Gut aufgestellt

All3DP: Wachstumsmarkt 3D-Druck

Trilobe Stahl aus dem 3D-Drucker
Trilobe Stahl aus dem 3D-Drucker

Bildnachweis: © All3DP, © Photogenika, © High-Tech Gründerfonds, © Bayern Kapital.

Einst eine kühne Vision, heute auf der Schwelle zum Massenmarkt: Der 3D-Druck ist vom Werkzeug zur relevanten Fertigungstechnologie gereift, die weltweit immer stärkere Anwendung findet. Für den erwarteten Wachstumssprung der Branche bestens positioniert sieht sich dabei die Münchner Firma All3DP. Mit ihrem Onlinemagazin zum Thema und dem digitalen Marktplatz Craftcloud für die Vermittlung von 3D-Druck-Aufträgen kann sie gleich doppelt an der dynamischen Entwicklung teilnehmen. 

Kurzprofil All3DP GmbH
Kurzprofil All3DP GmbH

Der Weg vom computergenerierten Bauplan zum fertigen Produkt war noch nie so kurz wie heute. Digitalisierte Fertigungsmethoden erlauben den Datentransfer von 3D-Modellen zu Herstellern weltweit, die vor Ort Produktion und Auslieferung zum Kunden übernehmen. So gehen die Experten des US-Marktforschungsinstituts Allied Market Research davon aus, dass allein das 3D-Segment bis 2030 jährlich um mehr als 20% wachsen wird. Lag der Umsatz im Jahr 2020 noch bei 13,2 Mrd. USD, sollen es 2030 schon 94 Mrd. USD sein. Diesen Markt bereits vor Augen hatten Mathias Plica (CEO), Stefan Schwarz-Ulrich (CTO) und Anatol Locker (CCO), als sie – nach dem gemeinsamen Aufbau des Portals Chip.de – 2014 die Firma All3DP mit Sitz in München gründeten. Heute gehören noch Mikkel Kring (CPO) und Thomas Bluth (CFO, COO) zum Managementteam. Zusammen mit insgesamt 50 Mitarbeitern betreiben sie nicht nur ein englischsprachiges Onlinemagazin zu 3D-Druck beziehungsweise additiver Fertigung, das monatlich 2,5 Millionen Nutzer sowie 5 Mio. Seitenaufrufe zählt und nach Angaben des Managements mit 30% pro Jahr wächst: Daneben haben sie mit Craftcloud einen digitalen Marktplatz für 3D-Druck-Services entwickelt, der bereits über 50.000 Aufträge vermittelt hat. Aktuell werden monatlich etwa 3.000 Anfragen bearbeitet und eine jährliche Verdopplung der Aktivitäten vermeldet.

Preistransparenz sichert Wettbewerbsposition

„Unsere beiden Produkte sind synergetisch eng verbunden“, erklärt Volkswirt Plica. „All3DP.com ist dank werblicher Einnahmen bereits profitabel. Es zieht mit seinen redaktionellen Inhalten B2B- wie B2C-Nutzer an, die bestenfalls Kunden von Craftcloud werden.

All3DP CEO Mathias Plica
All3DP CEO Mathias Plica

Hier bietet sich ihnen die einfache Bestellmöglichkeit von Bauteilen für unzählige Anwendungen aus allen denkbaren vertikalen Märkten. Auch lassen sich Hersteller in räumlicher Nähe zum Kunden auswählen, was zeitsparend, kostengünstig und ökologisch sinnvoll ist.“ Die Hersteller dagegen können über tägliche Preisanpassungen ihre Fertigungskapazitäten flexibel auslasten. „Anders als unsere Wettbewerber aus den USA wie Shapeways oder Xometry bieten wir absolute Transparenz“, erzählt Plica. „Angebote erfolgen in Form eines Echtzeit-Preisvergleichs. Das garantiert unseren Kunden das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.“ 2021 wurde so ein Gesamtumsatz von 4 Mio. EUR erzielt; im laufenden Jahr wird mit 7 Mio. EUR gerechnet. Der Break-even wird für Craftcloud bis 2025 angestrebt. Weiteres Potenzial verspricht sich die junge Firma vom Einsatz künstlicher Intelligenz (KI): „Mit der steigenden Anzahl von Bestellungen lassen sich dank KI immer stärker optimierte Angebotskonfigurationen herstellen.“ 

Geldgeber vertrauen auf starkes Marktwachstum

Axel Nitsch, HTGF
Axel Nitsch, HTGF

Neben den Gründern selbst war der High-Tech Gründerfonds (HTGF) bereits frühzeitig als Geldgeber engagiert. „Aus unserer Sicht befindet sich der 3D-Druck-Markt aktuell in einer explosionsartigen Wachstumsphase“, ordnet HTGF-Principal Axel Nitsch das Investment ein. „Auf Nachfrageseite sehen wir insbesondere in Zeiten von unsicheren Lieferketten 3D-Druck durch viele Branchen hinweg als akzeptierten und essenziellen Baustein von diversifiziertem Lieferantenmanagement. Wenn Lieferengpässe durch vertrauenswürdige und qualitativ hochwertige Druckdienstleister ausgeglichen und diese Leistungen in den normalen Beschaffungsprozess integriert werden, eröffnen sich weltweite Wachstumschancen. Darüber hinaus ist der Nachhaltigkeitsaspekt bei regional hergestellten Ersatz-/Bauteilen im Vergleich zu globalen Transportstrecken nicht zu vernachlässigen. In diesem Umfeld sehen wir All3DP perfekt aufgestellt, um weiterhin eine entscheidende Rolle in dieser Industrie zu spielen.“

Wolfgang Dengler, Bayern Kapital
Wolfgang Dengler, Bayern Kapital

Mittlerweile zählen auch Bayern Kapital und die Deutsche Balaton AG sowie ein Pool von Business Angels zu den Investoren. Insgesamt 6 Mio. EUR wurden bisher eingesammelt. Eine Aufstockung der letzten Series A-Finanzierung um weitere 10 Mio. EUR ist noch binnen dieses Jahres vorgesehen. „Als Venture- und Growth Capital-Gesellschaft des Freistaates Bayerns investieren wir in hightechorientierte junge Unternehmen, um ihre Wachstumspotenziale auch international zu heben und auszuschöpfen“, erklärt Wolfgang Dengler, Senior Investment Manager bei Bayern Kapital. „Der weltweite Markt für den 3D-Druck wird selbst nach vorsichtigen Schätzungen noch jahrelang zweistellig wachsen. All3DP hat sich in diesem enorm chancenreichen Marktumfeld mit Know-how, unternehmerischer Entschlossenheit und hoher Qualität eine hervorragende Schlüsselstellung erarbeitet.“ 

Mittel sollen in Personalausbau fließen

Entsprechend zuversichtlich sieht auch der CEO von All3DP nach vorn. Plica: „Die zusätzlichen Mittel sollen uns ermöglichen, wie der Markt selbst stark zu wachsen. In den nächsten drei Jahren wollen wir das Team mindestens verdoppeln: Um unsere führende Position auszubauen, suchen wir mehr Softwareingenieure, Produktmanager und Customer Care-Experten. All3DP und Craftcloud werden sich neben 3D-Druck auch weiterer Fertigungstechnologien annehmen und damit über ein immer umfassenderes Produktionsangebot verfügen.“