„Die Ampeln stehen auf Grün“

VR Equitypartner
„Das Zusammenwachsen der beiden Beteiligungsgesellschaften war ein strategisch sinnvoller Schritt“, erklärten Peter Sachse (li.) und Martin Völker im Interview.

VC Magazin: Im Sommer haben die DZ Bank und die WGZ Bank ihre Beteiligungsgesellschaften zur VR Equitypartner verschmolzen. Was hat die beiden Banken letztlich zu diesem Schritt veranlasst?
Völker: Ich kann natürlich nicht für die Banken sprechen: Für uns als Tochtergesellschaften kann ich aber sagen, dass die Entscheidung letztlich auf der Hand lag. DZ Equity Partner gab es seit rund 40 Jahren, WGZ Initiativkapital seit 26 Jahren. Beide Gesellschaften hatten ein ähnliches Geschäftsmodell in unterschiedlichen Regio nen Deutschlands. Durch die Zusammenführung der Aktivi täten zur VR Equitypartner werden Kräfte gebündelt, Doppelansprachen vermieden und ein einheitliches Erscheinungsbild geschaffen.
Sachse: Das Zusammenführen der beiden Beteiligungstöchter war ein strategisch sinnvoller Schritt. Wir haben uns für die Fusion viel Zeit genommen, haben sie fast ein Jahr lang vorbereitet und alle Einzelthemen im Detail durchgesprochen. Dem entsprechend sind wir sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

VC Magazin: Wie ist die Integration bzw. die Zusammenführung seit dem vergangenen Sommer verlaufen?
Sachse:
Abgeschlossen haben wir die Fusion im August 2012, wirksam wurde sie damit zum 1. Januar 2012. Die Integration ist gut vorangeschritten. Wir sind in den vergangenen Monaten bereits acht Neuengagements eingegangen – sowohl Direktbeteiligungen als auch Mezzanine-Finanzierungen. Ein weiteres Engagement dürfte bis Jahresende noch folgen. Dies zeigt auch uns, dass die Prozesse bereits gut zu sammengewachsen sind. Alle Teammitglieder arbeiten gut zu sammen – das gilt auch für uns auf Geschäftsführungsebene.
Völker: Ja, das kann ich bestätigen. Wir haben uns auch sehr darum bemüht, dass sich die Mitarbeiter untereinander kennenlernen, und haben im Rahmen verschiedener Veranstaltungen die Gelegenheit zum Austausch geboten. Das Team konnte sich so schnell formieren.

VC Magazin: Welche Auswirkungen hat die Fusion auf die neue Teamstruktur, die beiden Standorte und den regionalen Fokus?
Völker: Die beiden Standorte in Münster und Frankfurt werden unverändert weitergeführt. Die WGZ Initiativkapital war in Nordrhein-Westfalen immer sehr stark, wir wollen auch dort künftig vor Ort vertreten sein, denn gerade diese Region ist geprägt von ihren mittelständischen Unternehmen. An den Mitarbeiterzahlen hat sich auch nichts Signifikantes geändert. Es stand im Rahmen der Fusion nicht auf der Agenda, Personal abzubauen. Ziel des Zusammenschlusses war es vielmehr, als kompetenter Produktspezialist in der genossenschaftlichen Finanzgruppe noch stärker zu werden.
Sachse: Wir haben schlagkräftige Teams, die in den verschiedenen Regionen Deutschlands tätig sind und dort die Kollegen aus den Banken im genossenschaftlichen Verbund mit unseren Angeboten unterstützen. Außerdem sucht unser Advisor-Team gezielt den Kontakt zu mittelständischen Unternehmen und M&A-Beratern, um auch aus dem restlichen Markt Dealflow zu generieren.

VC Magazin: Was bedeutet die Fusion für Ihre Portfoliounternehmen?
Sachse: Für unsere Portfoliounternehmen ändert sich nichts. Alle Ansprechpartner bleiben gleich. Sofern es in einzelnen Fällen regionale Grenzfälle gab, stand die Kontinuität der Kundenbeziehung im Vordergrund. Wir haben selbstverständlich alle Portfoliounternehmen in einem Rundschreiben über die Fusion informiert, im Tagesgeschäft mit den Beteiligungen hat sich jedoch kaum etwas verändert. Unser Ziel ist es auch weiterhin, als aktiver Gesellschafter auf Zeit unsere Unternehmer auf Augenhöhe mit Kapital, aber auch mit viel Know-how und unserem breiten Netzwerk bei strategischen Entscheidungen zu unterstützen.

