Ertragreiches Saatgut ohne Chemie

E-Vita: Nachhaltige Landwirtschaft

Marina Heimann, futureSAX | André Weidauer, E-Vita
Marina Heimann, futureSAX | André Weidauer, E-Vita

Bildnachweis: FutureSAX, E-Vita GmbH.

Das Dresdner Unternehmen E-Vita ist auf die chemiefreie Bekämpfung von Schaderregern auf Saatgut, Futtermitteln, Kräutern und Gewürzen spezialisiert. In diesem Jahr wurde das Joint Venture der Fraunhofer-Gesellschaft und der Ceravis AG mit dem Sächsischen Gründerpreis ausgezeichnet.

Das 2021 gegründete Unternehmen ermöglicht die Anwendung der Elektronenbehandlungstechnologie von großen Produktionsbetrieben über kleinere Aufbereiter bis hin zur Landwirtschaft vor Ort – gänzlich frei von Beizmitteln. „Wir bieten nachhaltige, wirtschaftliche und ertragreiche Landwirtschaft durch die Behandlung von Saatgut mit beschleunigten Elektronen“, fasst André Weidauer, Gründer und Geschäftsführer von E-Vita, das Geschäftsmodell seiner Firma zusammen. Saatgut ist anfällig für den Befall mit Pilzen, Viren und Bakterien. Um diese zu entfernen, war die Landwirtschaft lange auf den Einsatz von potenziell umweltgefährdenden chemischen Beizmitteln angewiesen. „Das rein physikalische Verfahren zur Desinfektion von Saatgut ist eine umweltfreundliche, erprobte und wirtschaftliche Alternative, die das Potenzial hat, die Landwirtschaft zu revolutionieren“, sagt Weidauer. Beschleunigte Elektronen bringen Energie gezielt ein und töten Schaderreger effektiv ab, ohne das Innere des Saatkorns zu schädigen. „Was bleibt, ist sicheres und reines Saatgut, das keine Toxine mehr an Natur, Menschen, Tiere und Insekten abgeben kann.“

Joint Venture aus Wissenschaft und Wirtschaft

Bereits seit den 1990er-Jahren forschte das Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik (FEP) an Technologien zur Elektronenbehandlung. In Partnerschaft mit der Ceravis AG gelang schließlich der Durchbruch. Im Juni 2021 gründeten das Institut und Ceravis, ein Agrarhandelsunternehmen mit über 40 Standorten in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, das Joint Venture E-Vita GmbH. Der erste flächendeckende Einsatz der FEP-Technologie unter dem Markennamen E-Vita erfolgte 2014 durch die Ceravis AG. Seit 2016 werden allein am Ceravis-Standort in Güstrow jährlich über 10.000 Tonnen Getreide schonend mit Elektronen behandelt. Durch den Einsatz weiterer Anlagen konnte die Produktionsmenge in Deutschland mittlerweile auf über 20.000 Tonnen im Jahr 2021 gesteigert werden.

E-Vita GmbH
E-Vita GmbH

Düngemittelbedarf senken

E-Vita bietet sowohl mietbare mobile Anlagen als auch größere Anlagen zur stationären Entkeimung an. Für die Landwirte bedeutet das Verfahren mittelfristig nicht nur niedrigere Kosten und höhere Sicherheit bei der Getreidebehandlung; auch der Düngemittelbedarf des behandelten Saatguts soll zukünftig sinken, da Mikroorganismen in einem zweiten Prozess-schritt auf das Saatgut aufgebracht werden können, die unter anderem die Nährstoff-aufnahme fördern, Dürrestress reduzieren und Erträge erhöhen.

Finanzierungsrunde geplant

„Wer sich für den Sächsischen Gründerpreis bewirbt, der erhält ein konstruktives Feedback von der hochkarätigen Jury und präsentiert seine Geschäftsidee, im Falle der Nominierung, sogar in einem Pitch“, sagt Marina Heimann, Geschäftsführerin von futureSAX. Die verschiedenen Events und Formate von futureSAX begleiten über das Jahr verteilt und sollen
den Austausch sowie die Weiterentwicklung der eigenen Gründungsidee fördern, etwa durch Pitch-Workshops, Austauschtreffen mit anderen Gründenden und Mentoren oder durch den Besuch von Impulsveranstaltungen.

Ausblick

In zwei Jahren sollen die ersten Anlagen auch im Ausland in Betrieb genommen werden. „Dafür starten wir 2023 Kooperationen mit Partnern in neuen Märkten, organisieren Feldversuche und bereiten eine Demonstrationsproduktion vor.“ Um den in neuen Zielmärkten angestrebten Marktanteil von mindestens 10% erreichen zu können, sollen in Kürze erste Investoren angesprochen und das Geschäftsmodell auf Gründertagen gepitcht werden.