„Wir haben seit Jahren kaum noch schwarze Schafe im Markt“

Ulrike Hinrichs, Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften Markt
Ulrike Hinrichs, Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften

Insgesamt 9,6 Mrd. EUR haben Beteiligungsgesellschaften im vergangenen Jahr in deutsche Unternehmen investiert – 18% weniger als 2017, und dennoch handelt es sich hierbei um das zweitbeste Ergebnis der letzten neun Jahre. Ebenfalls rückläufig sind die Exit-Ergebnisse. Insbesondere bei den Trade Sales erlösten die Venture Capital- und Buyout-Fonds deutlich weniger als in den Vorjahren.

VC Magazin: Frau Hinrichs, wie hat sich der deutsche Beteiligungsmarkt im Jahr 2018 entwickelt?
Hinrichs: Wir sind recht zufrieden mit der Entwicklung. Zwar haben wir nicht ganz die Ergebnisse erreicht wie 2017, allerdings hatten wir damals auch mit Stada eine sehr große Transaktion. Solche Mega-Deals schlagen sich immer deutlich in unserer Statistik nieder. Wenn wir ein Investitionsvolumen zwischen 7 Mrd. EUR und 10 Mrd. EUR erreichen, ist es aus unserer Sicht ein gutes Jahr gewesen. Positiv bewerten wir auch einen weiteren Anstieg im Venture Capital-Sektor. Insgesamt glauben wir, dass genug Kapital im Markt ist. Natürlich freut man sich immer über noch bessere Ergebnisse, aber man soll es ja auch nicht übertreiben.

VC Magazin: Aufseiten der Divestments gab es 2018 einen deutlichen Rückgang von 18% beim Volumen, während die Zahl der Exits nur leicht zurückging. Wie passt das mit der allgemeinen Einschätzung zusammen, dass aktuell ein Sellers Market vorhanden ist?
Hinrichs: Die Exits sind natürlich zu einem gewissen Grad konjunkturabhängig. Im Gespräch mit unseren Mitgliedern bekomme ich gesagt, dass der Markt aktuell gut ist – insbesondere im Mittelstandssektor. Wichtig ist auch, dass es ein gesunder Markt ist. Die Unternehmen, die veräußert werden, haben Wachstumspotenzial und sind ordentlich geführt.

VC Magazin: Stichwort Mittelstand: Laut der jüngsten Erhebung der DBAG wird Beteiligungskapital zunehmend auch bei Unternehmensnachfolgen eingesetzt. Was hat dazu beigetragen, dass sich das Bild von Private Equity bei Unternehmern verbessert hat?
Hinrichs: Ich denke, dass es vor allem daran liegt, dass wir bereits seit Jahren kaum noch schwarze Schafe im Markt haben. Praktiken wie eine Überschuldung der Portfoliounternehmen und ausschließliches Abschöpfen der Gewinne sind komplett verschwunden. Ich sehe momentan eine interessante Entwicklung: Teilweise gehen die Mittelständler aufgrund des Drucks, unter dem sie stehen, aktiv auf Beteiligungsgesellschaften zu. Auch seitens der Unternehmerverbände wird der Kontakt zu unserer Branche gesucht. Das geht so weit, dass der Wunsch besteht, gemeinsame Plattformen aufzubauen. Ich will aber auch nicht verschweigen, dass es nichtsdestotrotz Unternehmer gibt, die noch ihre Probleme mit Private Equity haben.

VC Magazin: Bergen die hohen Kaufpreise und der damit verbundene Einsatz von Fremdkapital nicht die Gefahr, das aufgebaute Vertrauen ein Stück weit wieder zu verspielen?
Hinrichs: Wir sehen das nicht. In unserer Studie, die wir vor vor einigen Jahren durchgeführt haben, hat sich gezeigt, dass sich die Eigenkapitalquoten aller Mittelständer in den Portfolios der Beteiligungsgesellschaften verbessert haben. Betrachtet man die Investitionsvolumina der letzten Jahre, sieht man auch, dass wir uns nicht in einer Blase befinden.

VC Magazin: Vielen Dank für das Interview, Frau Hinrichs.

Das vollständige Interview lesen Sie in der Ausgabe 4/2019 (erscheint am 29.03.2019) des VentureCapital Magazins.

 

Ulrike Hinrichs ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK).