Neun Fragen an Freya Oehle von spottster

Das Gründerteam Freya Oehle und Tobias Kempkensteffen.

VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Ihr Start-up?
Oehle: Ich wurde im Auslandssemester in Chicago in einem Investment Banking-Kurs auf die Finanzierungsrunde eines amerikanischen Start-ups aufmerksam gemacht, das im Bereich Fashion den gleichen Ansatz wie spottster verfolgte. Während der Nutzen der Idee klar und überzeugend war, hakte es bei dem Vorbild allerdings an der technischen Umsetzung: Der Installationsprozess war für nicht-internetaffine Nutzer eine Herausforderung, die Integration, die als Bookmark konzipiert war, sehr umständlich sowie unzuverlässig und die Ausrichtung auf Fashion nicht ausreichend, da gerade abseits der Modebranche geplante Käufe mit genauer Preisvorstellung stattfinden. Als Resultat kontaktierte ich meinen Schulfreund und nunmehr Mitgründer, Tobias Kempkensteffen, seines Zeichens Web Entwickler, mit der Frage, ob man dergleichen nicht besser und intelligenter lösen konnte.

VC Magazin: Wie haben Sie erste Finanzierung Ihrer Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?
Oehle: Die Finanzierung bis zum Markteinstieg stemmten wir selbst aus eigenen Mitteln, die sie durch Nebentätigkeiten während unserer Studienzeit ansparen konnten. Zudem stellten vor allem Familie und engere Freunde in der Heimat die zunächst vorausgesetzte Infrastruktur, um die Kostenbasis in der Gründungsphase zu minimieren. Die Suche nach Kapitalgebern begann Ende April, nachdem die beiden die erste Prototypen-Version der Plattform entwickelt hatten, die sie den Investoren als Produkt neben dem Business Plan vorzeigen konnten. Dabei wurden von mir bewusst private Investoren angesprochen, und zwar per Kaltakquise, um ohne großes Aufsehen die Produktentwicklung auf eine solide Basis bringen zu können.

VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden?
Oehle: Tobias und ich kennen uns noch aus Abiturzeiten, während welcher wir bereits Projektarbeiten zusammen erstellten. Während des Studiums Riss der Kontakt dabei nicht ab, was letztlich, vor allem aber durch unsere komplementären Fähigkeiten – BWL und IT – zur Teamfindung führte. Die Entscheidung gegen die Karriere als Angestellter erfolgte dabei bei uns aus einem zentralen und deckungsgleichen Motiv: Die Sichtbarkeit der eigenen Arbeit in Form eines Produkts, das man sein Eigen nennen kann. Bei Tobias entstand dieser Anspruch durch die langjährige selbstständige Entwicklertätigkeit während ich den Mangel der direkten Sichtbarkeit in meiner Praktika kennenlernen durfte und deutlich als Manko empfand.

VC Magazin: Wenn Sie auf Ihre bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblicken: Welche Entscheidungen würden Sie erneut treffen?
Oehle: Bisher jede, vor allem aber die, die Gründung bescheiden und grundsolide anzugehen. Wir haben bewusst zunächst fern der Gründungshubs von zu Hause aus entwickelt und die Idee mit vorhandenen Gegebenheiten umgesetzt, da wir, heute mehr denn je, primär auf Ergebnisse schauen. Der Umzug in ein Büro und die Erweiterung des Teams erfolgte erst drei Wochen vor Markteinstieg, als der Arbeitsaufwand dies zur absoluten Notwendigkeit machte.