Frühe Reue

Anfang September hatte der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, angesichts der riskanten Hypotheken-Geschäfte den Kollegen der IKB und der Sachsen LB sowie Teilen der Kreditbranche noch Versäumnisse und schwere Managementfehler vorgeworfen. Gleichzeitig kritisierte der Schweizer unverblümt Aufsichtsbehörden und Investoren. Nach gut zwei Wochen hat sich der Wind gedreht. Reumütig ruderte Ackermann zurück und räumte eigene Fehleinschätzungen ein: Auch die Deutsche Bank hat Fehler gemacht und Risiken von US-Hypothekenpapieren massiv unterschätzt. Doch es sind nicht nur die Engagements in zweitklassige US-Hypotheken, an denen die Deutsche Bank aktuell zu knabbern hat. Kredite für Private Equity-Übernahmen drücken auf die Stimmung der Bankanalysten. 29 Mrd. Euro an Leveraged Loans hat die Deutsche Bank laut einschlägigen Medienberichten bereits in ihren Büchern oder zumindest fest zugesagt. Und eine bislang übliche Weiterplatzierung der Private Equity-Kredite am Markt dürfte derzeit aufgrund der allgemeinen Liquiditätskrise, wenn überhaupt, nur mit kräftigen Abschlägen möglich sein.

Die Krise am amerikanischen Hypothekenmarkt hat auch das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen erreicht: Im August schrumpfte das Volumen laut Thomson Financial weltweit auf 179 Mrd. USD – und damit auf das Niveau von Juli 2005. Wegen der Kreditprobleme würden selbst unterzeichnete Deals kaum mehr vorangetrieben, angeblich sind weltweit knapp 330 Buyouts im Wert von fast 430 Mrd. USD „anhängig“. Angesichts der aktuellen Lage rechnen Marktteilnehmer sogar damit, dass einige Deals nachverhandelt werden müssen oder gar platzen (siehe Auslese auf S. 10).

Während das Geschäft mit Leveraged Buyouts stottert und manch noch zu Jahresbeginn 2007 fürstlich ausgestatteter Buyout-Fonds demnächst unter Investitionsdruck geraten wird, kehrt das Venture Capital-Business zurück auf das Radar der Investoren. „Wir hätten gerne noch mehr als 30% in Venture Capital-Dachfonds investiert“, bekundet Anselm Müller, Leiter Alternative Investments der seit kurzem in Private Equity investierenden Bayerischen Versorgungskammer, im Interview (Seite 44-45). Auch Corporate Venture Capital erlebt eine Renaissance und selbst Branchenriese Google investiert neuerdings als Venture Capitalist bis zu 500.000 Euro in junge Unternehmen. Die Zahlen des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften belegen die Zunahme der Investitionstätigkeit im Venture Capital-Bereich.

Dass die BVK-Quartalszahlen (S. 26-28) jedoch nicht mehr, wie in den Vorquartalen und -jahren üblich, der Fachpresse im traditionellen Pressefrühstück präsentiert und erläutert werden, sondern nur noch als PDF auf der Homepage bereitgestellt werden, widerspricht der Transparenzoffensive, die sich die Branche eigentlich zuletzt auf die Fahnen geschrieben hat. In Zeiten, in denen die erklärungsbedürftige Beteiligungsbranche von der Öffentlichkeit kritisch beäugt und von der Politik auf den Prüfstand gestellt wird, sollte die Kommunikation mit den Medien gestärkt und nicht vernachlässigt werden. Das dürften auch die PR-Berater des neuerdings in Talkshows und Fernseh-Gesprächsrunden präsenten Deutsche Bank-Chefs Ackermann bestätigen.

Eine informative Lektüre mit dem entscheidenden Quäntchen Mehrwert wünscht Ihnen

mathias.renz(at)vc-magazin.de