European Women in VC: Geschlechtervielfalt in Europa „problematisch“

Studienergebnisse zeigen kaum Veränderungen

Geschlechtervielfalt ist nach wie vor problematisch

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Im Jahr 2021 gingen 1,8% der Investitionen in Europa auf von Frauen geführte Start-ups — das zeigt eine Studie von European Women in VC.
Mehr als 100 Mrd. EUR Risikokapital wurde 2021 in europäische Start-ups investiert und brachte knapp 100 Unicorns hervor. Das Thema Geschlechtervielfalt wiederum hat keine solch positive Entwicklung: Im Vergleich zu 2020 hat sich der Anteil der Finanzierungen in männliche, weibliche und gemischte Gründerteams kaum verändert. International Data Corporation (IDC) hat im Auftrag von European Women in VC eine Umfrage durchgeführt und die Finanzierungslücke bei Gründerinnen und Investorinnen analysiert. Der gesamteuropäische Bericht enthält einen datenbasierten Überblick über die Geschlechtervielfalt in der Wagniskapital-Szene in Europa. „Die derzeitige Situation, in der wir in eine homogene Gruppe von Unternehmern investieren, ist problematisch. Wir lassen nicht nur viele Möglichkeiten liegen, sondern auch viel ungenutztes Potenzial. Wir müssen gleiche Wettbewerbsbedingungen und gleiche Chancen für alle schaffen“, sagt Corinne Vigreux, Gründerin von Tomtom.

Frauen brauchen Zugang zu Kapital

Die Ergebnisse der Studie zeigen: Bei mehr als 400 Risikokapitalgesellschaften, die jeweils mindestens 25 Mio. EUR an Vermögenswerte verwalten, sind durchschnittlich 85% der Teilhaber männlich und 15% weiblich. Für eine ausgewogene Geschlechtervielfalt bedarf es deutlich mehr Frauen. Laut European Women in VC ist es aber wichtiger, dass Frauen Zugang zu größeren Kapitalpools haben, um größere Fonds verwalten zu können und einen stärkeren Einfluss auf dem Start-up-Markt zu haben. Denn die Analyse hat ergeben: Die tatsächliche Investitionskraft weiblicher Investorinnen am Assets under Management-Markt ist deutlich geringer als die der Männer — 9% zu 91%. „Das starke Aufkommen von Bio-Tech- und Life-Science-Fonds von beträchtlicher Größe in bestimmten Teilen Europas ist ein erstes Anzeichen für den Fortschritt bei der Bereitstellung von mehr Kapital von weiblichen Investoren und bei der Bildung vielfältiger Investitionsteams“, sagt Kinga Stanislawska, Co-Founder von European Women in VC. „Würde man dieses Fondssegment aus der Analyse herausnehmen, würde das Bild des europäischen VC-Managements sogar noch ein deutlich schlechteres Ergebnis für die Präsenz von Frauen in Personengesellschaften ergeben.“

Positiver Einfluss

Des Weiteren zeigt der Bericht, dass Gründerinnen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Nachhaltigkeit einen positiven Einfluss haben und auch die Wahrscheinlichkeit, dass weibliche Investoren solche, von Frauen geleitete, Unternehmen unterstützen, ist höher. Außerdem scheint das Interesse an einem Einstieg als Risikokapitalgeberin zu wachsen, denn Frauen sind vor allem in Nachwuchs-Investitionspositionen vertreten. Dennoch: Frauen erreichen den Partnerstatus oft nicht. „Das Problem ist systemischer Natur, daher müssen wir nach ganzheitlichen Lösungen suchen. Das Kapitalungleichgewicht ist nicht nur auf der Ebene der Start-ups sichtbar, sondern zieht sich durch die gesamte Wertschöpfungskette und muss von der Spitze der Kapitalströme aus angegangen werden. Wir brauchen mehr Kapital für von Frauen geführte Fonds und weibliche Investoren auf der Ebene des Fondsmanagements!“, fordert Anna Wnuk, Head of Community bei European Women in VC.