Teil 3: Business Angels FrankfurtRheinMain (Ausgabe 7/2005)

Investoren stehen im Vordergrund

Im Gegensatz zu einigen anderen Netzwerken stellt Frankfurt nicht die kapitalsuchenden Unternehmen, sondern die Investoren, also die Business Angels, in den Mittelpunkt, erklärt Frank Müller, geschäftsführendes Mitglied des Vorstandes der Business Angels FRM, den Schwerpunkt seiner Arbeit. Schließlich stehen bereits zahlreiche Institutionen im Rhein-Main-Gebiet zur Verfügung, die Entrepreneure und Unternehmensgründungen fördern – wie etwa Route A 66, m-e-x oder das Forum Kiedrich – und die in regem Austausch mit den Frankfurter Angels stehen. Um die Finanzierungslücke im Early Stage-Bereich zu schließen, wurde der Verein Business Angels FRM im Jahr 2000 unter anderem auf Initiative der IHK Frankfurt und der Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH ins Leben gerufen. Bis heute unterstützt die IHK das Netzwerk und stellt auch die Büroräume zu günstigen Konditionen  bereit. „Seit Beginn verzeichnen wir einen kontinuierlichen Mitgliederzuwachs. Die Zahl der Mitglieder stieg von der Gründung vor fünf Jahren von 17 auf heute 70 an“, sagt Müller.

22 Business Angels, eine Mio. Euro

Im Zeitraum von 2002 bis Ende 2003 wurden sechs Investments in Unternehmen unter anderem aus den Sektoren Lotterie, IT und erneuerbare Energien getätigt. 2004 haben 22 Business Angels insgesamt eine Mio. Euro in drei Unternehmen investiert. Wobei sich jeweils Gruppen von neun, acht und fünf Angels zusammengeschlossen haben. „Hier wird der hohe Syndizierungsgrad deutlich, ein klares Markenzeichen unseres Netzwerkes“, sagt Klaus Comperl, Vorstandsvorsitzender des Netzwerkes. Die Angels bündeln ihr Wissen auch in eigens initiierten Arbeitsgemeinschaften (AGs) zu Spezialthemen wie Beteiligungsverträgen, Beteiligungsgesellschaften und alternativen Investments.

Flughafenabfertigungssysteme, exotische Früchte und Hedge-Fonds

Im letzten Jahr gab es jeden Monat (Ausnahme August) eine Matching-Veranstaltung. Insgesamt präsentierten sich hierbei 50 Unternehmen aus ganz Deutschland. Auf den Matchings, die monatlich in Frankfurt stattfinden, haben Entrepreneure zehn Minuten Zeit, ihr Geschäftsmodell zu erklären und müssen sich im Anschluß kritischen Fragen aus dem Publikum stellen. Im Gegensatz zu anderen Netzwerken besteht die Screening-Jury aus zehn Business Angels, die die präsentierenden Unternehmen auswählen. „Dieser Ansatz hat den Vorteil, daß die Unternehmen schon dem kritischen Blick von zehn potentiellen Investoren genügen müssen, um sich überhaupt den anderen Investoren vorstellen zu können“, sagt Müller. Eine weitere Besonderheit der Veranstaltungen ist das Feedback; jedes Unternehmen erhält von jedem Teilnehmer einen ausgefüllten Bewertungsbogen, der das Geschäftskonzept, die Präsentation sowie den Präsentierenden beurteilt. „Vor allem die Bewertungsbögen können Unternehmen helfen, eventuelle Schwächen für weitere Präsentation auszumerzen“, so Steffen Knödler, Geschäftsführer der proveo GmbH, Crailsheim.

Im Herbst konnte das Unternehmen, das auf die Optimierung von Flugzeugabfertigung spezialisiert ist, einen Beteiligungsvertrag mit neun Business Angels und der tbg in Höhe von 550.000 Euro abschließen. Gründe für das Investment waren für Ulrich Gnath: „Der für alle schnell nachvollziehbare Bedarf für die proveo-Produkte, das überzeugende Geschäftsmodell sowie die Begeisterungsfähigkeit von Herrn Steffen Knödler.“ Auch die Tropextrakt GmbH, Mörfelden-Walldorf, ein auf Import von exotischen Früchten und Extrakten spezialisiertes Unternehmen, konnte sich im Jahr 2003 ein Engagement in fünfstelliger Höhe sichern. Das Engagement der Business Angels war eine Projektfinanzierung, welche die Vorfinanzierung (inkl. der Transportkosten) von Aloe-Vera-Rohstoffen von Thailand nach Deutschland abdeckte. „Die Nachvollziehbarkeit des Geschäftsmodells sowie das geringe Risiko des Investments überzeugten mich von Anfang an“, so Business Angel Thomas Henrich über seine Beteiligung. Dr. Pascal Froidevaux lernte in einem Internetforum Volker Genrich kennen, dem er sein neuartiges Konzept für Hedge-Fonds-Investments vorstellte, das sich auf mathematische Kalküle bezieht. Genrich erkannte nach intensivem eMail-Kontakt sowie Gesprächen das Potential der Strategie. Am 1. Januar 2005 startete das Investment mit einem Pilotkonto von einer Mio. Euro, die durch acht Netzwerkmitglieder zusammengetragen wurden. Das Investment ist auf ein Jahr begrenzt, kurz vor Halbzeit weist das Portfolio einen Wertzuwachs von 9 % auf.

Ziele und Perspektiven

„In nächster Zeit wollen wir verstärkt den Kontakt zu VC-Gesellschaften suchen, damit noch nachhaltiger die Finanzierungslücke zwischen Angels und Beteiligungsgesellschaften geschlossen werden kann“, beschreibt Müller eines der angestrebten Ziele. Die Erweiterung der Homepage um Unternehmensprofile der Matching-Teilnehmer ist bereits beschlossene Sache. Als neues Investitionsfeld wird der Kultursektor auf dem Business Angels Forum Kultur vorgestellt werden. In der Stadt, wo Bär und Bulle sich „Guten Tag“ sagen, wird konsequent an der Weiterentwicklung des Netzwerkes gearbeitet.

Anselm Müller

Business Angels FrankfurtRheinMain e.V. (FRM)
Gründungsjahr: 2000
Mitglieder: 70
Region: deutschlandweit
Branchenfocus: keiner
Homepage: www.ba-frm.de