Bereit, die Welt zu verändern

Der gebürtige Schweinfurter denkt größer als viele Gründer hierzulande: „Wir haben in Deutschland ein unglaubliches Potenzial, wenn wir die jahrzehntelange industrielle Erfahrung im Konzernbereich und die gut ausgestatteten Universitäten sowie die Innovationen, die dort geschehen, mit dem agilen Vehikel Start-up zusammenbringen und damit unsere Volkswirtschaft neu und einmalig aufstellen.“ Mit dieser Überzeugung startete Schosswald gemeinsam mit Hans Raffauf die Event-Reihe hy! Berlin mit dem Ziel, Ressourcen wie beispielsweise den Zugang zu Kapital und Infrastruktur für die Tech- und Start-up-Szenen zu erschließen und darüber hinaus Reichweite für die Produkte, deren Macher sowie die Geschichten hinter den Ideen zu schaffen. „Die Branche beherrscht den Umgang mit der Tatsache, dass ihre Produkte sehr emotionale Themen sind, relativ schlecht“, sagt Schosswald. Als Beispiel dafür führt er an, dass doppelseitige Artikel in Automagazinen über Apps in Fahrzeugen oder Features in Fotografie-Zeitschriften über Instagram oder EyeEm nach wie vor kaum zu finden seien, obwohl diese neuen Produkte die alten im Alltag bereits ersetzen oder bereichern würden. „Wir sind eine Generation, für die der Facebook-Account der Vorgarten ist, der ordentlich auszusehen hat. Das hat viel mit Selbstdarstellung, aber auch Selbstverwirklichung zu tun. Diese Emotionalität gilt es zu transportieren“, erklärt Schosswald. Deswegen sei es wichtig, ein Format zu bauen, das für eine breite Öffentlichkeit zugänglicher und das auf ein junges Publikum gemünzt ist, das sich für technische Neuerung interessiert, aber keine Ahnung haben muss, was ein Start-up ist.

Entdecken der Berliner Start-up-Szene

Vor etwa zehn Jahren fing Schosswald mit Community-Projekten und ähnlichem an, im Internet unternehmerisch tätig zu sein. Während seines Studiums an der European Business School (EBS) stellte er fest, dass sich unternehmerisches Denken im Rheingau zwischen Winzern und Kommilitonen, die bereits genau wissen, dass sie ihre Karriere im Banking und Consulting starten werden, schwierig gestaltet. Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter versuchte er damals, Start-up-Events zu veranstalten und Gründerförderung zu betreiben. „Das wurde uns nicht unbedingt einfach gemacht und ich habe gemerkt, dass mich das Studium mehr aufgehalten hat als dass es mich vorangebracht hätte. Deswegen habe ich es abgebrochen“, resümiert Schosswald. Etwa zu dieser Zeit realisierte er, dass es in Berlin eine Szene gab, die wie er unternehmerisch im Techbereich aktiv war – mit dem Unterschied, dass diese Entrepreneure versuchten, zu skalieren und damit die Welt zu verändern. Zusammen mit einigen Ingenieuren des Karlsruher Instituts für Technologie und EBS-Kommilitonen entstand die Idee, die Start-ups für sich zu erschließen. „Wir haben uns wo wir konnten reingeschmuggelt und Events mitorganisiert“ grinst Schosswald.

Unternehmerischer Tausendsassa

Reinschmuggeln muss er sich heute nicht mehr: Gemeinsam mit Hans Raffauf und Rupert Hoffschmidt gründete er das Unternehmen Berlin42, mit dem sie sich im Rahmen von Friends and Family-Runden an Tech-Start-ups beteiligen, sie beraten und mit anderen Jungunternehmen in Kontakt bringen. Darüber hinaus hat er mit dem Axel Springer Verlag an dessen Media Entrepreneurs-Kampagne sowie bei der Silicon Valley Taskforce zusammengearbeitet und ist Venture Partner beim Telekom-Inkubator hub:raum. Der Grund, wieso er stets mehrere Themen auf einmal mache, sei, dass er ein Tausendsassa sei, lacht Schosswald und fügt an: „Ich kann und will nicht nur eine Sache machen, sondern mir einen weiten Fokus bewahren. Wenn ich nicht unternehmerisch tätig wäre, würde ich wahrscheinlich hopsgehen.“ Bei hub:raum hat Schosswald daran mitgearbeitet, das Programm des Inkubators mitaufzusetzen und die passenden Start-ups dafür zu finden. Mit der Telekom und Axel Springer arbeitet Schosswald auch im Zuge der hy! Berlin zusammen, beide sind Partner der Konferenz. „Uns war von Anfang an klar, dass wir zu den Großen gehen müssen, wenn wir Ressourcen für die Start-up-Szene erschließen wollen, dann müssen wir zu den Großen. Dafür haben wir am Anfang einiges an Kritik eingesteckt, da Konzerne bei vielen in der Branche als langsam gelten“, schildert Schosswald die Beweggründe. Trotz der anfänglichen Kritik, sei der Glaube, dass es der gesamten Szene gut täte, wenn sie sich die großen Tanker mit all ihren Ressourcen und ihren Netzwerken erschließt, im Team immer vorhanden gewesen.

Einbeziehen der Politik

Neben dem Austausch mit Konzernen versucht Schosswald auch die Politik für Start-ups zu sensibilisieren. Ihre Aufgabe sieht er insbesondere bei der Verknüpfung der akademischen Welt mit all den Ideen, die auf dem Campus entstehen, und der wirtschaftlichen Welt der Start-ups, dem „besten Innovationsvehikel unserer Zeit“. Eine solche Veränderung könne nie ohne die Politik als Volksvertreter laufen, daher bemühen sie sich, um einen effizienten Dialog mit der Politik, statt es bei Publicity-Auftritten bewenden zu lassen, erklärt Schosswald. Dafür begab er sich gemeinsam mit Hans Raffauf auch auf Terrain, vor dem viele in der Berliner Start-up-Szene zurückschrecken würden: Sie nahmen am „Welt“-Wirtschaftsgipfel teil. Selbstverständlich mit Dreitagebart, Wuschelfrisur und Jeans. „Wir standen da zwischen Männern im Dreiteiler – seither kann mir niemand mehr sagen, er sei für irgendetwas ‚underdressed‘“, lacht Schosswald.