Arcadia Beteiligungen: Buyouts im Mittelstand haben eigene Regeln

Eine Frage des Standorts
Die drei Gründungsgesellschafter Wolfgang Bensel, Christoph Tiefenbacher und Mathias Turwitt arbeiten als Team bereits seit über zehn Jahren zusammen. Kennen gelernt hatten sie sich bei der FBG Beteiligungsberatung, einer Tochtergesellschaft von Robert Fleming und der Hamburger Berenberg Bank. Die FBG wurde 1997 Teil der Electra-Gruppe und firmierte danach als Electra Fleming GmbH. Nachdem 3i 1999 versucht hatte, den Electra Investment Trust zu übernehmen, entschlossen sich Bensel, Tiefenbacher und Turwitt zur Gründung von Arcadia als unabhängiger Beteiligungsgesellschaft, die sich auf den Erwerb von Mehrheitsbeteiligungen an mittelständischen Unternehmen im deutschsprachigen Raum spezialisierte. „Dahinter stand die Überlegung, dass es der deutsche Satellit einer vorwiegend britisch bestimmten Gesellschaft schwer im Mittelstand hat“, erläutert Bensel, „Mittelständler wollen mit Entscheidern sprechen und nicht auf ein letztlich anonymes Investmentkomitee in England verwiesen sein.“

Der Mittelstand tickt anders
Bensel ist überzeugt davon, dass sich der Investitionsprozess in ein inhabergeführtes mittelständisches Unternehmen signifikant von der Beteiligung an der Tochter eines Großkonzerns unterscheidet: „Ein Management Buyout in einer nicht mehr zum Kernbereich gehörenden Konzerntochter erfolgt nach klaren Regeln. Bei einem mittelständischen Unternehmen ist sehr viel mehr Psychologie im Spiel.“ Das setzt zwar die Maßstäbe für die Bewertung eines Unternehmens nicht außer Kraft, aber der Mittelständler „verkauft nicht, weil er Geld braucht, sondern sieht den Kaufpreis eher als Anerkennung seines Lebenswerks an.“ Und weil es um Lebenswerke geht, zieht sich der Verkaufsprozess oft sehr lange hin. Der Grund dafür liege nicht etwa in einer Entscheidungsschwäche der Firmeninhaber – das Gegenteil hätten sie ja viele Jahre unter Beweis gestellt –, sondern darin, dass der Alteigentümer sicherstellen wolle, dass das Unternehmen in seinem Sinne weitergeführt werde. „Oft ist es so, dass der Mittelständler sein Unternehmen am Anfang der Verhandlungen nur komplett verkaufen will oder gar nicht“, erklärt Bensel, „aber im Laufe der Zeit stellt sich dann doch heraus, dass er auf die eine oder andere Weise weiter partizipieren möchte, etwa als Mitglied des Beirats oder als Minderheitsgesellschafter.“ Diesen Verlauf sieht man bei Arcadia grundsätzlich positiv, denn ein andauerndes Engagement des Alteigentümers sorgt einerseits für Vertrauen bei den Kunden, andererseits signalisiert es der Belegschaft, „dass die kulturelle Einheit des Unternehmens erhalten bleibt, auch wenn es von einer ‚Heuschrecke‘ übernommen wird“, schmunzelt Bensel.

Zweiter Fonds in Höhe von 250 Mio. Euro
Der erste Fonds der Hamburger Beteiligungsgesellschaft, Arcadia I in Höhe von 137 Mio. Euro, ist zum jetzigen Zeitpunkt weitgehend investiert. Dabei beschränken sich die Aktivitäten von Arcadia keineswegs nur auf Nachfolgelösungen, wie beim Personaldienstleister AvJS GmbH oder der Werner Kamman Maschinenfabrik, die Anlagen für die CD-/DVD-Fertigung herstellt. So hat Arcadia im vergangenen Jahr aus den Sondermüllentsorgern AVG (Hamburg) und HIM (Hessen) die größte Unternehmensgruppe Deutschlands in dieser Branche geschmiedet. Im Herbst 2006 hat die Beteiligungsgesellschaft mit dem Fundraising für den Fonds Arcadia II begonnen, der im November mit einem Volumen in Höhe von 250 Mio. Euro geschlossen werden konnte. „Die Investoren kommen etwa zu einem Viertel aus Deutschland, wenige aus den Vereinigten Staaten, und beim größten Teil handelt es sich um renommierte europäische Verssicherungsgesellschaften und Pensionsfonds“, erläutert Wolfgang Bensel, „für die wir auch in den kommenden Jahren die Renditen erwirtschaften wollen, die sie erwarten – besser also, als die Entwicklung auf dem Aktienmarkt.“

                     

Bernd Luxa