Mezzanine vor neuer Zukunft

Flexibles Finanzierungsinstrument

Veränderungen im Gesellschafterkreis sind ein weiterer wichtiger Finanzierungsanlass. Jeder Unternehmer muss irgendwann seine Nachfolge planen. Falls der Betrieb nicht innerhalb der Familie weitergegeben werden kann, entscheiden sich Eigentümer eher dafür, ihre Anteile an vorhandene Mitgesellschafter oder an die bereits am Unternehmen beteiligten Führungskräfte zu verkaufen. Eine Fremdkapitalfinanzierung scheitert in den genannten Anlässen vielfach an den zu geringen Sicherheiten, die das Unternehmen für eine solche Transaktion bieten kann. Mezzanine bietet hier einen Ausweg und wird bevorzugt von Gesellschaftern eingesetzt, die in der Regel schon wesentliche Anteile am Unternehmen halten und denen es wichtig ist, die Kontrolle über ihre Firma zu behalten. Zwar wird der Mezzanine-Geber das Unternehmen über die Laufzeit der Finanzierung begleiten, das heißt, sich regelmäßig über die wirtschaftliche Entwicklung informieren, strategische Überlegungen gemeinsam abstimmen und die Geschäftsführung auch mit Kontakten und Know-how unterstützen. Die Geschäftsführungsbefugnis bleibt jedoch bei den Verantwortlichen des Unternehmens. Wie vielfältig sich Mezzanine nutzen lässt, zeigt das Beispiel des Mittelständlers Vectron Systems AG. Der Spezialist für Kassensysteme und Kommunikationssoftware erzielt bis zu 25 Mio. EUR Umsatz pro Jahr und finanziert sich nun schon zum dritten Mal über Genussrechte. Auf einen mit Mezzanine unterstützten Management Buyout Anfang 2006 folgte wenige Jahre später eine Wachstumsfinanzierung mit weiterem Genussrechtskapital. Aktuell wurde das Genussrechtskapital als Element der strategischen Finanzierungsstärke erneut hereingenommen. Dieses sichert Vectron heute eine Eigenkapitalquote von mehr als 80%. Davon profitiert das Unternehmen vor allem im Geschäft mit Großkunden. Lieferanten gewähren oftmals lange Zahlungsziele, während Wettbewerber häufig gezwungen sind, Vorkasse zu leisten. Der Ruf als finanzstarker Arbeitgeber nützt schließlich auch beim Gewinnen neuer Mitarbeiter.

Individuell ist besser

Unternehmen können die vertraglichen Rahmenbedingungen relativ frei verhandeln. Die Finanzierungsstruktur lässt sich damit an den finanziellen Bedarf und die finanzielle Leistungsfähigkeit des kapitalsuchenden Unternehmens anpassen. Zudem kann die Aus- oder Rückzahlung in einzelnen Tranchen erfolgen. Auf diese Weise erhält das Unternehmen das Kapital genau in der richtigen Höhe und zum optimalen Zeitpunkt. Auch die Rückführung der Summe am Ende der Laufzeit wird nicht zum Klumpenrisiko für die Firma, sondern kann flexibel in einzelnen Raten erfolgen. Schließlich kann die Geschäftsführung die Frage der Anschlussfinanzierung mit dem Mezzanine-Geber, soweit dieser kein zeitlich begrenzter Fonds ist, sondern eigenes Geld investiert, frühzeitig besprechen. Beim dem vor rund zehn Jahren von vielen Anbietern propagierten Standard-Mezzanine war das anders. Dort handelte es sich meist um kapitalmarktfinanzierte Genussscheinprogramme. Die Finanzierungskonditionen waren im Hinblick auf entscheidende Kriterien wie Volumen, Rückzahlung sowie Laufzeit weitgehend fixiert.

Fazit

Finanzielle Stabilität ist ein wesentlicher langfristiger Erfolgsfaktor gerade für den Mittelstand. Viele Branchen sind naturgemäß konjunkturellen Zyklen ausgesetzt, die sich binnen Kurzem auf Absatz und Gewinn auswirken können. Auch die derzeit sinkenden Prognosen zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zeigen, wie schnell die Geschäftsaussichten umschlagen können. Unternehmen mit einer ausgewogenen Finanzierungsstruktur haben deutlich bessere Chancen, derartige Zyklen gut zu überstehen.