Teil 8: Das BA Netzwerk Sachsen-Anhalt (Ausgabe 12/2005)

Dienstleister für Gründer und Investoren

Entstanden ist das BAN auf Initiative des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit und der Investitionsbank Sachsen-Anhalt. Jöran Fricke, Leiter der BAN-Geschäftsstelle, erklärt, „daß junge, innovative Unternehmen in Sachsen-Anhalt mit derselben Problematik wie anderswo auch konfrontriert sind: Wenn sie Kapital am dringendsten benötigen, in der Startphase, erklären Banken oftmals, daß sie gern in drei oder vier Jahren wiederkommen können – als bereits etabliertes Unternehmen. In dieser Situation hat das Land entschieden, den Private Equity-Sektor in Sachsen-Anhalt zu stärken.“ Ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zum „Musterland für Existenzgründer“ war eine Veranstaltung im Februar 2005, auf der die Initiatoren etwa 120 geladenen Gästen das Projekt „Business Angels Netzwerk Sachsen-Anhalt“ vorstellten. Kurz darauf wurde die BAN-Geschäftstelle in Magdeburg eröffnet. Sie ist unter dem Dach der Investitionsbank Sachsen-Anhalt in Projektträgerschaft als separate Geschäftsstelle angesiedelt. Ihr Budget ist zunächst bis Januar 2007 zu 75 % durch Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds finanziert, die restlichen 25 % steuert das Land bei.

So ist es möglich, alle Dienstleistungen für Unternehmen und Business Angels kostenlos anzubieten. Diese reichen von der Beratung zur Erstellung des Businessplans und der Vorbereitung des Unternehmens auf Finanzierungsfragen in sogenannten Gründerwerkstätten bis zu maßgeschneiderten Angeboten für Business Angels hinsichtlich der jeweils individuellen Investitions- und Brancheninteressen. Natürlich organisiert das BAN auch Matching-Veranstaltungen, auf denen sich meist fünf Unternehmen vor den anwesenden Business Angels präsentieren. Bisher hat ein Treffen dieser Art stattgefunden, im Dezember folgt das zweite; zukünftig sollen sie quartalsweise durchgeführt werden.

Synergieeffekte im Land nutzen

Im Durchschnitt erreichen das BAN derzeit 20 Anfragen pro Monat – vom Online-Formular bis zum ausgefeilten Businessplan. Das Screening wird derzeit direkt in der Geschäftsstelle vollzogen; falls erforderlich können auch Personalressourcen der Investitionsbank Sachsen-Anhalt aus verschiedenen Fachbereichen – etwa Kreditanalyse – Hilfestellung bieten. Fricke selbst verfügt über eine zwölfjährige Erfahrung bei der Investitionsbank. Er war innerhalb verschiedener Fachbereiche tätig, zuletzt als stellvertretender Leiter des Förderberatungszentrums. Deshalb kennt er sich mit allen regionalen und überregionalen Fördermöglichkeiten bestens aus und kann gegebenenfalls die Beteiligung eines Business Angels an einem Unternehmen noch durch weitere Instrumente ergänzen.

Frickes Erfahrung kommt aber nicht nur den Business Angels zugute, sondern auch den anfragenden Unternehmen. Selbst wenn sie für eine Präsentation vor den Investoren (noch) nicht in Frage kommen, bietet Fricke Coaching- und Monitoring-Maßnahmen an: „Das BAN nutzt die Synergieeffekte im Lande aus. Wir sind ein breites Netzwerk mit kurzem Draht“, erläutert der BAN-Geschäftsstellenleiter, „das BAN ist eine zentrale Anlaufstelle, in der viele Informationen zusammentreffen. Gründer, deren Geschäftsidee noch nicht ausgereift ist, vermitteln wir beispielsweise an den Businessplan-Wettbewerb Sachsen-Anhalt weiter. Auch mit dem Impuls-Netzwerk oder UNIVATIONS, dem Netzwerk für Innovation, Existenzgründung und Wachstum an den Hochschulen des Landes, arbeiten wir eng zusammen.“

Erfolgreicher Start mit drei Investments

Inzwischen zählt das BAN 17 gelistete Business Angels, die zumeist selbst unternehmerisch tätig sind. „Große Unterschiede zu Business Angels in den alten Bundesländern gibt es nicht“, meint Fricke, „nur der Informationsbedarf ist einigen Fällen – bei Neueinsteigern – doch größer, insbesondere was die steuerlichen Auswirkungen eines Engagements betrifft.“ Obwohl das Netzwerk erst kurze Zeit operativ tätig ist, sind bereits drei Investments unter Dach und Fach. In die Zephram-Ideenfabrik, ein universitäres Projekt, das mit einem ingenieursmäßigen Ansatz zur systematischen Produktion neuer Ideen verschiedenste Unternehmen bedient, hat ein Angel 50.000 Euro investiert und bei Bedarf dieselbe Summe auch für 2006 in Aussicht gestellt. Im Januar 2006 wird Zephram zunächst als GbR an den Start gehen und später in einer AG münden. 25.000 Euro flossen an ein Unternehmen der Immobilienwirtschaft, das neue Ideen für den starken Bevölkerungsschwankungen unterworfenen Wohnungsmarkt in Sachsen-Anhalt entwickelt hat; 100.000 Euro gehen schließlich an ein innovatives Unternehmen aus der Solarbranche, dessen Produkt sich von denen herkömmlicher Solarzellen-Produzenten unterscheiden wird. Damit sieht Fricke das junge Netzwerk auf einem guten Weg. Daß in Sachsen-Anhalt  seitens der Business Angels noch kein besonderer Branchenfocus vorliegt, sieht er durchaus positiv: „Wichtig ist in erster Linie, daß das junge Unternehmen aus Sachsen-Anhalt kommt oder sich hier fest ansiedelt, um Arbeitsplätze in Sachsen-Anhalt zu schaffen.“

Bernd Luxa

Business Angels Netzwerk Sachsen-Anhalt