Life Sciences Partners (Ausgabe 6/2003)

Mit Erfahrung von Anfang an
Nur scheinbar erfolgte der Einstieg von Life Sciences Partners in das VC-Geschäft mit dem beginnenden Venture Capital- und Börsenboom. Ende der neunziger Jahre konnten die Gründungspartner Martijn Kleijwegt und Frits van der Have bereits auf zehn Jahre Investmenterfahrung in den Life Sciences zurückblicken. Seit 1988 hatten sie für die niederländische Euro Ventures Benelux, die in Informations-, Kommunikations- und Biotechnologie investierte, VC- Investments in Unternehmen aus den Life Sciences getätigt und betreut. Unter anderem zählten Euro Ventures Benelux zu den frühen Investoren von Qiagen und Rhein Biotech. Im Jahr 1998 wurde das VC-Unternehmen aufgespalten, die Biotechnologieinvestments wurden in die neue Gesellschaft Life Sciences Partners eingebracht.

Überzeugende Performance
Im gleichen Jahr wurde ein neuer Fonds (LSP I) aufgelegt, der bis zum Jahr 2000 vollständig investiert wurde. 2001 folgte mit LSP II der zweite Fonds mit einem Volumen von 135 Mio. Euro, der gegenwärtig zu etwa 60 % investiert und committed ist. Gleichzeitig wurde die Zahl der Partner auf nunmehr sechs erhöht. Von den bislang etwas mehr als 30 Investments konnten sieben an einer europäischen Börse oder der Nasdaq eingeführt werden, vier wurden an strategische Partner veräußert. Bis Ende Juni vergangenen Jahres konnte Life Sciences Partners eine Versechsfachung des in die realisierten Investments investierten Kapitals erzielen. Damit befindet sich Life Sciences Partners hinsichtlich der Wertentwicklung in der Spitzengruppe der Private Equity-Fonds in Europa.

Neuer Fonds mit gleicher Ausrichtung geplant
Gegenwärtig hat das Fundraising für einen dritten Fonds begonnen. „Die Rezeption bei den potentiellen Investoren ist gut“, sagt Dr. Joachim Rothe, Partner und gemeinsam mit Mark Wegter Leiter des Münchner Büros von Life Sciences Partners: „Der einzige Wermutstropfen ist Deutschland, die Mehrzahl der institutionellen Investoren hat hier aktuell Probleme und ist daher für neue Investments momentan nicht sehr offen.“ Das Volumen von LSP III soll etwas über dem des zweiten Fonds liegen und wie bei den bestehenden Fonds sollen die eingeworbenen Mittel in europäische Life Sciences-Unternehmen investiert werden, Transaktionen in den USA kommen nur vereinzelt auf opportunistischer Basis in Frage.

Regionale Schwerpunkte
Rund zwei Drittel des Fondsvolumens werden im regionalen Umfeld der beiden Büros in Amsterdam und München erfolgen, der Rest im übrigen Europa. „Mit der regionalen Konzentration spielen wir einen unserer Wettbewerbsvorteile aus“, begründet Dr. Rothe den geplanten hohen Anteil im näheren Umfeld der beiden Büros. Durch die lange Tätigkeit in den Benelux-Staaten hat Life Sciences Partners dort eine sehr prominente Stellung und bekommt praktisch alle wichtigen Beteiligungen angeboten; das erstreckt sich auch auf die angrenzenden Regionen Nordwestdeutschlands. In Süddeutschland, Österreich und der Schweiz verfügt Dr. Rothe durch seine frühere Tätigkeit als Managing Director im Münchner Büro von MPM Capital über ein umfangreiches Netzwerk und betreut und akquiriert gemeinsam mit Mark Wegter, der das Münchner Büro von Life Sciences Partners aufgebaut hat, die Investments in dieser Region.

Hohes Commitment für jedes Investment
Es soll ein über alle Investitionsphasen diversifiziertes Portfolio aufgebaut werden, wobei etwa 40 % auf Frühphasenfinanzierungen entfallen werden. Inhaltlich werden sich die Investments auf die humanen Life Sciences beschränken. Dabei wird die Medikamentenentwicklung ein Schwerpunkt sein. „Wir sehen oftmals im Bereich eines potentiellen Medikamenten-Umsatzvolumens von 150 bis 400 Mio. Euro, also unterhalb der Interessenschwelle der großen Pharma-Unternehmen gute Investitionsgelegenheiten“, erläutert Dr. Joachim Rothe. Unternehmen der Medizintechnik und mit Plattformtechnologie sind zusätzlich interessant. In ein Unternehme investiert Life Sciences Partners typischerweise 7 bis 10 Mio. Euro über zwei bis drei Finanzierungsrunden. In dieser für die Größe der Fonds hohen Investitionssumme kommt ein starkes Commitment gegenüber jeder einzelnen Beteiligung zum Ausdruck, das sich auch in einer aktiven Beteiligungspolitik niederschlägt. So strebt man im Falle einer Syndizierung eine führende oder mitführende Rolle an und geht praktisch in jedem Fall in den Aufsichtsrat der Beteiligung.

Added Value durch den Investor
Ein Beispiel für das Engagement von Life Sciences Partners ist das kürzlich mit der Schweizer Berna Biotech verschmolzene deutsche Unternehmen Rhein Biotech, das eine Technologie für die Herstellung von rekombinanten Proteinen entwickelt und sich eine im Impfstoffbereich führende Position erarbeitet hat. Zehn Jahre nach der Unternehmensgründung waren die Patente für die Technologie eingereicht, allerdings stand das Unternehmen ohne zusätzliches Kapital vor dem Bankrott. Life Sciences Partners (bzw. Euro Ventures Benelux) stellte 1994 Beteiligungskapital zur Verfügung und brachte das Unternehmen auf den Weg, die Technologie zu vermarkten und in die Wertschöpfungskette einzubringen. „Die Bedeutung von Life Sciences Partners für den weiteren Erfolg von Rhein Biotech kann nicht überschätzt werden“, bewertet Daan Ellens, Vorstand von Berna Biotech, die Rolle des Investors: „Durch das Know-how unseres Kapitalgebers waren wir auch unabhängig von externen Beratern, die häufig nicht die besten Ergebnisse liefern.“

Professionalisierung des Managements

Unter der Führung des neuen Investors restrukturierte man die Unternehmensführung, und stellte neue Führungskräfte mit kaufmännischem Hintergrund ein. Darüber hinaus wurde das Management bei der Erstellung eines tragfähigen Geschäftsplans entscheidend unterstützt. Zwei weitere Finanzierungsrunden folgten, bei denen Life Sciences Partners maßgeblich bei der Aufstellung des Private Placement Memorandums und den Verhandlungen involviert war. Eine starke Rolle spielte der Investor auch bei der Börseneinführung am Neuen Markt. „Die Erfolgsgeschichte von Rhein Biotech ist ein gutes Beispiel, wie ein erfahrener Investor bei einem frühzeitigen Einstieg einen entscheidenden, fördernden Einfluß auf die Entwicklung eines Unternehmens nehmen kann und reflektiert unsere Beteiligungsphilosophie“, sagt Dr. Joachim Rothe.

Ralf Thielemann

Investitionskriterien Life Sciences Partners
– Medikamentenentwicklung, Medizintechnik oder Plattformen
– in Europa, ausnahmsweise USA
– alle Investitionsphasen
– führende Rolle angestrebt
– meist Aufsichtsratmandat
– aktive Betreuung
– Investitionsvolumen insgesamt 7 bis 10 Mio. Euro