„Unsere Möglichkeiten schrumpfen – wann ist nach der Krise?“

Interview mit Christopher Gogolin, Gründer und Geschäftsführer Ocha-Ocha

Christopher Gogolin, Gründer und Geschäftsführer des Start-ups Ocha Ocha, das durch die Coronapandemie in die Krise geraten ist.
Christopher Gogolin, Gründer und Geschäftsführer des Start-ups Ocha Ocha, das durch die Coronapandemie in die Krise geraten ist.

Bildnachweis: © Ocha-Ocha.

Ocha Ocha ist eine Getränkemarke, die komplett ohne Zucker und Süßungsstoffe arbeitet und auch auf jegliche weitere Zusätze verzichtet. Das Start-up sagt von sich selbst, dass es die kürzeste Zutatenliste Europas bietet. Seine Mission ist es, ein Leuchtturm im übersüßten Getränke-Dschungel zu sein. Nur kam die Coronapandemie dazwischen und jetzt steckt das Start-up in der Krise. Mit einer Crowdfunding-Kampagne versuchen Gründer und Geschäftsführer Christopher Gogolin und sein Team, das aktuelle Geschäftsjahr und die Zukunft zu meistern. Im Interview berichtet er von seinen Rettungsplänen.

VC Magazin: Sie haben sich mit einem Aufruf an die Startup-Community gewandt, um Ihr Unternehmen zu retten. Was genau planen Sie?
Gogolin: Die Kampagne steht unter dem Motto: „Wir brauchen Dich! Du brauchst uns. #saveocha“. Seit 2017 fließt viel Zeit, Leidenschaft und Kraft, sowie privates Eigenkapital in den Aufbau und die Realisierung unserer Vision und Mission. Durch die aktuell andauernde Pandemie sind unsere finanziellen Ressourcen aufgebraucht und unser Vertrieb erheblich eingeschränkt. Ohne die Schwarmfinanzierung eines Crowdfundings müssten wir unseren Betrieb im Sommer 2021 einstellen. Um das Geschäftsjahr 2021 weiter beschreiten zu können haben wir uns 53.000 EUR brutto als Finanzierungsschwelle gesetzt, was im spendenbasierten Crowdfunding Bereich bei jungen Food-Unternehmen eine anspruchsvolle Hürde ist.

VC Magazin: Sie haben 2018 gegründet, haben Gründerpreise, die Crowd als Investor und einen großen Logistiker als Partner gewonnen. Wie hat die Corona-Krise speziell Ihr Unternehmen getroffen?
Gogolin: Im Februar 2020 brachten wir gerade unsere beiden neuen Sorten Grüntee und Buchweizentee heraus, womit wir den Eintritt in den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und Firmenkunden gestalten wollten. Unsere Eistees und der Cold Brew-Kaffee bedienen den To-Go- sowie Event-Bereich, doch durch Lockdown und Home Office, sind deutlich weniger Menschen unterwegs. Dies schrumpft zudem die Möglichkeiten an Promotions für ein Lebensmittel ein. Viele „Deals“ wie z.B. mit Groß-Caterern, Mensen, CoWorking-Spaces und Events sind aufgeschoben bis „nach der Krise“. Doch wann ist “nach der Krise”? Auch hört man von vielen Geschäftspartnern (fast) nichts mehr oder diese leiden selbst am Corona-Blues, obwohl man vor der Pandemie noch einige Pläne zusammen geschmiedet hat.

VC Magazin: Wir sprechen oft von Krisengewinnern und -verlierern und hören auch viele Erfolgsgeschichten. Wie geht es Start-ups aus Ihrem Umfeld?
Gogolin: Das Thema: “Start-up in der Krise” ist nicht wirklich im Fokus der Menschen. Doch wir haben schon einige befreundete Start-ups untergehen sehen und viele kämpfen mit der Krise. Vor allem junge Food-Start-ups. Für andere Branchen können wir nur schwer eine Aussage treffen.

VC Magazin: Inwieweit kommen öffentliche Hilfen bei Ihnen und anderen Startups an?
Gogolin: In der Krise erhofft sich natürlich jeder Hilfe. Doch uns wurde bereits im 1. Lockdown klar, dass die Corona-Hilfen nicht bei uns ankommen würden. Leider fallen wir durch alle Raster. Gründertum und Startup, besonders mit Bezug auf benötigtes Wagniskapital, bleibt in Deutschland weiterhin ein Blindspot, auch wenn die Politik bereits ein paar Maßnahmen angestoßen hat. Da wir nicht direkt zu den betroffenen Branchen gehören, ist es auch schwierig, sowohl an Endkunden als auch Fördermittelgeber zu vermitteln, dass uns die Krise schwer trifft. Deswegen haben wir auch lange mit uns gehadert, unsere Situation öffentlich zu machen. Zudem braucht es doch einen gewisses Marketing-Wissen und -Gespür die Situation richtig zu kommunizieren. Ich denke, dass ist uns ganz gut gelungen.

VC Magazin: Wer sind Ihre Ansprech- und Sparringspartner in diesen harten Zeiten?
Gogolin: Innerhalb der Start-up- sowie Selbstständigen-Szene versucht man sich so gut es geht gegenseitig zu unterstützen. Da hier aber alle entweder zu kämpfen haben oder sich vor Arbeit nicht retten können, ist dies auch eingeschränkt. Wie so oft in Krisen ist eine unserer wesentlichen Stützen das familiäre Umfeld, entweder durch Bootstrapping, aber vor allem auch mental. Deutlich wird in harten Zeiten zudem wie gut die eigene Vision des Unternehmens ist. Diese lässt einen einige Täler durchschreiten.

VC Magazin: Wie könnte ein positives Szenario aussehen. Wo könnte Ihr Unternehmen Ende 2022 stehen?
Gogolin: Durch ein erfolgreiches Crowdfunding können wir uns aus der Krisensituation befreien, endlich einmal wieder mehr als drei Monate nach vorne blicken und an unserer Mission arbeiten. 2021 wären wir finanziell gerettet. Das Crowdfunding sorgt zudem für einen „kostenlosen“ Marketing-Effekt und hilft uns bei der Akquirierung neuer Kunden und Partner.

VC Magazin: Noch etwas, dass Sie an dieser Stelle loswerden wollen?
Gogolin: If you support a small business, you support a dream. Und im Fall von Ocha-Ocha® die Disruption der gesamten Getränkebranche.

Zum Interviewpartner:

Christopher Gogolin ist Gründer und Geschäftsführer des Getränke-Start-ups Ocha-Ocha.