VC Magazin: Welche Investitionsstrategie verfolgt die neu geschaffene VR Equitypartner? Welche Angebote sind seit der Fusion neu dazugekommen?
Völker: Die seit Jahren bewährte Strategie bleibt unverändert: Wir investieren in erster Linie im Rahmen von Unternehmensnachfolgen, Gesellschafterwechseln sowie Wachstums- und Expansionsprozessen. Dabei gehen wir bei Direktinvestments Beteiligungen von bis zu 15 Mio. EUR ein. In unserem Fokus befinden sich mittelständische Unternehmen ab 20 Mio. EUR Jahresumsatz, wobei hier auch eine gewisse Flexibilität möglich ist.
Sachse: Im Bereich der Mezzanine-Finanzierungen verbreitern die leicht unterschiedlichen Ansätze der Vorgängergesellschaften die heutige Produktpalette. DZ EP hatte ver stärkt auf Genussscheine gesetzt, die WGZ IK auf die stille Beteiligung.

VC Magazin: Wo sehen Sie Ihr Alleinstellungsmerkmal gegen über anderen Eigenkapitalinvestoren?
Sachse: Wir sind kein fondsgebundenes Haus und haben zwei starke Mütter im Rücken. Daher können wir viel langfristiger agieren als ein typischer Fonds mit einer begrenzten Laufzeit. Längere Haltedauern sind bei uns durchaus möglich, schließlich wollen wir die Unternehmen nachhaltig und partnerschaftlich weiterentwickeln. Auch ist unser Ansatz nicht komplett IRR-getrieben. Unsere Aufstellung ist stark in die genossenschaftliche Bankengruppe eingebunden, hierüber generieren wir viel Dealflow.
Völker: Auch bieten wir unseren Portfoliounternehmen ganz gezielt den Zugang zum genossenschaftlichen Verbund, z.B. für andere Finanzierungsformen. Darüber hinaus bieten wir – als eine von wenigen Beteiligungsgesellschaften – vor allem Minderheitsbeteiligungen an. Wir haben hier einen langen Track Record, das können nur wenige Player auf dem deutschen Markt vorweisen. Minderheitsbeteiligungen werden eine immer wichtigere Rolle spielen, wir erwarten hier eine steigende Nachfrage.

VC Magazin: Welche Bedeutung kommt der neuen VR Equitypartner innerhalb der genossenschaftlichen Finanz-Gruppe zu?
Völker: Die Ampeln stehen für uns auf Grün: Wir haben ein klares Commitment beider Gesellschafter, die zu 100% hinter dem Beteiligungsgeschäft stehen. Während andere bankennahe Gesellschaften teilweise eine Diskussion um knappes Eigenkapital erleben, haben wir sogar Spielraum für zusätzliches Geschäft. Den limitierenden Faktor stellen eher unsere Investitionskriterien dar.
Sachse: Unser Geschäft ist ein nachhaltiger Baustein in der Strategie unserer zwei Muttergesellschaften, den Mittelstand als starke Partner langfristig zu begleiten. Entsprechend verzeichnen wir auch eine hohe Nachfrage aus den Volks- und Raiffeisenbanken heraus nach unserem Angebot.

VC Magazin: Was erwarten Sie für das Private Equity-Jahr 2013?
Völker: Wir sind sehr gut unterwegs und haben viel Neugeschäft. Dennoch sehen wir 2013 als kein einfaches Jahr. Die Preisvorstellungen der Verkäufer sind noch immer sehr hoch, das wird sich im neuen Jahr nicht unbedingt ändern. Wir beobachten eine gewisse Unsicherheit und
konjunkturell bedingt schwierige Marktbedingungen. Im Mezzanine-, aber auch im Direktbeteiligungsbereich sehen wir dennoch viele Chancen, die wir nutzen wollen.

VC Magazin: Vielen Dank für das Interview!

 

Zu den Gesprächspartnern
Peter Sachse und Martin Völker sind Geschäftsführer der VR Equitypartner, der Beteiligungsgesellschaft von DZ Bank und WGZ Bank. Die beiden Institute haben im Sommer ihre Beteiligungstöchter verschmolzen. Sachse war zuvor seit 2010 Geschäftsführer von DZ Equity
Partner, Völker seit 2001 Geschäftsführer der WGZ Initiativ kapital.

 

 

 

Susanne Gläse, Mathias Renz