Interview mit Ulrike Hinrichs, BVK, und Franz Josef Pschierer, Bayerischer Staatssekretär

Ulrike Hinrichs, Geschäftsführerin des BVK, traf Franz Josef Pschierer (re.), Staatssekretär im Bayerischen Staatsministe - rium der Finanzen, in dessen Räumen am Münchner Odeons platz. Mathias Renz, Verlagsleiter des VentureCapital Magazins, stellte die Fragen.

VC Magazin: Welchen Stellenwert genießt Private Equity innerhalb der bayerischen Staatsregierung?
Pschierer: Das Thema Private Equity erlangt für den Standort Bayern und auch für uns als Finanzministerium eine immer größere Bedeutung. Wir haben in Bayern eine stabile Bankenstruktur mit Sparkassen, Genossenschaftsbanken sowie den privaten Geschäftsbanken. Darüber hinaus sind wir dankbar, dass wir heute auch Private Equity-Standort sind. Der Süden Deutschlands und insbesondere Bayern sind die Herzkammer der mittelständisch geprägten deutschen Wirtschaft. Wir sind zudem Gründer- und Hightech-Standort. In diesen Sektoren sehen wir eine große Nachfrage nach Beteiligungskapital. Gerade die innovativen Unternehmensgründungen sind Basis für weiteres Wachstum, Wohlstand und auch für Zuwanderung. Die bayerische Staatsregierung hat daher das private Beteiligungskapital und dessen Rahmenbedingungen im Interesse des Standorts fest im Fokus.

VC Magazin: Gegenfrage an Frau Hinrichs: Welchen Stellenwert genießt Bayern innerhalb des BVK und für die deutsche Beteiligungsindustrie?
Hinrichs: Bayern hat für uns eine herausragende Bedeutung und ist mit mehr als 40 Beteiligungsgesellschaften das Bundesland mit den meisten BVK-Mitgliedern. Hier sitzen sowohl regionale Beteiligungsgesellschaften als auch international tätige Venture Capital- und Buyout-Fonds. Bayern ist für sein technologiefreundliches Umfeld und einen starken Mittelstand bekannt, was sich jährlich in unserer Investitionsstatistik widerspiegelt. Von daher ist es für uns auch von großer Bedeutung, was hier politisch läuft.

VC Magazin: Wie intensiv ist der Austausch zwischen Finanzministerium und Private Equity?
Pschierer: Der Austausch mit den Unternehmen und mit dem BVK als Interessensvertretung ist intensiv, auf politischer wie auf Arbeitsebene. In unserem föderativen System mit Bundestag und Bundesrat muss für einige Gesetzgebungsvorhaben die Zustimmung der Länder eingeholt werden. Hierzu ist uns die Meinung der Beteiligungsbranche und des BVK, die z.B. den Bereich Kapitalfonds betreffen, sehr wichtig. Immerhin geht es um viele Arbeitsplätze in Private Equity-finanzierten Unternehmen. Der BVK sollte deshalb nicht nachlassen, die Bedeutung von Private Equity für den Standort Deutschland in der Öffentlichkeit weiter zu untermauern, um Missverständnisse auszuräumen und auf Kritik fachlich kompetent antworten zu können. Als Finanzministerium haben wir eine große Verantwortung für die Standortqualität, auch in steuerlicher Hinsicht.
Hinrichs: Wir pflegen zum bayerischen Finanzministerium ein gutes Verhältnis und haben hier sehr qualifizierte Ansprechpartner auf Arbeitsebene wie auch in der Leitung. Das haben wir bei Diskussionen zu Gesetzgebungsvorhaben mehrfach feststellen können. Bayern ist ein Bundesland mit großem Einfluss. Wenn Bayern nicht mitzieht, läuft in Berlin vieles nicht.