Green (is) Back

Anzahl und Marktanteil der Transaktionen nimmt zu

Green (is) Back im M&A-Cleantech-Sektor: Von den 2.256 M&A-Transaktionen 2011 waren 162 Deals dem Cleantech-Sektor zuzuordnen, das entspricht einer Quote von 7,2%. Die absolute Anzahl der Transaktionen ist gegenüber den 136 Transaktionen 2010 deutlich gestiegen, relativ gesehen ist der Cleantech-Markt allerdings noch immer ein kleiner Teil des Gesamtmarktes. In Summe setzte sich 2011 die Erholung grüner Technologien fort, die vor allem durch Investments in die Erzeugung grünen Stroms getrieben wurden. Allgemein kann daraus abgeleitet werden, dass trotz oder gerade wegen der Eurokrise Investitionen im Bereich Cleantech getätigt wurden. Das ausgesprochen robuste makroökonomische Umfeld in Deutschland mit einem BIP-Wachstum von 3% und einer weiter fallenden Arbeitslosenquote unterstützte die Entwicklung am M&A-Markt. Dies spiegelt sich auch in den durchschnittlichen Transaktionsgrößen wider. Mit durchschnittlich 40,3 Mio. EUR pro Transaktion und einem Median als maßgebliche Größe von 10 Mio. EUR sind die Bewertungen im Cleantech-Sektor wieder auf einem deutlich gestiegenen Niveau. Finanzinvestoren sind in diesem Zusammenhang für 31% aller Transaktionen verantwortlich. Basierend auf der Entwicklung der Vorjahre sehen wir hier einen anhaltenden Trend in der stetigen Zunahme der Aktivität von Finanzinvestoren.

Energiegewinnung bleibt stärkstes Cleantech-Segment

Entgegen der allgemeinen Erwartung des Marktes, dass durch die Anpassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG, www.eeg-aktuell.de) der Solarboom abnehmen wird, war der Bereich Energieerzeugung weiterhin die stärkste Unterkategorie aller Cleantech-Transaktionen. Maßgebliche Treiber für diese sehr robuste Marktentwicklung war der sehr starke Preisverfall für Solarmodule auf der einen Seite, aber auch der sehr großzügige Ausweis von Konversionsflächen auf der anderen Seite. Vor dem Hintergrund der im März 2012 erfolgten erneuten Anpassung des EEG erwarten wir eine Abnahme des jährlichen Zubaus (7,5 Gigawatt im Jahr 2011). Mit einem Transaktionsvolumen von 338 Mio. EUR war 2011 die Übernahme der Roth und Rau AG (www.roth-rau.de) durch die Meyer Burger AG (www.meyerburger.com) eine der größten gemeldeten Transaktionen im Segment Cleantech. Roth und Rau gilt als einer der führenden Anbieter von Anlagen für die Antireflexbeschichtung und Passivierung von kristallinen Siliziumsolarzellen, die in Solarmodulen verwendet werden. Auch der Maschinenbauer Meyer Burger ist im Solarbereich tätig und produziert und vertreibt Maschinen für das Wafering von Ingots. Nach Angaben von Meyer Burger entsteht durch die Übernahme der weltweit erste Lieferant, der aus einer Hand die gesamte Wertschöpfungskette im Bereich Photovoltaik (PV) abdeckt. Eine weitere erwähnenswerte Transaktion war der Kauf des Wechselrichterherstellers voltwerk GmbH durch die Robert Bosch GmbH (www.bosch.de), die sich durch den Kauf sukzessive zu einem Systemanbieter entwickelt hat.


Solarwerte unter Druck

Entgegen der robusten makroökonomischen Entwicklung spiegelt die Dax-Entwicklung mit einem Minus von 15,6% im Jahr 2011 die Unsicherheit der Anleger in Bezug auf die Eurokrise wider. Die „grünen“ im Öko-Dax gelisteten Aktien konnten von den guten Nachrichten des Atomausstiegs nicht nachhaltig profitieren. Ursächlich für den Wertverlust ist die Zusammensetzung des Index, denn die Mehrzahl der gelisteten Unternehmen bewegt sich im PV-Sektor, der sehr stark unter den Überkapazitäten und der aggressiven Preispolitik aus Fernost leidet. Solarmodule sind weitestgehend standardisiert, und es existiert ein Käufermarkt mit Überkapazitäten und einem starken Preiskampf. Daher sind die Marktteilnehmer weiterhin mit sinkenden Margen konfrontiert und stehen unter Kostendruck.


Investoren bevorzugen etablierte Geschäftsmodelle

Auch 2011 erstellte die Cleantech Group in Zusammenarbeit mit der britischen Zeitung „The Guardian“ (www.guardian.co.uk) und einer Expertenrunde die „Global Cleantech 100 List“ (www.cleantech.com), eine Aufstellung der 100 Cleantech-Unternehmen mit dem größten wirtschaftlichen Potenzial weltweit. Als drittstärkste Nation befindet sich Deutschland mit fünf Unternehmen auf der Liste. Hier ist wieder ein leichter Rückgang festzustellen, waren es im Vorjahr doch noch sieben und davor noch zehn Unternehmen auf der Liste. Dies darf sicher noch nicht als Hinweis auf sinkende Innovationen gewertet werden, allerdings war auch 2011 die Anzahl technologiegetriebener Frühphaseninvestments im Cleantech-Bereich überschaubar. Venture-Investoren setzten aus unserer Sicht verstärkt auf Geschäftsmodelle mit einem Proof of Concept. Die Transaktionen, die wir hier beobachten konnten, waren meist Zweit- oder späterphasige Investments wie die Finanzierung der Soltecture (fünfte Runde) oder der SkySails (zweite Runde).


Ausblick

Nach einem weiteren „Blockbuster“-Jahr für die Solarindustrie in Deutschland dürften sich das Wachstum und der Zubau hierzulande verlangsamen. Viele Länder, nicht nur Deutschland, kürzen die Förderung und die Marktteilnehmer müssen sich nach neuen Märkten umsehen. Alternativ kann das Überangebot auch zu einem weiteren Preisverfall führen, was die erzielbaren Renditen deutlich beflügeln dürfte. Fest steht jedoch, dass die Systemkomponenten einen immer größeren Anteil an den Gesamtsystemkosten betragen; daher sehen wir hier eine Notwendigkeit für weitere Preisanpassungen durch Skalenerträge, welche sich auch durch eine Marktkonsolidierung ergeben können. Die Anpassung des EEG wird das Thema Energy Storage beschleunigen und diesen neuen Markt über die nächsten Jahre etablieren. Große, global agierende Unternehmen wie die BASF investieren hier bereits in großem Maßstab. Neben diesen energiebezogenen Themen sehen wir auch weitere Trends, wie z.B. Wasser. Der sparsame Einsatz bzw. die nachhaltige Gewinnung dieser essenziellen Ressource gewinnt vor dem Hintergrund der steigenden Weltbevölkerung und der damit verbundenen Nahrungsherstellung zunehmend an Bedeutung.

 

Zu den Autoren:

Daniel Dies ist Projektleiter, Mark Miller ist geschäftsführender Gesellschafter der Corporate Finance-Beratung CatCap GmbH (www.captcap.de). CatCap veröffentlicht jährlich eine umfassende Studie zum deutschen Cleantech-M&A-Markt, die über [email protected] bezogen werden kann.