First Love Capital Beteiligungs-Management GmbH & Co. KG


Impulse aus der Werbewirtschaft

Die Mariahilfer Straße im 7. Wiener Gemeindebezirk zieht nicht nur Einkaufslustige an, sondern auch unzählige Unternehmen wie Kanzleien, Verlage und Agenturen. Die Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO) hat dort ebenfalls ihren Sitz. Ebenso wie Kobza Media. Die Unternehmensgruppe gehört Rudi Kobza und hält unter anderem seine Anteile an der renommierten Werbeagentur Lowe GGK in Wien. Im vergangenen Sommer gründete sie in unmittelbarer Nähe die Tochtergesellschaft Kobza Integra, deren Schwerpunkt die strategische Kommunikationsberatung ist. Der 42-jährige Kobza zählt zu den Sternen im österreichischen Werbe- und PR-Markt. Außerdem ist der Marketingprofi seit Langem aktiver Business Angel. Als solchen lernte ihn Michael Steiner im Sommer 2006 kennen.

Wiedersehen in Singapur

Steiner, damals erst 23 Jahre alt, suchte einen Partner für sein Projekt, mit dem kommerzielle Werbung auf österreichische Bankautomaten gebracht werden sollte. Die Umsetzung scheiterte jedoch, weil ein maßgeblicher Interessent abgesprungen war. Steiner und Kobza hielten Kontakt, trafen sich zufällig in Singapur wieder und fanden im Herbst 2007 einen anderen Weg zur Zusammenarbeit. Steiner erinnert sich: „Rudi Kobza hatte bereits einige Beteiligungen, für deren Management das Wochenende zu wenig geworden war. Wir haben damals bei einem Frühstück vereinbart, dass wir eine Beteiligungs-Management GmbH gründen, in der ich als Geschäftsführer Beteiligungen prüfe, die Transaktionen strukturiere und aktives Venture-Management für ihn mache. Die Struktur hatten wir damals auf der berühmten Serviette aufgezeichnet.“ Also gründeten die beiden First Love Capital (FLC), die von Kobza und seiner Mala-Stiftung finanziert wird.

Drei Säulen im Geschäftsmodell

Zeit seines Studiums an der Wirtschaftuniversität Wien arbeitete Steiner in der freien Wirtschaft; zunächst bei Arthur D. Little, dann zwei Jahre bei Siemens, wo er für ein IT-TV-Projekt beratend tätig war. Im Gespräch merkt man schnell, dass der Kärntner ähnlich erfolgshungrig wie Österreichs Wintersportler ist und konzentriert, aber nicht krampfhaft verbissen an der Entwicklung seines Unternehmens arbeitet. Seit Anfang 2009 verstärkt Bernhard Thalhammer, der zuvor unter anderem bei Gamma Capital Partners in Wien tätig war, das Team. Gutes Personal ist vonnöten. Denn die junge Company wird von mehreren Säulen getragen: Neben dem Investmentgeschäft verfolgt First Love Capital das Advisory-Geschäft im M&A-Bereich; der selbst gegründete FLC Club für Business Angels rundet das Profil ab. „Wir wollen den informellen Beteiligungskapitalmarkt professionalisieren und transparenter machen“, gibt Steiner als Ziel aus.

Fokus Frühphase

Die Hürden im österreichischen Beteiligungsgeschäft sind hoch, wissen auch die Jungunternehmer. Die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen lassen zu wünschen übrig, das politische Verständnis für diesen Finanzierungskanal ist mangelhaft. Außerdem entspricht es nicht der österreichischen Mentalität, sich eine Risikofinanzierung ins Haus zu holen. Das alles führt nach Ansicht Steiners dazu, dass der Business Angels-Markt in Deutschland und der Schweiz viel weiter entwickelt ist als in Österreich. Dennoch halten Kobza und Steiner an ihrem Heimatland fest, anstatt im Ausland eine Gesellschaft zu gründen. Natürlich erfolgen die Investitionen grenzüberschreitend. The Blog Paper Ltd., bei der FLC im vergangenen November als Lead-Investor eingestiegen ist, sitzt beispielsweise in London. Bislang haben die Wiener einen mittleren einstelligen Millionenbetrag in 18 Unternehmen investiert. Dabei handelt es sich ausschließlich um Frühphasenfinanzierungen in den Bereichen Medien und Internet. Die Investitionshöhe liegt zwischen 50.000 und 400.000 EUR. Von Dutzenden Bewerbungen schaffen es nur etwa zehn pro Monat in die interne Dealbesprechung, von denen letztlich durchschnittlich nur zwei in einen näheren Check kommen. „Wir prüfen das Team, das Geschäftsmodell und das Marktumfeld auf Herz und Nieren“, sagt Steiner. Die Idee müsse skalier- und internationalisierbar sein. Kapital bekommen schließlich auch nur solche Projekte, für die FLC einen direkten Mehrwert schaffen kann und ein belastbares Netzwerk vorhanden ist.

