Spätphasen-Lücke bremst potenzielle Unicorns aus

Aktueller Report der Deutsche Börse Venture Network

Spätphasen-Lücke bremst potenzielle Unicorns aus: Aktueller Report der Deutsche Börse Venture Networks
Spätphasen-Lücke bremst potenzielle Unicorns aus: Aktueller Report der Deutsche Börse Venture Networks

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Die Wahrscheinlichkeit, eine Bewertung von 1 Mrd. USD zu erreichen, ist statistisch gesehen für europäische Start-ups genauso hoch wie US-amerikanische Jungunternehmen. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller Report der Deutsche Börse Venture Network in Kooperation mit dem Datenanbieter Dealroom. Einziges Manko: Es fehlt an ausreichend europäischem Kapital.

Unicorn-Status bleibt schwierig

Aktuell gibt es 20 private Start-ups mit Unicorn-Status. Weitere 93 Tech-Start-ups haben das Potenzial auf den Unicorn-Status. Vergleicht man die Konversionsraten, stehen die europäischen Chancen auf mehr Einhörner nahezu gleich mit den USA: Die EU liegt bei 1,2 %, die DACH-Region ebenso und in den USA steht der Wert bei 1,1 %. Trotz der theoretischen Wahrscheinlichkeit und wenngleich Venture Capital-Gesellschaften im DACH-Raum Rekordzahlen im Fundraising verbuchen, liegt die Kapitalnachfrage der Start-ups weiterhin deutlich über dem Angebot in Europa. Daraus resultiert, dass mit jeder Finanzierungsrunde der Anteil inländischer Investoren weiter abnimmt. In frühen Phasen liegt dieser noch bei rund 67 %, während später nur etwa 12 % europäische Kapitalgeber mit an Bord sind. „Wir müssen es schaffen, weiteres Kapital in Deutschland zu mobilisieren, um die Finanzierungslücke in der Spätphase bis hin zu einem möglichen Börsengang zu schließen“, sagt Peter Fricke, Leiter des Deutsche Börse Venture Networks. „Das ist ein erster wichtiger Schritt, damit Wachstumsunternehmen die Chancen des heimischen Kapitalmarkts besser nutzen können.“

Tech-Ökosystem wächst

Bis Jahresende 2020 wuchs der Gesamtwert des Tech-Ökosystems in der DACH-Region auf 264 Mrd. EUR. Allein in den letzten fünf Jahren ist dieser Bereich deutlich gewachsen. Das zeigt ein Blick auf den Wert aus dem Jahr 2015, der bei 62 Mrd. EUR lag. Auch das Verhältnis von privaten und gelisteten Unternehmen hat sich deutlich verändert. Im Jahr 2015 lag der Anteil börsennotierter Tech-Unternehmen noch bei 27,4 %, im letzten Jahr waren es 47 %. Damit ist heute knapp die Hälfte der Tech-Unternehmen, die in den letzten 20 Jahren gegründet wurden, an der Börse gelistet. Auch sind die Venture Capital-Investments europaweit trotz Pandemie im letzten Jahr mit 38 Mrd. EUR auf dem 2019er-Rekordniveau (38,3 Mrd. EUR) geblieben. „Tech hat sich als Asset-Klasse etabliert, nicht zuletzt durch die erfolgreiche Entwicklung von einstigen Start-ups wie Zalando, Delivery Hero oder HelloFresh. Dabei ist ein IPO nicht nur etwas für Unicorns: Im vergangenen Jahr übertraf der Scale 30-Auswahlindex, in dem vor allem Wachstumsfirmen notieren, den DAX deutlich“, erläutert Peter Fricke weiter. Seit dem Tief im Frühjahr 2020 steigerte sich der Scale 30 Auswahlindex um 117 Prozent, getrieben vor allem durch Tech-Titel. Im Vergleich dazu stieg der DAX im gleichen Zeitraum um 40 Prozent.