MPM Capital (Ausgabe 4/2003)

Von der Beratung zum Investor

Im Jahr 1997 wagte der Gründungsgesellschafter der MPM Capital, Dr. Ansbert Gadicke, den Sprung von der Beratung zum Investieren. In den vier Jahren zuvor hatte er das Beratungs- und Investmentbanking-Geschäft der MPM Capital aufgebaut und wichtige Kontakte geknüpft. Gemeinsam mit Dr. Michael Steinmetz, Dr. Luke Evnin und weiteren Partnern wurde in den folgenden Jahren das Asset Management erfolgreich ausgebaut, investiert wurde von Anfang an ausschließlich in den Life Sciences. Heute ist MPM Capital mit einem verwalteten Fondsvolumen von 2,1 Mrd. US-$, neun Partnern und mehr als zwanzig Investment Managern einer der weltweit führenden VC-Investoren in diesem Sektor. Das Kapital ist über drei VC-Fonds und einen Biotech-Investmentfonds, der hauptsächlich in börsennotierten Unternehmen anlegt, investiert.

Team und Performance überzeugen Investoren

Für Dr. Markus Hosang, Venture Partner seit 2002 und gemeinsam mit Dr. Michael Steinmetz und Ansbert Gadicke, beide General Partner, verantwortlich für das Münchner Büro von MPM Capital, ist der außergewöhnliche Erfolg vor allem auf die Qualität des MPM-Teams, bestehend aus Unternehmern, Pharmamanagern, Biotechmanagern, Naturwissenschaftlern und Finanzierungsexperten, sowie auf den unter Führung des Nobelpreisträgers Dr. David Baltimore hochkarätig besetzten wissenschaftlichen Beirat zurückzuführen.  „Eine gute Performance des ersten Fonds konnten wir bereits vorweisen und so gelang es uns, im Jahr 2000 600 Mio. US-$ für den MPM BioVentures II Fonds und im schwierigen Umfeld des vergangenen Jahres sogar 900 Mio. US-$ für den MPM BioVentures III Fonds bei institutionellen Investoren, Stiftungen und Banken einzuwerben“, ergänzt Dr. Markus Hosang.

Spin-outs gewinnen an Bedeutung

Der Investmentansatz ist bei allen drei Fonds im Grundsatz gleich geblieben, bedingt durch das höhere Volumen der späteren Fonds hat sich aber die durchschnittliche Größe eines Investments erhöht. Die Notwendigkeit größerer Investments hat auch zu einer höheren Gewichtung von Spätphasenfinanzierungen geführt, für den im vergangenen Dezember aufgelegten MPM BioVentures III Fonds ist eine Aufteilung von jeweils einem Drittel in Früh-, Mittel- und Spätphasenfinanzierungen vorgesehen. Unter den Spätphasenfinanzierungen gewinnt, vor allem in Europa, mit den Spin-outs eine Spezialität für MPM Capital an Bedeutung:  „Bei einem Spin-out handelt es sich um die Ausgliederung einer Forschergruppe oder Abteilung mit einem Portfolio von Produkten, Produktkandidaten, Patenten oder sonstigem geistigen Eigentum aus einem großen Pharma- oder Biotechunternehmen“, definiert Dr. Michael Steinmetz diese besondere Art des VC-Investments. Spin-outs in ganz Europa bilden einen der Schwerpunkte für das deutsche Büro von MPM Capital.

