Autos und Ladesäulen kompatibel machen

Blockchain schafft Lösungen

Till Wendler, peag
Till Wendler, peag

Bildnachweis: © peag technology.

Die fragmentierte Ladeinfrastruktur bremst die Elektromobilität aus. Ein dezentraler Ansatz kann Abhilfe schaffen – mit dem Einsatz neuer ­Technologien wie Blockchain.

Es kommt mehr und mehr Bewegung in den Zukunftsmarkt E-Mobilität: Auf knapp 11 Mio. Fahrzeuge ist der „Fuhrpark“ an elektrisch betriebenen Fahrzeugen im letzten Jahr weltweit gewachsen – ein Plus von 3 Mio. Einheiten gegenüber dem Vorjahr. Deutschland zählt etwa 570.000 E-Autos und ist im Länder­vergleich somit hinter China und den USA auf dem dritten Platz. Bis 2030 sollen rund 8 Mio. E-Autos auf deutschen Straßen unter­wegs sein. Ein großes Problem stellt aktuell die Ladeinfrastruktur dar: Sie ist aufgrund einer Vielzahl von Anbietern derart fragmentiert, dass man hierzulande Gefahr läuft, in puncto Elektromobilität nicht nur deutlich hinterherzufahren, sondern gar kräftig ausgebremst zu werden.

Bund sorgt für Antrieb

Dabei mangelt es nicht an Ladestationen. Im Gegenteil, hier sorgt der Bund aktuell sogar für richtig Antrieb: vom neuen Schnelllade­gesetz bis zur finanziellen Förderung privater Ladesäulen. Auch immer mehr Autobauer bekennen sich zur Elektromobilität; ­Jaguar und Volvo sind nur zwei internationale Schwergewichte, die dies jüngst bekannt gaben. Doch durch die Vielzahl von Anbie­tern ist das Netz der Ladestationen in Deutschland stark fragmentiert – und nicht für alle Automodelle kompatibel.

Unbehagen bei Autofahrern

Nicht passende Steckeraufsätze und geschlossene Bezahlprozesse – jeder Ladesäulen-Provider verfügt über eine eigene Daten­bank respektive Abrechnungsoptionen – sorgen für Unbehagen bei den Autofahrern. Wer will sich schon alle paar Hundert Kilometer bei einem anderen Anbieter registrieren, sofern man überhaupt einen passenden Anbieter für die jeweilige Auto­marke findet. Um der Furcht vor mangelnder Reichweite der
E-Autos zu begegnen, bedarf es also einer dezentralen Lösung, die anbieterübergreifend Ladestationen und Fahrzeuge miteinander verbindet, unkomplizierte Abrechnungsprozesse ermöglicht und somit Endverbrauchern die Nutzung erleichtert.

Blockchain schafft dezentrale Infrastruktur

Dazu müssen sensible Daten der Endverbraucher, wie Name, Adresse und Bank- oder Kreditkartendaten, mit verschiedensten Anbietern geteilt werden. Die Blockchain-Technologie stellt eine passende Möglichkeit dar, eine dezentrale Infrastruktur und einen DSGVO-konformen, anbieterübergreifenden Datenaustausch zu schaffen. Sie bietet neben einem Höchstmaß an Service und Nutzerfreundlichkeit für die Endverbraucher auch OEMs und Ladesäulen-Providern die Möglichkeit, auf eine gemeinsame, offene und überprüfbar dokumentierte Datenbank zuzugreifen, um ein ganzheitliches Ökosystem auf Dauer zu realisieren – ein nötiger Schritt für das Unterfangen, Deutschland trotz eigentlich starker Strukturen in Sachen E-Mobilität weiter nach vorne zu bringen. Für den Elektromobilitätsmarkt bedeutet das ganz konkret: Jedes Auto und jede Ladesäule bekommt nach der Registrierung auf der dezentralen Plattform eine ­eigene souveräne Identität, welche auf der Distributed Ledger Technology (DLT) existiert. Anhand der souveränen Identität kann sich das Elektroauto an der Ladesäule authentifizieren. Sodann kann der Ladeprozess beginnen. Die beim Laden fließende Energie wird genau kontrolliert, die Ladesäule rechnet anschließend ­exakt ab. Die Bezahlung an der Ladesäule kann somit zukünftig Peer-to-Peer erfolgen – also in Form eines unkomplizierten, schnellen und vor allem sicheren Prozesses.

Fazit

Mit dem Einsatz dieser neuen Technologie und der daraus resul­tierenden dezentralen Infrastruktur können die bisherigen Probleme gelöst und dazu beigetragen werden, ein Ladenetzwerk zu etablieren, das den Bedürfnissen des Markts und der Gesellschaft gerecht wird. Statt proprietärer Lösungen wie bisher ist dafür ein von EU wie Bund gefördertes Kooperieren, auch herstellerübergreifend, zwingend erforderlich.

Über den Autor:

Till Wendler ist CEO der im Jahr 2017 gegründeten peaq Technology GmbH mit Sitz in Berlin, die sich auf dezentrale Infrastrukturen spezialisiert hat. Seit nunmehr sechs Jahren beschäftigt er sich mit der Blockchain-Technologie. Geschaffen wurde eine Plattforminfrastruktur, auf der Unternehmen jeglichen Bereichs ihre Produkte, Technologien und Märkte sicher und vertrauensvoll bauen sowie mit anderen verbinden können. Dem zugrunde liegt ein Steuerungs- und Konsensmechanismus, mit dem viele maßgebliche Wirtschaftsfaktoren abgedeckt werden – von der Geschwindigkeit über die Einfachheit bis zur ­Sicherheit. Peaq arbeitet in diesem Zuge mit einer großen deutschen Automobilgruppe bereits an der Umsetzung der dezentralen E-Mobi­lity-Plattform, die kurz vor dem Eintritt in den Massenmarkt steht und von der die Industrie herstellerübergreifend profitieren wird.