Großes Angebot für zaghafte Anleger

Milliardengeschäft mit breitem Publikum

Rund 9,5 Mrd. EUR Eigenkapital haben die Initiatoren sämtlicher Private Equity-Publikumsfonds in den Jahren 2000 bis 2009 akquiriert. 2006 und 2007 konnten jeweils mehr als 2 Mrd. EUR eingeworben werden – ein Rekordniveau, das in diesem jungen Segment des von Immobilien und Schiffen geprägten Marktes für unternehmerische Beteiligungen („geschlossene Fonds“) vorher bei Weitem nicht erreicht wurde und auch derzeit außer Reichweite ist. Etwa 70% dieses Privatanlegerkapitals, das sich auf mindestens 250 Fonds verteilt, sind in der von Feri EuroRating Services geführten Statistik den Dachfonds zugeschrieben. Außerdem haben die Studienautoren die Infrastrukturbeteiligungen dem Private Equity-Segment zugeordnet. Sie haben am Gesamtvolumen einen Anteil von geschätzt 15%.

Klare Marktverteilung

Gemessen an ihrem jeweiligen kumulierten Fundraisingvolumen vereinen die zehn größten Anbieter ca. 6 Mrd. EUR. Damit bilden sie zwei Drittel des Gesamtmarktes ab, aufgeteilt auf mehr als 100 Fonds. Mit dabei sind allerdings die Initiatoren Macquarie und Alfred Wieder/HMW Emissionshaus, die Infrastrukturbeteiligungen bzw. direkt investierende Fonds aufgelegt haben. Ohne deren Berücksichtigung sind die größten auf Dachfonds ausgerichteten Anbieter RWB, KGAL, Wealthcap, MPC und BVT. Bemerkenswert: Laut Feri-Statistik haben sich in den vergangenen Jahren über 145 Anbieter mit Private Equity-Fonds zu etablieren versucht. Davon existiert jedoch heute ein Großteil gar nicht mehr, abgesehen davon, dass sie ohnehin über ein oder zwei Fondsemissionen nicht hinausgekommen sind. Den größten Zulauf hat die Branche in den Boomjahren 2005 bis 2007 gesehen, als gleich 90 Unternehmen das Initiatorengeschäft aufgenommen haben. Nach der Zahl der aufgelegten Fonds ist RWB mit 23 Beteiligungen einsamer Spitzenreiter, vor Wealthcap und MPC Capital.

Aus dem Vollen schöpfen

Insgesamt 71 zumeist für private Anleger lancierte und nur selten direkt investierende Fonds hat das VentureCapital Magazin bislang seit der Ausgabe 8/2002 portraitiert. Die Liste bildet das breite Angebotsspektrum, aus dem Vermittler und Anleger bislang schöpfen konnten, ab und liest sich wie das Who-is-who der Emittenten. Premierenstücke, Fortsetzungsfolgen, große Fonds ebenso wie kleine und klassische, Feederfunds für Dachfonds und auch innovative Fonds haben um die Gunst der Privatinvestoren gebuhlt. Im Frühjahr hat mit der Credit Suisse erstmals eine Großbank einen Retail-Dachfonds ins Fundraising geschickt. Abgesehen davon spielen die Banken eine eher untergeordnete Rolle.

Premiere ohne Fortsetzung

Einen schwierigen Start ins Private Equity-Geschäft erlebten Lloyd Fonds und Sachsenfonds („Lehman Brothers für jedermann“, Ausgabe 1/2007). Denn deren erster im Sommer 2006 gemeinsam lancierter Dachfonds Global Partnership 1 hat sich an einem von Lehman Brothers aufgelegten, 1,5 Mrd. USD schweren Zielfonds beteiligt. Noch vor der Lehman-Pleite war der Anlegerzuspruch verhalten, sodass die Initiatoren die Option, die Zielfondsbeteiligung von 25 auf 100 Mio. USD zu erhöhen, nicht gezogen haben. Der Dachfonds ist das bislang letzte Angebot der beiden Fondshäuser in diesem Segment. Aber auch andere bekannte Unternehmen haben bis dato nur einen Retailfonds auf den Markt gebracht: Golding Capital Partners, Norddeutsche Vermögen, die HSH-Tochter HGA Capital, die Ergo-Tochter Ideenkapital, Real I.S, Ökorenta und Dr. Peters.

