Interview mit Carsten Maschmeyer, Investor, und Claus-Georg Müller, CEO, mic AG

Carsten Maschmeyer (links), Investor, und Claus-Georg Müller, CEO, mic AG

VC Magazin: Herr Maschmeyer, Sie haben Ihr im Februar 2012 eingegangenes Engagement an der mic AG im Dezember noch einmal signifikant erhöht. Was waren die Gründe?
Maschmeyer:
Der Kurs der mic-Aktie stand zu diesem Zeitpunkt bei 2,86 EUR – aus unserer Sicht war das Unternehmen gegenüber seinem fairen Wert damit deutlich unterbewertet. Außerdem haben wir durch das Investment in die mic AG unsere Investitionsstrategie erweitert: Die mic AG investiert in einer früheren Unternehmensphase als die Alstin GmbH, über die Paladin Asset Management GmbH investieren wir in reife Unternehmen, die bereits an der Börse gelistet sind. Im Ganzen ergibt das eine stimmige Strategie, mit der wir jede Wertschöpfungsstufe abdecken. Der dritte Grund für das Investment war das Managementteam: Wir beobachten die mic AG schon länger, Herr Müller mit seiner technologischen Expertise und Herr Reitmeier als Finanzprofi ergänzen sich hervorragend.

VC Magazin: Herr Müller, welche Bedeutung hat das Engagement von Herrn Maschmeyer für die mic AG?
Müller:
Herrn Maschmeyer als Investor gewonnen zu haben, gibt uns einen deutlichen Schub Glaubwürdigkeit. Wir haben dadurch die Aufmerksamkeit anderer Vermögensverwaltungen und Family Offices auf uns gezogen. Viele haben uns auf Kooperationsmöglichkeiten angesprochen und wir führen derzeit bereits Gespräche mit potenziellen weiteren Investoren.

MaschmeyerVC Magazin: Wie wird sich das Engagement eines neuen Ankerinvestors auf Ihre Strategie auswirken?
Müller:
Wir sind immer sehr nah an unseren Portfoliounternehmen dran und halten meistens auch eine Mehrheitsbeteiligung. Wir haben uns bewusst von der „Spray and Pray“-Methode einiger anderer Venture-Investoren distanziert. Dieses Modell hat in der Vergangenheit nicht die erhofften Returns geliefert und daher auch das Fundraising für viele erschwert. Unser Konzept hingegen hat bewiesen, dass man damit wirklich erfolgreich sein und Geld verdienen kann.
Maschmeyer: Für uns ist es eine ideale Konstellation: Wir suchen Investitionsmöglichkeiten, Herr Müller kennt tolle Unternehmen. Wir können ihn um seine Einschätzungen von Märkten und Technologien bitten, er ist durch unser Engagement in der Luxussituation, ohne Druck Unternehmen weiterentwickeln zu können und nicht auf das erstbeste Kaufangebot angewiesen zu sein. Alle Seiten profitieren.

VC Magazin: Herr Maschmeyer, welche Unternehmen im mic-Portfolio finden Sie besonders interessant?
Maschmeyer:
Besonderes Potenzial sehe ich bei Proximus und Exergy. Proximus hat mit ihrer neuartigen Software eine Lösung gefunden, um dem abflachenden Leistungsgewinn pro zusätzlichem Chip in Hochleistungsrechnern entgegenzuwirken. Exergy baut als Pendant dazu die Hardware, die die Vorteile der Software optimal ausnutzt. Interessant sind auch die Pipelineüberwachungs-Technologie von Pimon und die neuroConn, deren Technologie sowohl für die medizinische Neurologie als auch für die Spieleindustrie relevant ist. Alles, was mit Neurologie zusammenhängt, interessiert mich besonders, das ist mein Hobby. Mit Herrn Professor Holsboer vom Max-Planck-Institut unterstütze ich über die HolsboerMaschmeyer NeuroChemie GmbH auch die Forschung.

VC Magazin: Venture Capital-Geber investieren Kapital und Management-Know-how. Planen Sie neben dem monetären Investment, sich auch mit Know-how einzubringen?
Maschmeyer:
Wir haben absolutes Vertrauen in das Management von mic, deshalb werden wir keinen operativen Einfluss nehmen und auch keine Kontrollfunktion oder einen Aufsichtsratssitz übernehmen. Aber nur Kapital einzubringen ist uns auch zu wenig, daher bringen wir sogenanntes schlaues Geld mit: Wir stehen dem mic-Team rund um die Uhr in strategischen Fragen zur Verfügung, ich bringe gerne mein Netzwerk und meine langjährige Erfahrung gerade im Bereich Marketing und Vertrieb ein. Wer uns als Anker-Investor hat, bekommt uns mit Haut und Haar!
Müller: Herr Maschmeyer, da nehmen wir Sie beim Wort! Wir glauben, dass wir mit Herrn Maschmeyer an unserer Seite eine ganz andere Außenwirkung erhalten. Uns ist dadurch ein wichtiger Schritt in Richtung erste Liga gelungen. Wir können nun mit vielen anderen Investoren auf Augenhöhe sprechen. Mit dem technologischen Know-how, das wir in die Partnerschaft einbringen, sind wir ein Dream-Team.

