Neue Wege

Liebe Leserinnen und Leser,

am Jahresende blicken wir zurück – und sehen 2009 Höhen und Tiefen: Rasant bergab ging es im 1. Quartal. Anfangs war die allgemeine Stimmung am Boden, die Finanzmärkte rauschten in den Keller, und die Private Equity-Industrie verfiel in eine Schockstarre.

Mit gewaltigen Konjunkturprogrammen und in dieser Dimension nie für möglich gehaltenen Rettungsmaßnahmen für den Bankensektor stemmten sich Politik und Notenbanken erfolgreich gegen den drohenden Kollaps des Finanzsystems. Sie drückten die Zinsen und überfluteten die Marktteilnehmer mit Liquidität. So entstand Anlagedruck, der sich zunächst in einem Rückgang der zuvor exorbitant gestiegenen Risikoprämien für Anleihen zweitklassiger Bonität niederschlug. Im 2. Quartal 2009 setzten die Aktienmärkte zu einer Rallye an, die – zumindest in ihrer Anfangsphase – in krassem Gegensatz zur enttäuschenden Entwicklung der Realwirtschaft stand.

Zwar ist es so, dass Börsenkurse einen bevorstehenden Aufschwung häufig vorwegnehmen. Dass jedoch nicht nur Aktien, sondern in dieser konjunkturellen Schwächephase auch Rohstoffpreise drastisch an Wert gewannen, lässt sich nur durch Spekulation begründen. Schließlich nahm die Nachfrage der Industrie nach Metallen, Öl & Co. auch in dieser Wirtschaftsflaute ab. Deutlicher als alle anderen Signale belegt dabei der fortwährende Anstieg des Goldpreises eine beginnende Flucht in Sachwerte, die nicht duplizierbar sind. Der (einzig) logische Grund, um ein relativ knappes, aber unverzinstes und für kaum etwas verwendbares Gut wie Gold als Anlageobjekt zu kaufen, ist Angst vor Inflation.

Ist diese gerechtfertigt? Bis heute verharren die Inflationsraten in den meisten entwickelten Ländern auf niedrigem Niveau. Die jährliche Rendite deutscher Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit liegt aktuell bei etwa 3,5%. Beides nicht gerade Indizien dafür, dass Geldentwertung unmittelbar bevorsteht.

Die Finanzmärkte spiegeln damit etwas wider, was sich vielleicht als kumulative Ahnungslosigkeit bezeichnen lässt. Ein Teil der Akteure erwartet aufgrund der Politik des billigen Geldes ein baldiges, deutliches Anziehen der Inflation, selbst Begriffe wie Hyperinflation und Währungsschnitt werden genannt. Andere Experten verweisen auf die schwache Auslastung der Industrie und eine hohe Arbeitslosigkeit – ein Umfeld, in dem Preissteigerungen unwahrscheinlich sind.

Eines dürfte jedoch sicher sein: Die drastischen Maßnahmen zur Rettung des Finanzsystems haben uns auf einen Weg geführt, dessen Verlauf und Ziel wir nicht kennen. Wer auf „Business as usual“ hofft, dürfte schon bald eines Besseren belehrt werden.

Was die Private Equity-Branche für 2010 erwartet, lesen Sie in unserer Titelstory auf den S. 14–19.

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