Internationalisierung des Marktes für Distressed Assets

Panthermedia/Jens Ickler

Prominente Großinsolvenzen wie die von Schlecker oder neckermann.de haben 2012 von sich reden gemacht. Zwar gilt Deutschland innerhalb der Eurozone weiterhin als „Insel der Glückseligkeit“, jedoch stagniert die deutsche Konjunktur bereits seit mindestens zwei Quartalen. Daher haben nicht nur der Handel, sondern auch die deutsche Industrie weiterhin mit den Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise zu kämpfen. Dies zeigt sich derzeit vor allem im Segment „Automotive“. So ist die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland im März 2013 verglichen mit dem Vorjahresmonat um über 17% zurückgegangen. Die „Bremsspuren“ bei den Zulieferern sind deutlich.

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass die Anzahl der Restrukturierungsfälle bereits 2012 erneut angestiegen ist. Gerade der M&A-Markt bietet auch weiterhin großes Potenzial. Besonders Unternehmen, die vorwiegend aufgrund einer falschen Finanzierung in Schieflage geraten sind, sind dabei attraktive Targets für nationale wie internationale Investoren.

Das Investorenumfeld ist auch für Distressed Assets deutlich internationaler geworden. Als prominente Beispiele aus diesem Jahr sind Neumayer Tekfor und Rail.One zu nennen, die beide an indische Käufer veräußert wurden. Mittlerweile haben mehr als zwei Drittel unserer Distressed-Transaktionen einen Crossboarder-Hintergrund!

Allen voran Interessenten aus den sogenannten Emerging Markets werden in Investorenprozessen heute üblicherweise aktiv angesprochen und beteiligen sich vermehrt auch proaktiv. Von Seiten asiatischer Bieter besteht regelmäßig ein hohes strategisches Interesse, vor allem an Technologie und Marktzugang in Europa. Am beliebtesten sind Geschäftsmodelle, die sich auf den Heimatmarkt des potenziellen Käufers ausrollen lassen. Europäische Targets sind derzeit aber auch deshalb besonders interessant, weil der Euro aufgrund der Finanzkrise stark gelitten hat. Innerhalb Europas ist Deutschland dabei der Hauptzielmarkt für asiatische Investoren.

In einzelnen Ländern wie etwa China werden Direkt-Investments in ausländische Unternehmen von den Regierungen gefördert. Chinesische Strategen und Finanzinvestoren zeigen ein extrem hohes Interesse an Segmenten wie Automotive, Robotics, Health Care oder Green-Technologie. Die Anzahl von Käufen europäischer Unternehmen durch chinesische Investoren lag im letzten Jahr bei knapp 60 und damit lediglich bei etwa 1% des Gesamtvolumens. Dies zeigt, dass chinesische Interessenten längst noch nicht proportional zu ihrer Beteiligung an Investorenprozessen zum Zuge kommen, was im Wesentlichen damit zusammenhängt, dass sich sprachliche, kulturelle und regulatorische Hemmnisse negativ auf die Erfolgsaussichten auswirken. Ihre Bedeutung für Transaktionen wird weiter deutlich an Gewicht gewinnen!