Carsharing-Modelle sind auf dem Vormarsch

Stationsbasiert

Kunden stationsbasierten Carsharings profitieren von festen Stellplätzen der Anbieter. Marktführer in Deutschland ist die Deutsche Bahn AG, die mit Flinkster 55% Marktanteil und das dichteste Netz an Stationen, meist in der Nähe von Bahnhöfen und Flughäfen, unterhält. Die Free Floating-Angebote der großen Automobilhersteller sind fast ausschließlich in größeren Städten zu finden. Dagegen ist zum Beispiel Cambio Carsharing mit Sitz in Bremen, das 2000 als Zusammenschluss mehrerer jeweils in einer Stadt aktiver Carsharing-Unternehmen entstanden ist, inzwischen in zwölf mittleren und großen deutschen Städten sowie in Belgien tätig. Greenwheels Carsharing mit Sitz in Berlin, 1999 unter dem Namen Stattmobil als erstes Carsharing-Unternehmen in Deutschland gegründet, hat unter anderem das Ruhrgebiet und Teile Ostdeutschlands für sein Angebot erschlossen. Stadtmobil, ebenfalls ansässig in Berlin, deckt mehrere Regionen in Süddeutschland wie Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim oder Heidelberg, aber auch Hannover ab. Grundsätzlich scheint die Fokussierung auf bestimmte regionale Nischen Erfolg versprechend zu sein, wie die positive Entwicklung vieler stationsbasierter, aber auch der meisten Free Floating-Angebote beweist. Hingegen kündigt Audi aktuell im Internet an, sein 2011 gestartetes Carsharing-Angebot namens Zebramobil, das seither nur in München buchbar war, Mitte Juli 2013 wieder einzustellen.

Nachhaltige Mobilität

Bemerkenswert ist, dass sowohl Daimler als auch BMW Elektro-Autos in erheblichem Umfang in ihre Flotten integrieren. Ein „e-flinkster“ findet sich ebenfalls. Auch Cambio setzt verstärkt auf Elektromobilität. Ob vollkommen freiwillig lässt sich nicht einschätzen. In Köln, wo Cambio aktueller Marktführer ist, gilt jedenfalls, dass die Wagenflotte eines Carsharing-Anbieters mit dem „Blauen Engel“ für Umweltfreundlichkeit ausgezeichnet sein muss, um in den Genuss reservierter öffentlicher Parkplätze zu kommen. Der Bundesverband Carsharing kommt in einer Ende 2012 durchgeführten Umfrage bei Carsharing-Neukunden zu der Erkenntnis, dass Carsharing-Angebote die nachhaltige Mobilität fördern, da sie Autofahrer veranlassen, sich vom eigenen Auto zu trennen. Fast die Hälfte der autobesitzenden Carsharing-Neukunden habe ihr Auto nach sieben Monaten Carsharing-Mitgliedschaft abgeschafft.

Ökobilanz spielt zunehmende Rolle

Das Umweltbundesamt sieht Carsharing als Mittel zur Ressourceneffizienz und erklärt, Carsharing trage zu einem geringeren CO2-Ausstoss und zur Einsparung von Rohstoffen und Energie im Verkehr bei. Weitere Vorteile von Carsharing liegen auf der Hand: weniger Autos, die einen Parkplatz suchen, und für die Autofahrer mehr innerstädtischer Parkraum. Über die ökologische Sinnhaftigkeit, die Auswirkungen auf die innerstädtische Verkehrslage und die Motive von Free Floating-Angeboten wie Car2Go und Drive Now, die laut Kritikern vor allem darauf abzielen, dem öffentlichen Nahverkehr und dem Taxigewerbe in den Innenstädten Konkurrenz zu machen, debattieren Experten derzeit intensiv. Jedoch unterstützen die Großstädte inzwischen ebenso flächendeckend Carsharing-Anbieter wie die Verkehrsbetriebe größerer Städte, die teils Kooperationsverträge mit allen Anbietern abgeschlossen haben. Je mehr Carsharing, umso weniger Privatautos, aber umso mehr Fahrten mit Bussen und Bahnen, so die einfache Rechnung.

Fazit

Carsharing könnte den bisher weniger beachteten Elektrofahrzeugen Aufmerksamkeit in großem Umfang bringen und diese somit für den Massenmarkt interessant machen. Der Boom im Carsharing-Markt ermöglicht den Autoherstellern zudem, einen Testlauf für neue Modelle durchzuführen, bevor diese im großen Stil in den Markt eingeführt werden. Während die Venture Capital-Finanzierung von Carsharing-Unternehmen in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt, ist die Bereitstellung von Millionenfinanzierungen in diesem Segment in angelsächsischen Regionen bereits üblich.