Ende der Hausse?

Seit 2003 konnte der Deutsche Aktienindex Dax jedes Jahr mit einem Plus abschließen. Der 30 Technologiewerte umfassende TecDax legte die letzten drei Jahre zu – allein 2007 stieg er um 30%. Seit dem Jahreswechsel ging es jedoch rapide bergab: Nach nur drei Wochen summiert sich der Kursverlust beim Dax auf über 15%, der TecDax ist um mehr als 25% eingebrochen. Ob Experten wie Peter Oppenheimer, weltweit für die Portfoliostrategie bei Goldman Sachs zuständig, damit gerechnet haben? Noch zum Jahreswechsel gab er gegenüber dem Anlegermagazin Börse Online eine Dax-Prognose per Ende 2008 von 9.000 Punkten ab. Damit zeigte er zwar den größten Optimismus unter den vier durch Börse Online befragten Anlagestrategen, doch keiner von ihnen sah den Dax zum Jahresende bei weniger als 8.400 Punkten.

 

Nun hat 2008 gerade erst begonnen, und es mag zu früh sein, um die Profis an den Pranger zu stellen. Eines wird jedoch immer offensichtlicher: Ein Großteil der Kapitalverwalter hat das Ausmaß der Sekundäreffekte der Krise am amerikanischen Hypothekenmarkt unterschätzt. Manche malen gar heute noch in rosaroten Farben – sei es wider besseren Wissens oder schlicht aus Zweckoptimismus. Anderen scheint langsam zu dämmern, dass kumulierte Verluste der Finanzinstitute in Höhe mehrerer hundert Mrd. USD möglicherweise doch nachhaltige Auswirkungen auf Realwirtschaft und Börsenkurse haben könnten.

 

Ein schwieriges Umfeld für die Venture Capital-Branche, die nach Jahren der Flaute jüngst wieder eine leichte Brise witterte. Sie steht  schneller als erwartet erneut vor einer verschlossenen Börsen(gangs)tür, gleichzeitig stockt vielerorts das Fundraising. Auch für große Private Equity-Fonds wird es in diesem Umfeld spannend: Buyout-Manager, die ihre Beteiligungen mit Fremdkapital überladen haben, ohne das operative Geschäft signifikant voranzubringen, dürften schon in den nächsten Monaten die ein oder andere böse Überraschung erleben. Vergleichsweise gut stehen hingegen diejenigen da, die bis Sommer 2007 ein Fundraising „auf Vorrat“ durchgeführt haben. Sie können in den nächsten Monaten – und womöglich Jahren – auf Schnäppchenjagd gehen.

 

Eine gewisse Freude über diese Entwicklung dürfte auch bei den Restrukturierungshäusern aufkommen – und ganz besonders bei Dr. Hans Albrecht, Geschäftsführer der Private Equity-Gesellschaft Nordwind Capital. Lange von vielen Kollegen belächelt, warnt er auf Branchenveranstaltungen schon seit einigen Jahren mit drastischen Worten vor einem bevorstehenden Kollaps der Finanzmärkte.

Dank des beherzten Eingreifens der Notenbanken wird die Krise wohl kein ganz so dramatisches Ausmaß erreichen. Das laufende Jahr dürfte dennoch für die gesamte Finanz- und Beteiligungsbranche eine große Herausforderung darstellen und möglicherweise einen Wendepunkt im Zyklus markieren.

 

Dass das VentureCapital Magazin auch 2008 von einem Kreis hochkarätiger Jahressponsoren begleitet wird, die das Magazin in seiner heutigen Form und Erscheinungsweise ermöglichen, freut mich vor diesem Hintergrund besonders. Ihr fortwährendes Engagement ist Bestätigung und Ansporn zugleich – hierfür ein herzliches Dankeschön!                                    

 

Eine kurzweilige Lektüre wünscht

andreas.uhde(at)vc-magazin.de