Warum Climatetechteams die Zukunft gehört

Charlotte Baumhauer, Paua Ventures
Charlotte Baumhauer, Paua Ventures

Bildnachweis: (c) Paua Ventures.

Climatetech ist in der Start-up-Szene bereits seit vielen Jahren ein Begriff und spätestens seit den neusten geopolitischen Ereignissen sowie weltweiten Wetterveränderungen ein Thema höchster Priorität für Investoren und Venture Capital-Gesellschaften.

Um die Klimaziele zu erreichen, müssen Wirtschaft, Politik, Technologie und Regulatorik zusammen agieren. Dies gilt in gewisser Weise auch für Start-ups: Innovative Technologie zu entwickeln, um Kohlenstoff zu messen, zu reduzieren, zu sequestrieren oder zu speichern ist der erste und wichtigste Schritt. Um dies profitabel und nachhaltig umzusetzen, muss aber auch die Incentivierung und die Anforderungen der Corporates – oder allgemein der Kunden – verstanden, die Regulatorik, sprich Gesetze, Berichterstattung, Taxonomie et cetera mit in Betracht gezogen und die Nachverfolgbarkeit durch messbare Daten sichergestellt werden.

Komplementäre Teams als Grundlage für erfolgreiche Climate-Start-ups

Wer in dieser aufstrebenden Branche lediglich auf Gründerinnen und Gründer mit wirtschaftlichem Background setzt, hat schon bald das Nachsehen gegenüber Unternehmen mit komplementären Gründerteams. Die für den Erfolg notwendigen Skills können am besten durch Teams abgebildet werden, die technische und wissenschaftliche Expertise mitbringen sowie über reichlich ökonomische und unternehmerische Erfahrung verfügen. Dies ist auch für die erfolgreiche Umsetzung und Skalierung wichtig: Mitarbeiter an Forschungs- und Entwicklungsinstituten sowie technischen Universitäten befassen sich mit bahnbrechender Technologie. Wenn diese dann mit erfahrenen Gründern und Businessleuten zusammenkommen, die keine Kompromisse in puncto ökonomischer Mehrwert eingehen wollen, können noch deutlich mehr erfolgreiche Start-ups entstehen – und zwar nicht nur mit neuer und grüner Technologie, sondern auch mit profitablen und skalierbaren Businessmodellen.

Mut zu Hardware und Deeptech

Europa ist in einer spannenden Vorreiterposition in Sachen Climatetech, und nach einer ersten Welle an Software-Start-ups kann es nun auch eine Plattform für Hardware und Deeptech werden. Insbesondere Deutschland hat durch die Anzahl renommierter technischer Universitäten einen vielversprechenden Talentpool an potenziellen Gründern und Gründerinnen mit Ingenieurs- und Wissenschaftshintergrund, die genau für solche Themen ausgebildet sind: alternative Materialien, erneuerbare Energien, Batterietechnologie et cetera. Gründerteams sollten also den Mut haben, diese Themen anzugehen. Hardware und Deeptechlösungen bringen natürlich auch mehr Komplexität mit Blick auf Kapitalbedarf, Marktreife und Skalierbarkeit. Hierfür sollten Start-ups eng mit Corporates zusammenarbeiten, sich ein starkes Advisory Board mit Playern aus der Industrie und Politik zusammenstellen und auf das existierende Kapital von Fördertöpfen, dedizierten Klimainvestoren und Venture Capital zurückgreifen.

Integrationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette

Optimierungspotenzial in puncto Nachhaltigkeit findet sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette, von Einkauf und Produktion bis hin zu Vertrieb. Die Prozesse und Softwareapplikationen in diesen Bereichen müssen mit neuen Daten und Algorithmen gefüttert werden. Einkaufssoftware zum Beispiel muss den grünen Fußabdruck und die Emissionen von Suppliern aufnehmen können, und Produktionsprozesse brauchen neue Kennzahlen bezüglich Kohlenstoffausstoß oder Ressourcenverschwendung. Start-ups sollten sich also früh in der Produktentwicklungsphase über die Integrationen, APIs und das Zusammenspiel mit existierenden Applikationslandschaften (oder Maschinen) Gedanken machen. Es wird nicht nur neue Hardware und Software entstehen – auch viele existierende Systeme werden sich grün ausrichten (oder integrieren) müssen, was viele Opportunitäten mit sich bringt.

Fazit

Climatetech und Greentech ist ein Thema, das durch die Dringlichkeit krisenresistent ist, reichlich Rückenwind durch Regulatorik und Politik erhält und auf der Agenda zahlreicher Investoren steht. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als jetzt, um ein Climatetech-Start-up zu gründen und erfolgreich aufzubauen.

Über den Autor:

Charlotte Baumhauer arbeitet seit zwei Jahren als Investmentmanagerin bei Paua Ventures, mit einem starken Fokus auf Climate- und Greentech. Zuvor war sie bei McKinsey im Manufacturing und Supply Chain-Bereich.