Interview mit Claas van Delden und Daniel Raab, 7Commerce

VC Magazin: Sie gehen Mehrheitsbeteiligungen bei vergleichsweise jungen Unternehmen ein, wie zum Beispiel Amorelie, die erst seit zwei Jahren am Markt sind. Welche Überlegung steht dahinter, schon so früh mit einem signifikanten Mehrheitsanteil einzusteigen?
Raab: Für uns ist der Proof of Concept ausschlaggebend, was einerseits vom Team und andererseits vom Markt abhängt. Amorelie ist ein gutes Beispiel für ein marktbildendes Asset. Aufgrund der Media-Performance und des Wachstums sehen wir, dass es sehr große Wachstumschancen hat. Wir selbst sehen uns hier als Wachstums-Enabler und wollen die Unternehmen mit der Mediapower aber auch dem im Team vorhandenen Wissen in die nächste Entwicklungsstufe führen.

VC Magazin: Inwieweit spielen hier die sich nach oben orientierenden Bewertungen im E-Commerce-Bereich eine Rolle?
Raab: Bewertungsunabhängig werden wir immer nur dann eine Investition oder Akquisition tätigen, wenn wir überzeugt sind, mit unseren Stärken einen Mehrwert für das jeweilige Unternehmen zu bieten und sie damit zu einer Wert- bzw. Umsatz- und Margensteigerung führt. Nicht nur aus diesem Grund, sondern auch, um von niedrigeren Bewertungen zu profitieren, investieren wir auch weiterhin, wie zunächst bei Flaconi und Amorelie, in strategische Minderheiten.

VC Magazin: 7Commerce hat im Vergleich zu SevenVentures einen langfristigeren Fokus. Wird man die Ziele mehr auf nachhaltiges Wachstum setzen?
van Delden: Wir wollen nachhaltiges Wachstum, werden die Geschwindigkeit aber nicht reduzieren. SevenVentures ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. Man sieht allerdings auch, dass die Möglichkeiten für ähnlich schnelles Wachstum rein national jetzt langsam abnehmen, da der deutsche Markt bei dieser Art der Deals sehr gut penetriert ist, weswegen sich SevenVentures auch stärker international orientiert. Wir bei 7Commerce besitzen das Know-how, wie man ein Geschäft mit Media-Einsatz und guten Operations aufbaut, und wollen dies zukünftig bei weiteren eigenen Mehrheitsunternehmen anwenden. Diese sollen deutlich skalieren – wir streben deutlich zweistellige Wachstumsraten an.
Raab: Flaconi ist im ersten Quartal rasant gewachsen und war gleichzeitig noch nie so profitabel. Genau diesen Sweet Spot versuchen wir zu erreichen.
van Delden: Beim Travel-Cluster gelingt es uns, etwa doppelt so schnell wie der Markt zu wachsen. Das ist das Ergebnis der Kombination aus guten Unternehmen und dem richtigen Marketingmix, den wir mit unserer TV-Power ergänzen können.