Bildnachweis: Wirtschaftsministerium NRW.
Zwei Jahre ist es nun her, seit die schwarz-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen ihren Zukunftsvertrag auf den Weg gebracht hat. Nordrhein-Westfalen solle zur ersten klimaneutralen Industrieregion Europas werden; dafür soll die klimaneutrale Transformation der Wirtschaft angekurbelt werden, so die Kernbotschaft. Aber auch hinsichtlich der Gründungsförderung hat sich die Landesregierung einiges vorgenommen: Nicht nur möchte man die erfolgreichen Maßnahmen der Vorgängerregierung fortführen, sondern auch bei Themen wie Impact-Start-ups oder Female Entrepreneurship eigene neue Akzente setzen.
Damit unterstreicht auch die neue Landesregierung ihren Fokus auf Start-ups. Dass die landespolitische Unterstützung für Start-ups besonders wichtig ist, lässt sich dem jüngsten NRW Startup Report 2023 entnehmen: Das wichtigste Unterstützungsangebot für Start-ups ist das Gründungsstipendium.NRW (35%), gefolgt von den Acceleration-Programmen der Hubs (25%) und den Angeboten aus den Exzellenz Start-up Center.NRW-Incubation-Programmen (9%). Bundesangebote wie die EXIST-Förderung spielen dagegen in der Breite eine weitaus geringere Rolle. NRW ist es also mit seinem Förderangebot für Start-ups gelungen, das Gründungsgeschehen in der Breite anzukurbeln.
Universitäten und Hochschulen besonders bedeutend
Eine ganz besondere Bedeutung für das Start-up-Geschehen haben die Universitäten und Hochschulen: Denn kaum eine Gründung im Deeptech-Bereich hat nicht ihren Ursprung in akademischen Forschungsarbeiten. Mit dem Exzellenz Start-up Center (ESC) hat NRW 2019 eine bundesweit einzigartige Unterstützung auf den Weg gebracht. Erfreulich ist, dass alle sechs beteiligten Universitäten sich verpflichtet haben, den größten Teil der finanzierten Stellen auch nach Auslaufen der Maßnahme im Jahr 2025 zu verstetigen und damit weiter auf der Erfolgsstraße zu bleiben. Ein deutliches Zeichen für die Durchschlagskraft der ESC-Förderung ist der Erfolg Nordrhein-Westfalens beim Leuchtturmwettbewerb „Startup Factories“ des Bundes: Von den 15 Hochschulverbänden, die in der ersten Runde ausgewählt wurden, kommen vier aus NRW; an allen vier Verbünden waren ESCs beteiligt.
Scale-up.NRW
Im Vergleich zu anderen Start-up-Ökosystemen lag bislang eine der Schwächen Nordrhein-Westfalens darin, große, erfolgreiche Start-ups hervorzubringen. Mit dem Programm Scale-up.NRW wurde daher jetzt schon im dritten Batch genau solchen Start-ups im Wachstumssegment geholfen. Inzwischen haben 37 Start-ups am Programm teilgenommen, die 1.725 Mitarbeitende beschäftigen und mehr als 500 Mio. EUR Venture Capital eingeworben haben. Also es geht doch …!
Erfolgreiche Exits
Und wie es geht, haben in jüngster Vergangenheit drei Start-ups aus NRW gezeigt: Das Bonner SaaS-Start-up LeanIX wurde im September 2023 für mehr als 1 Mrd. EUR an SAP verkauft. Der Kölner Übersetzerdienst DeepL hat mit einer Finanzierungsrunde im Mai eine Bewertung von mehr als 2 Mrd. USD erzielt und ist damit das wertvollste deutsche KI-Start-up. Beeindruckend ist schließlich die Story des Aachener Halbleiter-Start-ups Black Semiconductor, das rund 230 Mio. EUR an Fördergeldern an Land ziehen und damit auch zahlreiche Venture Capitalisten von sich überzeugen konnte.
Ausblick
Das Wirtschaftsministerium unter Mona Neubaur setzt jedoch auch neue Akzente im Start-up-Bereich. Gerade erst hat das Programm „Go-to-Market“ das Licht der Welt erblickt, mit dem Start-ups bei der Prototypentwicklung unterstützt werden. Und Anfang Juli hat die Wirtschaftsministerin einen Maßnahmenbericht zur Unterstützung gemeinwohlorientierter Gründungen vorgestellt, der in dieser Legislaturperiode umgesetzt werden soll – etwa ein Impact Hub oder ein neues Förderprogramm für Social Entrepreneure. Das alles rundet das ohnehin attraktive Angebot für Start-ups in NRW weiter ab – und bringt das Bundesland weiter auf die Überholspur.
Über den Autor:
Dr. Johannes Velling ist Abteilungsleiter „Digitalisierung und Außenwirtschaft“ im Wirtschaftsministerium NRW, unter anderem zuständig für die Start-up-Politik des Landes. Vor dem Wechsel nach NRW 2018 entwickelte er mehr als zehn Jahre die BMWi-Start-up-Förderung.