Zurück auf die Tanzfläche

Das bislang letzte Mal war die Private Equity-Branche im Sommer 2007 in Tanz- und Feierlaune – quer über alle Segmente wurden Rekordwerte gemeldet. Eine geplatzte Immobilienblase, eine Bankenkrise und eine Rezession später sieht die Sache aber anders aus. Eingebrochen sind vor allem das investierte Kapital und das Fundraisingvolumen, einen Anstieg verzeichneten die Investoren lediglich bei der Höhe des notwendigen Eigenkapitals bei Übernahmen. Die Aktienkurse vieler gelisteter Private Equity-Gesellschaften kannten lange Zeit nur „abwärts“ als Richtungsangabe, ebenso das eingesammelte Private Equity-Volumen der Mitglieder des Verbands geschlossene Fonds, das sich von 2007 auf 2009 um 87% reduziert hat.

Nach den zwei harten Jahren 2008 und 2009 deuten verschiedene Signale auf eine Besserung hin. Gleich drei deutsche Deals finden sich unter den zehn größten europäischen Venture Capital-Transaktionen des zweiten Quartals, mit der D-Runde der Berliner Noxxon Pharma AG an der Spitze. Die Gesamtinvestitionen auf dem deutschen Private Equity-Markt im ersten Halbjahr 2010 sind – vor allem dank des starken ersten Quartals – zum zweiten Mal in Folge gestiegen (siehe S. 22–23).  Und die Banken zeigen sich weniger zurückhaltend, es gibt wieder Kredite für Leveraged Buyouts, wie Susanne Harrer in der Titelgeschichte konstatiert (S.12–16). So werden ursprünglich mit 100% Eigenkapital gestemmte Transaktionen wie die Übernahme des Teleshopping-Senders HSE24 durch Axa Private Equity über die Banken refinanziert, und jüngst agierte ECM Equity Capital Management ähnlich bei der Mehrheitsbeteiligung an der Bäckereikette Kamps. Die ersten Akteure haben sich also wieder auf die Tanzfläche gewagt, weil die Musik zaghaft erklingt.

Ein Teil dieser Ausgabe widmet sich dem Themenspektrum Private Equity für Privatanleger. Derzeit herrschen gute Einstiegsbedingungen, denn besonders Venture Capital-Gesellschaften notieren vielfach 40 bis 60% unter ihrem Substanzwert (siehe S.  36–37). Damit sollten vor allem Value-Investoren das ein oder andere Schnäppchen finden, welches bald an Wert steigen wird. Das Jahr 2010 wird aus Sicht der gesamten Branche sicherlich vorteilhafter verlaufen: Verbesserte Finanzierungsbedingungen und ein positives wirtschaftliches Umfeld können profitable Exits und spannende Übernahmen ermöglichen. Das lässt hoffen, dass auf der Tanzfläche in naher Zukunft wieder (angemessene) Partylaune herrscht.     

Eine aufschlussreiche Lektüre wünscht Ihnen

torsten.passmann[ at ]vc-magazin.de