Flexibilität bei der Produktgestaltung

Mangelnde Kreativität kann man den Emissionshäusern nicht vorwerfen. Auch sie gehen mit der Zeit, greifen Trends auf und liefern dem Vertrieb mundgerechte Angebote. Das gilt beispielsweise für umstrittene Ansparfonds, die etwa MPC Capital unter dem Produktnamen „Global Equity Step by Step“ aufgelegt hat („Mit Taschengeld in die große Welt“, 10/2002). Außerdem haben in der jüngeren Vergangenheit Themen-, Länder- und Hybridfonds das Licht der Welt erblickt. Gesellschaften mit den Investitionsschwerpunkten Life Science, Cleantech, Secondaries oder europäischer Mittelstand kamen ebenso wie auf Asien ausgerichtete Vehikel in die Produktpalette. Vereinzelt durften die Fonds, z.B. von Wölbern Invest und MPC Capital, einen Teil des Kapitals für direkte Co-Investments einsetzen. Außerdem finden sich unter den Portraits auch zwei Infrastrukturfonds, die unter den geschlossenen Fonds für Privatanleger erst seit Kurzem eine eigene Assetklasse darstellen.

Rat und Tat von außen

In der Retrospektive fällt auf, dass Venture-Beteiligungen bei den bisherigen Dachfonds als Zielinvestments nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Unter dem Strich konzentrierten sich die Initiatoren aber auf schnörkellose, klassische Dachfonds mit dem auf Europa und die USA gelegten Investitionsschwerpunkt. Außerdem dominieren kleine und mittlere Buyout-Firmen in den Portfolios. Von wesentlicher Bedeutung sind externe Dachfondsmanager bzw. Fund-of-funds, da nur die wenigsten Anbieter die geballte Private Equity-Kompetenz im eigenen Haus vorhalten. CAM (heute Sal. Oppenheim bzw. Deutsche Bank), Golding Capital, bmp, Allianz Private Equity Partners und Adveq sind einige der Fondspartner. Ohnedies gibt es bei den Top-Playern mit RWB AG und dem HMW Emissionshaus nur zwei Anbieter, die sich ausschließlich im Private Equity-Markt bewegen.

Exoten an der Börse

Im Frühjahr 2007 wurde das Zertifikat Private Equity Rumänien, das von ABN Amro emittiert wurde und heute zur RBS Royal Bank of Scotland gehört, vorgestellt („Rumänien auf einen Streich“, 5/2007). Das Wertpapier stellt im Ergebnis einen Dachfonds dar, wobei in den fünf Fonds, die den Basisindex bilden, damals 38% Aktien außerbörslicher Unternehmen steckten. Nach aktuellem Stand kann das endlos laufende Zertifikat hinsichtlich der Performance nicht überzeugen: Der Kurs auf Euro-Basis liegt nicht nur 80% unter dem Allzeithoch, sondern auch über 60% unter dem initialen Ausgabekurs. Nicht ganz so schlimm sieht es beim börsennotierten schweizerischen Dachfonds Absolute Private Equity aus („Buy-out-Fonds aus prominentem Hause“, 10/2003). Die Gesellschaft notiert seit Mai 2001 in USD an der Börse in Zürich. Die Aktie ist fast doppelt so teuer wie nach dem IPO. Allerdings beträgt der Wert gegenüber dem historischen Höchstkurs im Sommer 2008 nur mehr etwa 50%. Die Castle Private Equity („Breiter Marktquerschnitt“, 01/2004) notiert in CHF seit September 1998 und in USD seit Januar 2002 an der Schweizer Börse. Im Moment bewegt sich der USD-Kurs des Dachfonds etwa 25% unter den Erstnotierungen und rund 50% unter den Höchstkursen aus dem Sommer 2007.

Endergebnisse noch offen

Ende 2009 mussten erste Beteiligungen etwa von RWB, MPC Capital oder HCI nicht zuletzt wegen der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise ihre Auflösung verschieben. Während RWB stets das Thesaurierungsmodell verfolgt, haben zahlreiche Beteiligungen bereits Auszahlungen an die Anleger vorgenommen. Zum Beispiel flossen aus den ersten sieben Gesellschaften von MPC Capital bis 31.12.2008 jeweils 5 bis 45% an die Investoren zurück. Allerdings hat der Initiator den Anlegern angekündigt, dass beim Global Equity 1 ein Teil der Einlagen verloren gehen könnte. Überdies herrscht in den ersten beiden Fonds Streit zwischen Management und Investoren über die Management Fee. Die ersten fünf Fonds von Nordcapital schütteten zwischen 6 und 67% an die Anleger aus. Die ersten vier Fonds von BVT haben zum selben Stichtag zwischen 10 und 73% des Eigenkapitals zurückgezahlt. Bei HCI Capital liegt die Quote bei 6 bis 77%. Damit lässt sich bislang noch nicht eindeutig sagen, ob und in welcher Höhe sich die Private Equity-Fonds für Privatanleger letztendlich rentieren.       

Alexander Endlweber