Aurelia Private Equity: Fortführung des VC-Geschäfts der TFG

Im Auf und Ab der Marktbewegungen
Schon 1994 wurde die TFG Venture Capital AG von den beiden Partnern Jürgen Leschke und Michael Stallmann gegründet und der Technologie-Fonds I aufgelegt. Ein zweiter Fonds folgte 1997. In den folgenden Boomjahren konnte die TFG eine ganze Reihe von Exits über IPOs am Neuen Markt (z.B. GeneScan AG, Eckert & Ziegler AG), Verkäufe an strategische Investoren (z.B. Bio Chip GmbH, Innomess GmbH) oder MBOs realisieren. Ebenso wurde die TFG aber auch von der anschließenden Kontraktion der Märkte betroffen. In zwei großen Wertkorrekturen in den Jahren 2001 und 2002 wurden die Beteiligungsansätze des Portfolios an die neuen Realitäten angepaßt. Allerdings konnten im gleichen Zeitraum auch 30 Mio. Euro für den Technologie-Fonds III eingeworben werden.

Focussierung durch Trennung
Als Reaktion auf die drastisch veränderten Marktverhältnisse wurde Ende des vergangenen Jahres eine strategische Neuausrichtung der TFG-Gruppe beschlossen. Die TFG Venture Capital AG als geschäftsführende Komplementärin der börsennotierten TFG KGaA konzentriert sich auf das Asset Management, mit dem Ziel, unterbewertete börsennotierte Unternehmen zu erwerben und die Technologie-Fonds I und II zu desinvestieren. Das VC-Geschäft mit dem Technologie-Fonds III wurde unter Leitung von Jürgen Leschke in die Aurelia Private Equity GmbH ausgegründet. „Wir wollten die Geschäftsbereiche klar voneinander trennen und den Spagat zwischen zwei unterschiedlichen Geschäftsmodellen vermeiden“, begründet Leschke die Aufspaltung. Allerdings bleibt die TFG KGaA mit etwa 22% an dem Technologie-Fonds III beteiligt. Mit der Trennung ging eine regionale Konzentration des VC-Geschäfts einher, das jetzt ausschließlich aus dem Frankfurter Büro betrieben wird.

Chancen in Zeiten der Knappheit
Das fünfköpfige Team von Aurelia Private Equity stellt sich auf anhaltend schwierige Marktverhältnisse für Venture Capital in den nächsten Jahren ein. „Die Ernüchterungs- und Konsolidierungsphase ist noch nicht vorbei“, ist Leschke überzeugt. Die gegenwärtige Lage mit wachsenden Problemen bei bestehenden Fonds, stark fallenden Unternehmensbewertungen, einem verringerten Dealflow, verlängerten Durchlaufzeiten und kaum vorhandenen Möglichkeiten zu einem Beteiligungsverkauf dürfte bestehen bleiben. „Wer Liquidität hat, dem bieten sich also potentiell attraktive Investitionsmöglichkeiten, man muß sich aber darauf einstellen, daß ein Desinvestment lange Zeit nicht möglich ist“, unterstreicht Leschke. Denn neben der Börse falle auch die mittelständische Industrie wegen der unsicheren Wirtschaftslage als Käufer bis auf weiteres aus.

Letzte externe Finanzierung
Dementsprechend sucht Aurelia Private Equity Beteiligungsmöglichkeiten an Unternehmen, die sich bereits in der Expansionsphase befinden und bei denen nur noch eine Finanzierungsrunde bis zum Erreichen des operativen Break Even notwendig ist. „Die Finanzierung soll die letzte Runde auf dem Weg zur Selbstfinanzierung des Unternehmens sein“, so Leschke. Zusätzliche Investitionsmöglichkeiten können sich in Form von Folgefinanzierungen bei bestehenden Beteiligungen von Mitbewerbern aus der VC-Branche ergeben. „Die Bewertungen sind dabei oftmals deutlich reduziert, und daher bieten solche Downrounds oftmals attraktive Chancen.“

Überschaubarkeit und Risikoreduzierung
Grundsätzlich kommen Unternehmen aus den Bereichen Informationstechnologie und Telekommunikation sowie aus den Life Sciences und mit Anwendungen in der Industrie für ein Investment in Frage. Das so sehr breit gefaßte Spektrum wird aber durch den Erfahrungshintergrund der Investmentmanager eingegrenzt. „Heute ist eine größere Nähe zwischen Unternehmen und Beteiligungsgeber viel wichtiger als noch vor drei Jahren. Das setzt voraus, daß der Investmentmanager über profunde Kenntnisse im Geschäftsfeld des Unternehmens verfügt“, erläutert Leschke. Die Beschränkung auf vertraute Geschäftsfelder und -modelle dient Aurelia Private Equity vor allem zur Risikoreduzierung. Wie Leschke beobachtet, hat sich im Zuge der Marktkonsolidierung zwar die Qualität der eingereichten Businesspläne potentieller Beteiligungen leicht gebessert, viele sind aber unverändert ungeeignet. „Die Planungen vieler Unternehmen enthalten einfach zu viele Risiken, die für uns unüberschaubar sind.“ Um die Entwicklung der Beteiligungen zeitnah verfolgen und bei Bedarf sofort reagieren zu können, sucht das Aurelia-Team nur Beteiligungen in Deutschland.

Vorsichtige Liquiditätsplanung
Für das laufende Jahr will sich Aurelia Private Equity auf die Etablierung der eigenen Marke konzentrieren. Durch intensive Netzwerkarbeit soll das Unternehmen im Markt bekannter werden und gleichzeitig die Akquisition von neuen Beteiligungen vorangetrieben werden, wobei der Focus auf der möglichst sicheren Vermarktung liegen soll. Die Liquidität des Fonds soll mit Augenmaß investiert werden, damit Aurelia Private Equity auch eine lange Periode bis zum Exit durchhalten kann. Bei einer durchschnittlichen Beteiligungshöhe von ca. 1,5 Mio. Euro ist an zwölf bis 15 Beteiligungen gedacht. Bislang sind erst rund 4,1 Mio. Euro des Fondsvolumens für fünf Beteiligungen fest zugesagt. Insbesondere mit Blick auf den Exitkanal Börse rechnet Leschke mit einer langen Durststrecke. Erst einmal müsse das Vertrauen der Investoren in den Sekundärmarkt dauerhaft zurückkehren, bevor an Börseneinführungen zu denken sei. Aber auch dann dürften die qualitativen Anforderungen an ein IPO sehr hoch bleiben. „Ein Kandidat für eine Börseneinführung muß einen Umsatz von mehr als 50 Mio. Euro und nachhaltige Gewinne im einstelligen Millionenbereich aufweisen“, prognostiziert er auch für bessere Zeiten.

Ralf Thielemann

Investitionskriterien der Aurelia Private Equity
– Early Stage-Expansionsfinanzierung
– Downrounds mit Co-Investoren
– Möglichst letzte Finanzierungsrunde
– Operativer Break Even kurzfristig absehbar
– IT, Telekommunikation, Industrie und Life Sciences
– Minderheitsbeteiligungen
– Investitionsgebiet Deutschland
– Investitionsvolumen 0,5 bis 2 Mio. Euro