Schnelle Exits

Im Beteiligungsportfolio befinden sich derzeit 15 Unternehmen. Mit dabei sind beispielsweise die exklusive Internet-Community A Small World, die Plattform iJoule als professioneller Begleiter für Leute, die abnehmen wollen, und yassu. Auf letzterer Website können sich registrierte User im Internet ihr Informationsportfolio selbst zusammenstellen und plattformunabhängig über ihr Mobiltelefon abrufen. Vier bis sechs Jahre beträgt grundsätzlich die geplante Haltedauer für die Beteiligungen. Bei den bisherigen drei Exits ging es allerdings deutlich schneller. Nach nur etwa einem Jahr hat FLC beispielsweise die Anteile an der Quax Medien- und Verlagsagentur GmbH an die Standard Medien AG in Wien verkauft. Über Details zu den realisierten Renditen schweigen sich die Entrepreneure aus; ein Investment hat sich jedoch nicht nach Wunsch entwickelt. „Mit den anderen haben wir aber schöne Erträge im zwei- und dreistelligen Prozentbereich erzielt“, so die knappe Auskunft. Noch im ersten Quartal dieses Jahres soll der nächste Exit realisiert werden.

Anschub für Business Angels

Besonders am Herzen liegt Kobza und Steiner der Business Angel-Markt. Wichtiger Partner ist dabei die BrainsToVentures AG aus St. Gallen, die auch Schirmherr der von FLC organisierten 1. Business Angels-Konferenz Österreichs im November vergangenen Jahres war. Mit 130 Teilnehmern und einem attraktiven Programm war diese ein voller Erfolg. Im hochkarätigen FLC-Netzwerk befinden sich rund 50 strategische Partner, die alle bereits mit bzw. über FLC in Projekte investiert haben. Mit dem Aufbau des Business Angel-Netzwerks will das Venture-Haus nach und nach in weitere Wachstumsmärkte vordringen. Im Vordergrund stehen derzeit die Themen Medizintechnik und Cleantech. Auf ein breit aufgestelltes Netzwerk setzen Steiner und sein Advisory Board auch im M&A-Business. Hier übernimmt FLC außerhalb des eigenen Investitionsfokus die Rolle des Vermittlers und Beraters. Drei M&A-Deals sind bereits abgeschlossen. In zwei Fällen ging es um die Akquisition einer Expansionsfinanzierung mit einem Volumen von jeweils rund einer halben Mio. EUR. Im dritten Fall hat FLC für ein Unternehmen im Auftrag Anteile an einen strategischen Investor verkauft. Aktuell begleiten die Wiener vier Unternehmen.

Ausblick

2010 sollen die Bereiche Beteiligung und Consulting stärker getrennt bearbeitet und die strategische Zusammenarbeit mit internationalen Investoren vertieft werden. Im Beteiligungsbereich befinden sich zwei Projekte in der Due Diligence; die Investitionen könnten schon recht bald erfolgen. Prinzipiell liegt der Fokus im Portfolio aber auf Exits. Denn das im ersten Schritt zur Verfügung stehende Investitionskapital ist so gut wie investiert. In drei oder vier Jahren soll ein eigener Venture Capital-Fonds für institutionelle Investoren und Business Angels aufgelegt werden. Das angepeilte Eigenkapitalvolumen beträgt 20 Mio. EUR. Bis dahin will FLC das Netzwerk vertiefen und sich personell verstärken. Und die nächste Konferenz für Business Angels in Österreich im kommenden Herbst nach Wien holen.

Alexander Endlweber

Kurzprofil First Love Capital Beteiligungs-Management GmbH & Co. KG
Typ:                             Venture Capital-Investor
Standort:                      Wien
Gründung:                     September 2007
Investmentprofessionals:  5
Verwaltetes Kapital:      einstelliger Mio.-Bereich
www.firstlovecapital.com

Investitionsschwerpunkte
Phase:             Early Stage
Branchen:         Internet und Medien
Region:             Österreich, Deutschland, Schweiz