„Für APK war 2021 ein gutes Jahr – trotz Corona“

Adventsgespräch mit Klaus Wohnig, APK

Adventsgespräch mit Klaus Wohnig, APK
Adventsgespräch mit Klaus Wohnig, APK

Bildnachweis: © VentureCapital Magazin/APK.

Die Coronapandemie hat das Jahr bestimmt, der Beteiligungsmarkt hat sich aber nicht beeinflussen lassen – im Gegenteil. Das Rekordjahr für die Branche neigt sich dem Ende, 2022 steht kurz bevor. Der Advent ist eine willkommene Gelegenheit, inne zu halten zurück und nach vorn zu blicken. In der Reihe „Adventsgespräche“ ziehen Köpfe der deutschen Venture Capital- und Private Equity-Szene ein Fazit zu 2021 und schauen auf die kommenden zwölf Monate. 

VC Magazin: Das Jahr 2021 geht nun bald zu Ende – wie fällt Ihr Fazit für dieses Jahr aus?
Wohnig:
2021 hat für uns technologisch den angestrebten Durchbruch gebracht: mit unserer Newcycling genannten Recyclingtechnologie können wir nun vollständig entfärbtes, neuwarengleiches Kunststoffrezyklat herstellen. Und wir haben unsere Expansion begonnen, mit der wir die Technologie in Europa und darüber hinaus etablieren werden. Dabei nützen wir den Rückenwind des Green Deals der EU Kommission und nationaler Gesetzgebungen. Die Nachfrage nach nachhaltigen Kunststoffrezyklaten nimmt bereits jetzt zu, unterstützt durch ambitionierte EU Ziele wie z.B. dem 10 Millionen-Tonnen-Rezyklat-Ziel der Circular Plastics Alliance. Dies liefert ein perfektes Marktszenario für APK und macht uns für Investoren interessant. Kunststoffrezyklate breit einzusetzen wird Mainstream in den kommenden Jahren. Diese Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe begleitet die APK mit der Entwicklung ihrer Newcycling-Technologie, die zudem sehr vorteilhaft für das Klima ist. Jede Tonne Kunststoff-Rezyklat aus unserem Hause spart bis zu 3 Tonnen CO2 ein. Für APK war 2021 ein gutes Jahr – trotz Corona. 

VC Magazin: Wie erlebte APK die Corona Pandemie?
Wohnig: Die Kunststoffrecyclingbranche stand 2020 vor großen Herausforderungen. Die Aussichten auf eine deutliche Stärkung der Branche wurden im Frühjahr 2020 durch die Corona-Pandemie getrübt. Die europäische Recyclingindustrie sah sich Engpässen bei der Rohstoffversorgung, verminderten Absätzen und einer erschwerten wirtschaftlichen Tätigkeit durch diverse Lockdowns gegenüber. In 2021 haben sich diese Entwicklungen umgekehrt. Die Liefersituation hat sich deutlich entspannt und die Marktnachfrage wuchs drastisch, soweit, dass wir heute ausverkauft sind. Die daraus resultierende Preis- und Margenverbesserung glich Teile der negativen Auswirkungen von 2020 wieder aus. 

VC Magazin: Wie verlief die Entwicklung des Recyclings von Polyolefinen? Gab es Stolpersteine?
Wohnig: Unter Corona-Bedingungen neue Projekte zu starten und erfolgreich umzusetzen, war bisweilen deutlich erschwert. So dauerten Laborversuche bei Kunden oft länger, da sich Equipment nicht aus dem Homeoffice bedienen lässt. Auch Lieferketten waren durch Logistikengpässe bisweilen gestört. Und manche Kunden konnten wir erst im weitgehend unbeschwerten Sommer wieder besuchen, was gerade bei Neugeschäft wichtig ist. Vertrauen ist nichts Digitales. Aber mit einer sehr engagierten und auch in 2021 stark wachsenden Belegschaft haben wir viele unserer Ziele – Corona zum Trotz – dennoch erreicht. Und in Sachen Impfen ist die APK Belegschaft vorbildlich aktiv, weshalb wir kaum Ausfälle erleben mussten. Ganz großer Dank an unsere Mitarbeitenden. 

VC Magazin: Wie war die bisherige Zusammenarbeit mit Ihren Investoren MIG Fonds und AT Newtec?
Wohnig: Mit einem Wort zusammengefasst: exzellent. Die MIG Fonds und das Family Office mit Ihrem Unternehmen AT Newtec haben das Potential unserer Technologie schon sehr früh erkannt und haben uns in den vergangenen Jahren, trotz bisher fehlenden regulativen Rahmens und wechselhafter Marktbedingungen, engagiert zur Seite gestanden. Nun stellt sich immer mehr heraus, dass die Technologie der APK genau zu den sich herauskristallisierenden Rahmenansprüchen für Sekundärrohstoffe – Klimaschutz und hohe Qualität – passt. Wir setzen alles daran, das Vertrauen in den kommenden Jahren zurückzuzahlen – mit weiteren Newcycling-Werken in Europa und darüber hinaus. 

VC Magazin: Welche Expansionspläne haben Sie mit Blick auf die Zukunft?
Wohnig: Wir sprechen derzeit mit Growthinvestoren und strategischen Investoren, um die weitere Expansionsstrategie voranzutreiben. Hierbei geht es insbesondere darum, die einzigartige Newcycling-Technologie geografisch auszurollen und weitere Recyclingmärkte zu erschließen. Wir hoffen eine erste Finanzierungsrunde noch im ersten Halbjahr 2022 abzuschließen. Mit Blick auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Recycling und den Rezyklatmarkt stehen uns in den nächsten Jahren aufregende Zeiten bevor. Die bisherigen Maßnahmen in einzelnen Ländern wie z.B. UK werden auf EU-Ebene erweitert und untermauert. Und natürlich ist die neue Regierungskoalition in Deutschland ein Faktor, den es zu bedenken gilt. Der Koalitionsvertrag erwähnt das Recycling von Kunststoffen sowie den Einsatz von Rezyklaten konkret und will beides ausbauen. Insofern: alle Signale auf grün! Im wahrsten Sinne des Wortes.

Zum Interviewpartner:
Klaus Wohnig ist Vorstandsvorsitzender der APK AG, einem deutschen Anbieter innovativer Recyclingtechnologie, der für sein proprietäres Newcycling-Verfahren bekannt ist. Er ist Diplom-Kaufmann und verfügt über ein umfassendes Know-how und Erfahrung in der Kunststoffrecycling-Branche.