Interview mit Dr. Ralf Schnell, Siemens Venture Capital

VC Magazin: Wie stark ist die systematische Interaktion der Portfolio Unternehmen mit internen Abteilungen? 
Schnell: Schon bei der Auswahl der Unternehmen spielen die geschäftliche Beziehung und die Interaktion mit unseren operativen Einheiten eine große Rolle. Es ist eines unserer Ziele, als Mittler zwischen den operativen Einheiten und den Start-ups zu agieren. Unsere Investment-Manager sind nah an den Unternehmen dran und nehmen dort alle nötigen Rollen war, ob strategische Beratung oder Mitarbeitersuche. 

VC Magazin: Wie problematisch sind Strategieänderungen der Portfolio-Unternehmen in frühen Unternehmensphasen für Siemens?
Schnell
: In der Frühphase passt sich die Marktorientierung oft im Laufe der Entwicklung an und der Zielmarkt ist noch nicht klar definiert. Je früher man einsteigt, desto dramatischer kann diese Veränderung unter Umständen sein. Das kann auch dazu führen, dass sich das Jungunternehmen und Siemens auseinanderleben. Dann besteht aber immer noch eine finanzielle Beteiligung, die sich positiv entwickeln sollte.

VC Magazin: Um als Corporate Investor erfolgreich agieren zu können, bedarf es eines langen Atems der Muttergesellschaft und deren Vertrauen, im Falle von Siemens seit 15 Jahren!
Schnell:
Eine Firmenphilosophie wird stark vom Management getrieben und Siemens definiert sich durch technologische Innovationsführerschaft mit starker interner F&E, aber auch Offenheit gegenüber Innovationen am Markt. Auf dieser Basis ist CVC eines der Werkzeuge auf der ganzen Klaviatur des Innovationsmanagements. Wir müssen uns immer wieder beweisen – das ist aber auch gut so: Nur wenn wir für die Organisation einen Mehrwert schaffen, macht es Sinn, Corporate Venture Capial zu betreiben. 

VC Magazin: Immer mehr Business Angels und neue CVCs befeuern derzeit die Start-up-Finanzierung, Folgefinanzierungsrunden bleiben jedoch schwierig. In welchem Maß können CVCs diese Lücke schließen?
Schnell: 8 bis 10% des Kapitals aus dem Venture Capital-Markt kommt von CVC-Investoren. Das ist zwar ein signifikanter Anteil, aber eben nur ein Teil der Industrie. Außer im Jahr 2000 war das Verhältnis von CVC zu Venture Capital immer relativ konstant. Das Problem der Folgefinanzierung z.B. für internationale Wachstumsaktivitäten besteht in der Tat – die Corporates können das aber nicht alleine lösen. Nicht umsonst wurde z.B. der Wachstumsfond Bayern initiiert, denn um internationale Marktführer zu schaffen, braucht Deutschland mehr potenzielle Folgefinanziers. 

VC Magazin: Zeigt das Engagement vieler Konzerne in den High-Tech Gründerfonds (HTGF) nicht auch das gestiegene Interesse an Start-ups?
Schnell:
Gerade für Unternehmen mit weniger Erfahrung in CVC ist eine Kooperation mit dem HTGF ein durchwegs sinnvoller Einstieg in die Branche. Wir waren Investoren der ersten Stunde, haben uns als etabliertes Haus beim zweiten Fond nicht mehr engagiert. Volkswirtschaftlich ist der HTGF eine der besten Fördermaßnahmen, die ich seit langem gesehen habe.

VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.

Zur Person:
Dr. Ralf Schnell ist Geschäftsführer der Venture-Capital-Einheit von Siemens, die als CVC-Arm der Siemens AG Direktinvestments in Technologieunternehmen und als Assetmanager von Siemens-Pensionsvermögen Investitionen in Private-Equity-Beteiligungsfonds tätigt.