Interview mit Dr. Peter Güllmann, NRW.Bank und Vorstand des BVK

VC Magazin: Was bedeutet Nachhaltigkeit für die NRW.Bank?
Güllmann: Die Prinzipien der Nachhaltigkeit haben wir in der NRW.Bank in den Grundsätzen der unternehmerischen Verantwortung schriftlich fixiert. Nachhaltigkeit ist aber mehr als ökologisch korrektes Handeln. Wir handeln dabei auch nach ökonomischen und sozialen Aspekten. Die NRW.Bank hat sich zu verschiedenen internationalen Erklärungen und Vereinbarungen bekannt. So wurden zum Beispiel die zehn Prinzipien der UN Global Compact Initiative oder auch die „Charta der Vielfalt“ unterzeichnet. Darüber hinaus unterziehen wir uns als Emittentin am internationalen Kapitalmarkt regelmäßig einem Nachhaltigkeits-Rating.

VC Magazin: Was lässt sich aus dem Nachhaltigkeitsgedanken für die Private Equity-Branche ableiten? Was könnte „nachhaltiges Investieren“ im Beteiligungsgeschäft bedeuten?
Güllmann: Bis vor wenigen Jahren war das Reporting reiner Finanzkennzahlen der bestimmende Faktor für die Unternehmensbewertung. Diese Gewichtung hat sich in Teilen verschoben. Zwar sind Finanzkennzahlen nach wie vor prägend, jedoch erfährt ökonomisches und nachhaltiges Handeln bei der Unternehmensbewertung eine wachsende Bedeutung. Unter dem Begriff (Corporate) Social Responsibility wird dieser Trend zu sozial verantwortungsvollem Handeln beschrieben. Private Equity-Gesellschaften berücksichtigen diese Faktoren daher zunehmend bei ihren Investmententscheidungen, sichern sie doch damit den Zugang zu Kapital und steigern gleichzeitig die Kundenloyalität, aufseiten der Beteiligung und für die eigene Investmentgesellschaft.

VC Magazin: Lässt sich das überhaupt mit den hohen Renditeanforderungen, die an die Branche gestellt werden, vereinen?
Güllmann: Private Equity-Gesellschaften zielen zu guter Letzt auf Wertsteigerungen ihrer Unternehmensbeteiligung ab. Die erhöhten Renditeanforderungen spiegeln dabei entsprechende Investitionsrisiken wider. Damit diese Renditen erwirtschaftet werden können, versuchen Private Equity-Gesellschaften, die Attraktivität ihrer Beteiligungen für einen potenziellen Käufer zu erhöhen. Zu diesem Zweck spielen Faktoren wie der Umgang mit Mitarbeitern und Zulieferern, das Einhalten von Menschenrechten, das Verhindern von Kinderarbeit, aber auch ein effizienter Umgang mit Ressourcen und Energie eine wichtige Rolle. Für Private Equity-Investoren ergeben sich so neue Gestaltungsspielräume, indem sie Unternehmen mit unterdurchschnittlicher Nachhaltigkeitsperformance, aber hohem Nachhaltigkeitspotenzial identifizieren und entsprechende Maßnahmen zur Wertsteigerung initiieren.

VC Magazin: Vielen Dank, Herr Güllmann!

Zum Gesprächspartner:
Dr. Peter Güllmann leitet seit 2006 den Bereich Beteiligungen der NRW.Bank. Sein Team investiert mit mehreren Vehikeln in sämtliche Unternehmensphasen – von Gründungs- über Wachstums- bis hin zu Nachfolgefinanzierungen von Mittelständlern.