-Markt allmählich eine Erholung zu zeigen. Die Preisfindung zwischen Käufern und Verkäufern ist von geringeren Diskrepanzen geprägt. Hohe Bewertungen an den Aktienmärkten und ein günstigeres Umfeld für Börsengänge (IPOs) tragen insgesamt zu einem positiveren Marktumfeld bei. Dennoch liegen die Kapitalabrufe vieler Private Equity-Fonds weiterhin unter dem langfristigen Durchschnitt, was bedeutet, dass bereits zugesagtes Kapital verzögert in Bewegung kommt.
Secondary-Markt, Continuation Funds, Co-Investments
Auch auf der Exit-Seite, also bei dem Verkauf von Portfoliounternehmen, sind Erholungstendenzen erkennbar. Viele Exits wurden in den vergangenen Jahren verschoben, wodurch die Haltedauer für die einzelnen Portfoliounternehmen deutlich länger als üblich ausgefallen ist. Inzwischen können wieder mehr Transaktionen beobachtet werden, und es wird allgemein davon ausgegangen, dass sich im Laufe des kommenden Jahres der lang erwartete Aufholeffekt bei den Rückflüssen zeigen wird. Aktuell spielen der Secondary-Markt und die viel diskutierten Continuation Funds weiterhin eine entscheidende Rolle bei der Steuerung von Investorenportfolios und der Einleitung eines neuen Zyklus. Einige Investoren haben auch Aktivitäten rund um Co-Investments beziehungsweise Co-Investment-Fonds entwickelt. Diese Strategien bieten institutionellen Investoren grundsätzlich die Möglichkeit, Kosten zu senken, Renditen zu steigern, mehr Kontrolle über Investments auszuüben, Zugang zu hochwertigen Deals zu erhalten sowie ihre Diversifikation und Flexibilität zu verbessern. Diese Vorteile machen Co-Investments beziehungsweise Co-Investment-Fonds zu einem wichtigen Instrument im Rahmen eines effizienten Private Equity-Portfolios.
Marktaustritte – Emerging Manager schließen die Lücke
Attraktive Investitionsmöglichkeiten stellen nach Ansicht vieler Teilnehmer der SuperReturn Europe auch Emerging Private Equity Manager dar. Manager von First Time-Fonds haben kein Altportfolio zu betreuen und können sich auf das Management ihrer aktuellen Fonds konzentrieren. Hinzu kommt, dass die Gründungspartner von Emerging- oder Rising Private Equity-Fonds einen für ihre Verhältnisse hohen Eigenanteil für den neuen Fonds bereitstellen und damit eine hohe Interessenkongruenz zwischen Fondsmanagern und Investoren in diese Fonds besteht. Emerging Manager werden damit wohl die Lücke schließen, die solche Fondsmanager hinterlassen, deren Performance hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist und die sich heimlich, still und leise aus dem Markt verabschieden werden, weil es ihnen nicht gelingen wird, einen neuen Fonds einzuwerben.
Über den Autor:
Detlef Mackewicz verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung im Bereich Private Equity und Venture Capital. Nach Stationen bei Mercer, in der eigenen Beratungsgesellschaft und in der Fondsindustrie gründete er 2010 Mackewicz & Partner – eine spezialisierte Beratungsgesellschaft für institutionelle Investoren und Family Offices mit Fokus auf Private Equity, Private Credit und Infrastruktur.



