„Auch Wasser-Investments brauchen einen langen Atem“

VC Magazin: Ihre Gesellschaften sind auch in den Bereichen Cleantech bzw. erneuerbare Energien aktiv. Haben Sie bereits Wasser-Investments im Portfolio?

Wexlberger: Inovis ist 2009 gegründet worden und damit noch eine sehr junge Venture Capital-Gesellschaft. Wir verfolgen mit unserem Fondsvolumen von 14 Mio. EUR eine Buy and Build-Strategie im Wassersektor und in der Medizintechnik. Neben einer Beteiligung im Medtech-Bereich haben wir auch ein erstes Wasser-Investment im Portfolio: Dabei handelt es sich um ein Unternehmen der Wasseraufbereitung bzw. Ultrafiltration.

von Schubert: Wir sind schon seit über zehn Jahren als Wachstumsfinanzierer aktiv. Unser aktueller Fonds – das Volumen beträgt 200 Mio. EUR – fokussiert neben anderen Umwelttechnologien den Wassermarkt. Wir haben u.a. ein recht großes Wasser-Investment im Portfolio, und zwar die Triton Water AG in Hamburg. Sie ist ein führender Anbieter zur Aufbereitung von Prozess- und Abwasser in der Industrie. Triton hat auch ein wegweisendes Patent zur Trennung von Öl und Wasser.

VC Magazin: Welches sind die wesentlichen Investitionskriterien Ihrer Fonds?

Wexlberger: Erstens muss es sich um ein innovatives Produkt handeln, welches verteidigt werden kann. Das heißt, die Idee muss geschützt sein gegen Nachahmer, üblicherweise durch Patente. Zweitens sollte das Managementteam des Unternehmens neben dem erforderlichen Technologieverständnis genug Erfahrung und Kontakte mitbringen, um den Wassermarkt und seine Absatzseite gut zu verstehen.

von Schubert: Ganz wichtig für uns sind ein gutes Management und ein großer, adressierbarer Absatzmarkt. Außerdem sollte das Unternehmen ein Alleinstellungsmerkmal im Geschäftsmodell und in der Technologie haben. Und es sollte bereits am Markt erfolgreich sein, das heißt Kunden haben und Umsatz generieren.

VC Magazin: Welche neuen Wasserthemen bzw. Geschäftsmodelle haben Sie in jüngster Zeit  entdeckt?

Wexlberger: Auf dieser Veranstaltung hier habe ich mehrere interessante Geschäftsmodelle gesehen, so z.B. ein Unternehmen, das Keramikmembrane für die Wasserfiltration deutlich günstiger herstellt als bisher üblich. Eine andere Firma hat eine sehr einfache und günstige Methode gefunden, bei der Wasser in einem durchsichtigen Behälter durch die natürliche UV-Strahlung der Sonne desinfiziert und trinkbar gemacht wird. Ein weiterer spannender Bereich sind effiziente Kleinkläranlagen für die dezentrale Wasseraufbereitung, denn ca. 80% der Kosten für die Wasseraufbereitung fallen im Kanalsystem an – in der Zuleitung zur Kläranlage. Aus unserer Sicht ist Osteuropa ein aussichtsreicher Absatzmarkt.

von Schubert
: Als einen sehr interessanten Markt sehe ich die Industrie mit ihrem Prozesswasser. So verbraucht beispielsweise die Solarbranche viel Wasser bei der Produktion von Wafern und Modulen. Intelligente Wasserlösungen können hier viel Geld einsparen.

VC Magazin: Wie schätzen Sie den Zeithorizont für eine Beteiligung ein?

Wexlberger: Da sehe ich eine ähnlich lange Dauer wie in den Bereichen Pharma oder Biotechnologie. Investoren brauchen auch bei Wasser-Investments einen langen Atem. Da unser Privatinvestorenfonds als Evergreen konstruiert ist, verfügen wir über den hier notwendigen, langfristigen Anlagehorizont.

von Schubert: Wenn man sehr früh investiert, ist es langfristig – da kann es schon in Richtung acht bis zehn Jahre gehen. Das sollten Frühphaseninvestoren nicht unterschätzen. Wir haben mit unserem Fonds einen Beteiligungshorizont von ca. drei bis fünf Jahren, da wir nicht in sehr frühe Phasen investieren. Wir sehen uns als Wachstumsinvestor und finanzieren Unternehmen, die bereits einen Umsatz von etwa 5 Mio. EUR aufwärts machen.

VC Magazin: Auf welche Schwierigkeiten oder Besonderheiten müssen Kapitalgeber achten?

Wexlberger: Auf der Anbieterseite ist der Markt sehr fragmentiert bzw. unübersichtlich, es gibt viele Kleinunternehmen und hohe Rivalität. Auf der Nachfrageseite besteht das Problem, dass das Profil vieler Kunden aus Unternehmenssicht nicht gerade optimal ist: Entweder verfügen sie über relativ geringe Finanzbudgets, wie z.B. Entwicklungsländer oder Hilfsorganisationen, oder sie sind sehr konservativ bezüglich des Einsatzes neuer Technologien und haben lange Entscheidungswege, wie z.B. Kommunen, die zu den wichtigsten Anwendern von Wassertechnologie zählen.

von Schubert: Kunden kaufen keine Technologien, sondern Lösungen. Junge Unternehmen sollten sich deshalb frühzeitig darauf konzentrieren, mit anderen Anbietern zusammenzuarbeiten. Investoren können bei solchen Kooperationen gute Unterstützung leisten. Ein weiterer Punkt ist die Internationalisierung: Der Wassermarkt ist global, und Investoren können mit ihren Netzwerken die Expansion von Unternehmen fördern.
VC Magazin: Wo sehen Sie allgemein das größte Entwicklungspotenzial in der Branche?

von Schubert: Hochinteressant ist das Feld der Energieerzeugung für die Behandlung von Wasser. Wir suchen nach Technologien, die den Energieverbrauch in der Wasseraufbereitung und in der Entsalzung reduzieren. Ein Lösungsbeispiel ist dabei der Einsatz von Nanotechnologie, ein anderes sind Systeme zur Energierückgewinnung, aber auch der Einsatz von erneuerbaren Energien. Geografisch gesehen gibt es große Chancen in der Golfregion und in Asien, wo Wasser immer knapper wird und europäische Unternehmen gute Wachstumsmöglichkeiten haben.

Wexlberger: Auch ich sehe bei dezentralen und kostengünstigen Energiequellen ein Riesenpotenzial. Das können z.B. effiziente Membrandestillations-Systeme sein, die mit Solar- und Windanlagen kombiniert werden, um die nötige Energie für die Erhitzung und Filtration von Wasser direkt vor Ort zu erzeugen.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!

Bernd Frank
redaktion(a)vc-magazin.de

Zu den Gesprächspartnern

Christian Wexlberger ist Geschäftsführer von Inovis Capital aus München. Mittels Inovis Venture I werden innovative Hightech-Unternehmen u.a. aus dem Cleantech-Sektor finanziert. Felix von Schubert ist Partner und Mitgründer von Zouk Ventures mit Sitz in London. Die Gesellschaft verwaltet drei Fonds, deren Schwerpunkt jeweils im Bereich Cleantech liegt.