Erfolgreiche Large Buyout-Fonds bieten mehr als Fremdkapital

Restrukturierung geglückt

Rasant gestiegene Bewertungen börsennotierter Unternehmen und ein gutes Klima für Börsengänge Ende der 90er Jahre kamen Buyout-Fonds zwar beim Verkauf von Portfoliofirmen entgegen, sorgten aber nicht gerade für attraktive Konditionen bei Neuengagements. Nachdem die Börsenbarometer in den entwickelten westlichen Ländern im Frühjahr 2000 den Zenit erreicht hatten, legten sie anschließend in unterschiedlicher Geschwindigkeit den Rückwärtsgang ein. Große Private Equity-Investoren gewannen damit an relativer Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem öffentlichen Kapitalmarkt. Mit der mehrheitlichen Übernahme von Messer Griesheim schlugen Allianz Capital Partners und Goldman Sachs im April 2001 schließlich ein neues Kapitel auf: Sie übernahmen für 2,1 Mrd. Euro zwei Drittel der Anteile des Spezialisten für Industriegase vom Pharmakonzern Hoechst (heute Teil von sanofi-aventis). Der Rest verblieb bei der Familie Messer, die das Unternehmen im Jahr 1898 gegründet hatte. Hoechst hielt die Beteiligung an Messer Griesheim seit 1965, hatte die Sparte aber durch Missmanagement und eine satte Schuldenlast von über 1,7 Mrd. Euro in eine Krisensituation gebracht. Aber: Die Sanierung unter der Führung der beiden Finanzinvestoren gelang. Drei Jahre später zog die Familie Messer eine Call-Option und kaufte sämtliche Anteile am Unternehmen zurück. Allianz Capital Partners und Goldman Sachs erzielten mit dem seinerzeit größten Buyout in Deutschland eine ansehnliche Rendite – und der langfristige Fortbestand von Messer Griesheim war gesichert.

Langfristige Partnerschaft

Im September 2001 einigten sich Permira (vormals Schroder Ventures Europe), Goldman Sachs Capital Partners und Schroder Ventures Life Sciences mit dem Voreigentümer Henkel auf die Akquisition des Chiemieunternehmens Cognis. Der Zeitpunkt war deshalb heikel, weil der Verkaufsvertrag am 12. September – nur einen Tag nach den Anschlägen in den USA – unterzeichnet wurde. Die in letzter Minute eingefügte Klausel, die den Private Equity-Häusern zugestand, sich innerhalb von zwei Monaten von der Transaktion zurückzuziehen, wurde jedoch nicht gezogen, sondern führte nur zu einer geringfügigen nachträglichen Senkung des Kaufpreises von ursprünglich vereinbarten 3,6 Mrd. Euro auf 3,5 Mrd. Euro. Noch immer – über sieben Jahre später – befindet sich Cognis im Portfolio der Private Equity-Investoren, wobei man den zwischen Düsseldorf und Köln in Monheim ansässigen Anbieter von Spezialchemie in einem besseren Marktumfeld gern an die Börse bringen würde.

Umzug in die USA

Mit dem Buyout des Chemiekonzerns Celanese gelang der Blackstone Group im Jahr 2004 ein bis heute bewunderter Geniestreich. Anerkennung verdient Blackstone aber nicht nur für eine äußerst attraktive Rendite, sondern auch für die Komplexität der Transaktion und die zugrunde liegenden Überlegungen: Vereinfacht gesagt erkannte der Finanzinvestor zunächst, dass mit Celanese vergleichbare Unternehmen in den USA einen wesentlich höheren Börsenwert zugebilligt bekamen als in Deutschland. Da der Großteil der Wertschöpfung längst in den USA stattfand, erschien eine Verlagerung des Hauptsitzes aus der Nähe von Frankfurt am Main nach Dallas in Texas und ein anschließender Börsengang in den USA logisch. Doch noch nie wurde in Europa ein derart großes börsennotiertes Unternehmen von einem Finanzinvestor übernommen. Tatsächlich drohte das öffentliche Übernahmeangebot bis zur letzten Minute zu scheitern. Zahlreiche Hedgefonds hofften auf einen später höheren Preis für ihre Anteile, wenn sie die Offerte von Blackstone zunächst ablehnen würden. Die Crux jedoch war, dass die ganze Übernahme bei Nichterreichen einer Annahmequote von 75% geplatzt wäre. Die Hürde wurde jedoch genommen und der Plan von Blackstone ging auf. Abgesehen von wenigen Managementpositionen fielen dem Umzug der Celanese-Zentrale in die USA in Deutschland keine Arbeitsplätze zum Opfer. Weltweit stieg die vor der Übernahme durch Blackstone zuletzt rückläufige Mitarbeiterzahl des bis 1999 wie auch Messer Griesheim zur früheren Hoechst AG gehörenden Chemiekonzerns sogar an.

Fazit:

Richtig große Buyouts funktionieren nicht ohne Fremdkapital. Wie obige Beispiele zeigen, macht eine hohe Verschuldung allein aber keinen renditestarken Deal aus. Langfristig erfolgreiche Large Buyout-Manager zeichnen sich dadurch aus, dass sie durch operative Fortschritte in ihren Portfoliounternehmen Wert schaffen. Zwar sind auch sie nicht gefeit vor bedauerlichen Exzessen, die es auf den Finanzmärkten schon immer gab und die es systembedingt auch zukünftig geben wird. Aber sie sind in der Lage, schnell auf geänderte Rahmenbedingungen zu reagieren. Eines ist den Buyout-Spezialisten des 21. Jahrhunderts aber bisher nicht gelungen: Das englische Taschenbuch „Barbarians at the Gate: The Fall of RJR Nabisco“ von Platz 1 der Amazon-Bestsellerliste in der Kategorie „Consolidation & Merger“ zu verdrängen. Diesen Erfolg verteidigt das lesenswerte Buch selbst 20 Jahre nach der Erstveröffentlichung mit Bravur.

Andreas Uhde

Die größten Buyouts in Deutschland*
            Wert (ca.)         Unternehmen    Branche            Käufer
1.         4,0 Mrd. Euro    Kion Group       Gabelstapler     KKR, GS Capital Partners
2.         3,5 Mrd. Euro    Brenntag           Chemiedistribution         BC Partners
3.         3,1 Mrd. Euro    Celanese          Chemie Celanese
4.         3,0 Mrd. Euro    ProSieben.Sat1 Media   Medien KKR, Permira
5.         2,9 Mrd. Euro    Messer Griesheim         Industriegase    Allianz Capital Partners, Goldman Sachs
6.         2,5 Mrd. Euro    Cognis  Chemie GS Capital Partners, Permira, Schroder Ventures
7.         2,3 Mrd. Euro    Dynamit Nobel  Chemie/Rüstung           Credit Suisse First Boston, KKR

* ohne Infrastruktur
Quelle: eigene Recherche