Europäische Pharmaunternehmen als Innovatoren

Erstaunlicherweise ist diese Investmentspezialität einmal nicht in den USA entwickelt worden. Sehr innovativ hat sich hier die Schweizer Roche Holding gezeigt, aber auch Pharmacia in Schweden und Aventis in Frankreich haben bereits größere Spin-outs durchgezogen. „Auslöser für eine Ausgründung ist entweder eine strategische Entscheidung, z.B. ein oder mehrere Nischenprodukte nicht zur Marktreife bringen zu wollen, einen Indikationsbereich oder Forschungsstandplatz aufgeben zu wollen, oder ein Unternehmenszusammenschluß, der zu einer Bereinigung der Struktur des neuen Unternehmens führt“, erläutert Dr. Michael Steinmetz. „Unter bestimmten Voraussetzungen kann ein Spin-out dann allen Beteiligten erhebliche Vorteile bringen.“

Kreative Restrukturierung

Das abgebende Unternehmen kann sich auf seine Prioritäten konzentrieren und dem Wunsch der Aktionäre nach einer focussierten Unternehmensstrategie nachkommen. Durch die Möglichkeit, Rechte an dem eventuellen späteren Markterfolg oder eine Beteiligung am Eigenkapital zu behalten, kann potentiell ein attraktiver Ertrag erzielt werden, ohne daß eigene Kapazitäten gebunden bleiben. Darüber hinaus kann den betroffenen Mitarbeitern die Alternative geboten werden, selbst Unternehmer zu werden. Voraussetzung ist natürlich, daß auch tatsächlich hoch motivierte Mitarbeiter und potentielle Unternehmer im Team vorhanden sind, ein Kriterium, auf das MPM großen Wert legt. Nicht zuletzt hat dann ein Spin-out im Vergleich zu einer mit Entlassungen verbundenen Kapazitätsstillegung auch eine wesentlich bessere Öffentlichkeitswirkung.

Der Break Even ist nah

Für einen VC-Investor bietet ein Spin-out eine attraktive Möglichkeit der Portfolio-Diversifikation. „Typischerweise verfügen Spin-outs über wesentlich mehr Aktiva als ein Start-up“, sagt Dr. Markus Hosang. Zum einen ist die Produktentwicklung in der Regel schon erheblich weiter fortgeschritten, teilweise werden bereits Erträge z.B. aus Royalties erzielt, so daß der Break Even in ab-sehbarer Zeit erreicht werden kann. Das Forscher- und Managementteam verfügt meist über mehr Industrieerfahrungen als im Fall einer Neugründung.

Vor allem für große VC-Gesellschaften

Die Vorzüge der Spin-outs werden allerdings mit einem relativ hohen Einstiegspreis erkauft. Derart spektakuläre Renditen wie bei einer erfolgreichen Frühphasenfinan-zierung sind mit einer Ausgründung daher nicht zu erzielen. Dafür sind die Risiken im Vergleich zu Start-ups geringer und der Zeitraum bis zum Exit ist potentiell kürzer. Als wesentliche Risiken für den Erfolg nennt Dr. Markus Hosang das normale Forschungs- und Entwicklungsrisiko pharmazeutischer Unternehmen sowie das Problem einer erfolgreichen Vermarktung. Eine große VC-Gesellschaft mit weltweiten Verbindungen wie MPM Capital könne hier aber einen wichtigen Beitrag leisten. Überhaupt sei die Finanzierung von Spin-outs schon wegen der relativ großen Investitionssummen die Domäne weniger großer Beteiligungsgesellschaften wie MPM Capital. In den kommenden Jahren rechnet er mit einem wachsenden Markt für sein Geschäft, auch in den USA. „Dafür sorgt der anhaltende Restrukturierungsdruck in der Branche und die offensichtlichen Vorteile dieser Lösung.“

Ralf Thielemann

Merkmale eines attraktiven Spin-out-Kandidaten
– Ausreichende Größe und Breite
– Überzeugendes Managementteam, hervorragende Mitarbeiter
– Guter Track Record, als Innovator bekannt
– Attraktive Technologien und ein Portfolio von Entwicklungssubstanzen (oder sogar Marktprodukten) vorhanden
– Zusätzliche Einnahmeströme (z.B. Service Deals, Royalties)
Break Even in naher Zukunft erreichbar
Möglichkeit zu Partnerschaften und Allianzen