VC Magazin: Herr Maschmeyer, welche Bedeutung hat das Thema Venture Capital aktuell für deutsche Family Offices?
Maschmeyer:
Bedingt durch den derzeitigen Anlagenotstand wächst die Bedeutung: Nachdem andere Assetklassen wie Immobilien, Rohstoffe oder festverzinsliche Anlagen sehr teuer geworden sind oder keine attraktive Rendite mehr bringen, werden Unternehmensbeteiligungen immer interessanter. Da zeichnet sich ein Trend ab. Wenn man aber in richtig gute Unternehmen investieren will, reicht der Weg über die Börse meist nicht aus. Wachstumsunternehmen findet man gerade im vorbörslichen Bereich – also im Venture Capital-Sektor, wo mic aktiv ist. Solche Investments tätigen wir im Private Equity-Bereich ja auch mit Alstin. Besonders interessant finden wir hier den Technologiesektor, den Bereich Healthcare, Internetunternehmen und Investments in Bildung. Allerdings sind wir keine Junkies, die ständig neuen Stoff brauchen – wir investieren gezielt in vielversprechende Unternehmen und lehnen unpassende Deals ab.

VC Magazin: Sind Sie bei Ihren direkten Venture-Beteiligungen wie papagei.tv oder Barzahlen auch operativ ins Geschäft eingebunden?
Maschmeyer:
Nein, ich bin nirgends operativ tätig. Ich stelle mich aber gerne als Sparringspartner zur Verfügung. Vertrieb, Marketing und das Netzwerk sind für junge Unternehmen Katalysatoren, denn sie müssen erst einmal bekannt werden, um erfolgreich zu werden. Es gibt viele brillante Firmen mit tollen Produkten – aber wenn das keiner weiß, hilft es alles nichts.
Müller: Das ist auch das Entscheidende bei unseren Portfolio-Investments. Technologie gibt es in Deutschland zuhauf, die Umsetzung entscheidet jedoch über den Erfolg – und den muss man selbst forcieren, das geht nur über Vertrieb und Marketing.

VC Magazin: Herr Müller, wo werden Sie 2013 verstärkt investieren?
Müller:
Wir wollen in technologieunterstützende Firmen investieren, die bereits etablierte Branchen effizienter machen – sozusagen die Hacken und Schaufeln, die den Wirkungsgrad bestehender Technologien erhöhen. Dass man das nächste Facebook findet, ist relativ unwahrscheinlich, aber das ist auch nicht unser Ziel. Stattdessen leisten wir Basisarbeit auf einem sehr hohen Niveau. Hier ist künftig auch die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen aus der Maschmeyer Group denkbar.

VC Magazin: Welche Meilensteine wollen Sie mit mic in diesem Jahr erreichen?
Müller:
Wir werden voraussichtlich mindestens vier Investments eingehen, in einigen Fällen sind wir bereits sehr weit in der Due Diligence. Außerdem streben wir mindestens zwei Exits oder Teil-Exits an. Was die Investorenbasis betrifft, möchten wir noch weitere größere Investoren an Bord holen. Wir führen derzeit im Ausland einige aussichtsreiche Gespräche, gerade in Indien und im arabischen Raum sind wir auf Interesse gestoßen.
Maschmeyer: Die mic AG wird 2013 beweisen, dass sie Mehrwert für die Portfoliounternehmen und die Aktionäre generieren kann. Wir freuen uns, dass wir Aktionär sind – wenn sich die Gelegenheit bietet, weitere Aktien zu diesem Preis zu erwerben, greifen wir gerne zu!

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!

 

Zu den Gesprächspartnern:
Der Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer investiert über diverse Unternehmen innerhalb der Maschmeyer Group in börsennotierte und außerbörsliche Unternehmen. Er ist Vorstandsmitglied der Beratungsgesellschaft MaschmeyerRürup AG. Claus-Georg Müller ist Vorstandsvorsitzender des börsennotierten Frühphaseninvestors mic AG, die sich auf Innovationstechnologien in den Bereichen Faseroptik, Cleantech, Software, Mikrosystem- und Informationstechnik sowie Life Sciences konzentriert.