Berlin Capital Fund (Ausgabe 12/2001)

Viele Jahre Erfahrung als VC-Investor in Berlin
Die Vorläufergesellschaft des Berlin Capital Fund wurde bereits 1983 als Beteiligungsgesellschaft der Berliner Sparkasse gegründet. Seit der Gründung der Landesbank Berlin nach der Wiedervereinigung firmierte die Gesellschaft als LBB-Beteiligungsgesellschaft, mit der Akquisition des Seed Capital Fund wurde die Frühphasenfinanzierung 1992 verstärkt. Nach einer Portfoliobereinigung 1997 übernahm dann das heutige Management die Verantwortung und investiert seitdem mit einem klaren Branchenfocus. Die Erfolge der Gesellschaft führten im Frühjahr des vergangenen Jahres zum Einstieg der Bankgesellschaft Berlin, die seitdem 40 % der Anteile am heutigen Berlin Capital Fund hält.

Branchenerfahrung ist ausschlaggebend
Der bisherige Anlageerfolg des heutigen Managements in einem allerdings günstigen Marktumfeld gründet nach Ansicht des Geschäftsführers Markus Müller von Blumencron vor allem auf der industriellen Prägung der Investment-Manager des Berlin Capital Fund: „Es wird erst in ein Unternehmen investiert, wenn bei uns Leute vorhanden sind, die etwas von der Branche verstehen.“ Von den derzeit 15 Managern haben 13 einschlägige Erfahrung aus früheren Tätigkeiten in den Branchen der von ihnen betreuten Beteiligungen, lediglich zwei sind ehemalige Banker. Müller von Blumencron wurde nach mehrjähriger leitender Tätigkeit in der Konsumgüterindustrie sowie im Handel und in der Beratung 1997 in die Geschäftsführung berufen.

Starkes Wachstum in der Vergangenheit
Zur Zeit sind etwa 130 Mio. Euro (zu Anschaffungskosten) investiert – gegenüber rund 25 Mio. Euro im Jahr 1997, als das derzeitige Management die Geschäfte übernahm. „Beteiligungen bestehen in den Branchen Life Sciences und Nanotechnologie, Informationstechnologie und Telekommunikation sowie Medien, Handel und Dienstleistungen“, sagt Corporate Communications-Managerin  Manuela Damianakis und nennt Beispiele: das Kölner Software-Unternehmen Prosyst, an dem SAP Ventures als Co-Investor beteiligt ist, das Medienunternehmen X Verleih aus Berlin oder die auf den Jugendmarkt spezialisierte Titus AG des profilierten Unternehmers Titus Dittmann (Unternehmer des Jahres 2001). Bei besonders umworbenen Beteiligungen wie der Titus AG, die im Wettbewerb gegen die große britische Beteiligungsgesellschaft 3i gewonnen werden konnte, ist oft ausschlaggebend, daß die Betreuer vom Berlin Capital Fund eher als Partner aus der Branche wahrgenommen werden denn als typische Vertreter der Finanzbranche.

Neue Beteiligungen auch im laufenden Jahr
Auch im laufenden Geschäftsjahr sind einige Investments hinzugekommen (u.a. die Life Science-Unternehmen Affina und Capsulution und der Finanzdienstleister Fondsscope), das Investitionsvolumen wird dieses Jahr jedoch deutlich unter dem des vergangenen Jahres liegen. Der Investmentprozeß beginnt beim Berlin Capital Fund mit der Identifizierung einer vielversprechenden Branche. Dann gilt es, interessante Unternehmensneugründungen aufzuspüren. Erfüllen die Geschäftsperspektive und das Management die Anforderungen, so geht der Berlin Capital Fund nach einer gründlichen Prüfung eine Minderheitsbeteiligung von 0,5 bis 3 Mio. Euro bei einem Start-up ein, eine Wachstumsfinanzierung eines reiferen Unternehmens kann zwischen 2 und 10 Mio. Euro betragen.

Beteiligungen des Berlin Capital Fund
– Noxxon Pharma
– Prosyst Software
– X Verleih
– Titus
– Wall

Intensive Betreuung
Die laufende Betreuung der Beteiligungen durch die Investment-Manager ist grundsätzlich sehr intensiv. Aus ihrer Praxis in der betreffenden Branche verfügen die Investment-Manager oft über wichtige Verbindungen, die sie für die Beteiligungen nutzbar machen. Bei allen wichtigen Entscheidungen wie bei der Strukturierung von Finanzierungen, der Fortentwicklung des Unternehmensplans, bei der Personalbeschaffung oder der Marketing- und Vertriebsstrategie stehen sie insbesondere den neugegründeten Unternehmen des Portfolios zur Seite. Und dies nicht nur mit Rat: PR-Fachfrau Damianakis führte beispielsweise mit den Portfolio-Unternehmen im vergangenen Monat ein Seminar zum Thema „PR- und Marketing für Technologie-Unternehmen durch.“

Von der Gründung bis über den Exit hinaus
Dabei erstreckt sich die Betreuung über die gesamte Zeit von der Unternehmensgründung bis sogar nach dem Exit durch Börsengang oder Trade Sale. Durch die Anbindung an die Berliner Bankgesellschaft können die Beteiligungen sowohl für den Börsengang als auch für ein erfolgreiches „Being Public“ gecoacht werden. Zu den jetzt börsennotierten Beteiligungen des Berlin Capital Fund zählen das Software-Unternehmen Beta Systems (der dritte Börsengang am Neuen Markt überhaupt), der Hersteller von Kassensystemen Vectron und Intraware. Darüber hinaus hat man bereits rund 20 M&A-Transaktionen durchgeführt. Das so aufgebaute Know-how kommt den Beteiligungen bei eventuellen Zukäufen oder aber in schwierigen Börsenzeiten, die ein Going Public zu vertretbaren Bedingungen unmöglich machen, zugute.

Ausblick
Müller von Blumencron rechnet auch für das schwierige laufende Jahr mit einem positiven Ergebnis nach den anfallenden Abschreibungen auf Beteiligungen. Zwar konnten wegen der Marktverhältnisse keine Verkäufe über die Börse realisiert werden, es gelangen aber einige Exits über Trade Sales. In Zukunft wird der Berlin Capital Fund ungeachtet der derzeitigen Probleme bei der Berliner Bankgesellschaft die bisherige Investitionspolitik fortsetzen. Darüber hinaus gibt es Überlegungen, den Gesellschafterkreis für institutionelle Anleger zu öffnen oder auf einzelne Branchen spezialisierte Fonds aufzulegen.

Investmentkriterien
– Branchenperspektive
– Produktperspektive
– Interessantes Geschäftsmodell
– Branchenkompetenz im Berlin Capital Fund vorhanden
– Unternehmerpersönlichkeit
– Kompetentes Management