Bildnachweis: Pixabay.
Bürgschaftsbank und MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg blickten heute in einer Pressekonferenz 2024 auf ein bewegtes Jahr zurück. Steigende Kosten, Bürokratie, Fachkräftemangel und eine drohende Rezession stellten hätten die mittelständischen Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt. Umso wichtiger seien die Unterstützungsangebote der beiden Institutionen. Trotz eines rückläufigen Investitionsklimas gelang es nach Angaben der Unternehmen, wichtige Transformationsprozesse anzustoßen, über 2.900 neue Arbeitsplätze zu schaffen und rund 16.950 bestehende Stellen zu sichern. Das genehmigte Bürgschafts- und Garantievolumen lag mit 356,0 Mio. EUR leicht unter dem Vorjahresniveau von 363,3 Mio. EUR. Das Kredit- und Beteiligungsvolumen sank moderat um 1,8% auf 577,8 Mio. EUR. Die Anzahl der Förderfälle fiel um knapp fünf Prozent auf 1.783. Trotz dieser Rückgänge bleibe die Bedeutung der Bürgschaften hoch, denn sie stabilisierten die Finanzierung kleiner und mittlerer Unternehmen im schwierigen Umfeld.
Venture Capital: Robustes Wachstum trotz Gegenwind
Besonders dynamisch zeigte sich 2024 der Venture Capital-Bereich, der trotz allgemeiner
Investitionszurückhaltung ausgebaut wurde. Die Zahl der Beteiligungen stieg von 15 auf 21, auch wenn das Volumen leicht auf 3,5 Mio. EUR zurückging. Ein deutlicher Beleg für die gestiegene Nachfrage nach Beteiligungskapital bei jungen Unternehmen, vor allem im technologischen Bereich. Ein zentrales Instrument sei der Start-up BW Innovation Fonds, der sich auf technologieorientierte Start-ups aus Baden-Württemberg konzentriert. Zielbranchen sind unter anderem digitale Transformation, industrielle Innovation und Medizintechnik. Die Finanzierung erfolgt renditeorientiert, ohne Förderkomponente. Der Fonds verfügt über ein Volumen von 40 Mio. EUR und wird von der MBG verwaltet. Bis Ende 2024 seien neun Beteiligungen umgesetzt worden.
Ergänzend dazu werde der Start-up BW Seed-Fonds eingesetzt. Er unterstützt Frühphasen-Start-ups mit begrenztem Zugang zu Kapital. Das Volumen beträgt 12,5 Mio. EUR, und das Land Baden-Württemberg ist alleiniger Investor. Bis Ende 2024 wurden sechs Beteiligungen realisiert. Auch hier soll die Investitionstätigkeit im kommenden Jahr weitergeführt werden. „Angesichts der wirtschaftlich angespannten und unsicheren Lage und einem allgemeinen Investitionsrückgang am Markt zeigt sich unsere Beteiligungsfinanzierung dennoch robust“, erklärt Dirk Buddensiek, Vorstand der Bürgschaftsbank und Geschäftsführer der MBG.
Schwerpunkt Nachfolge und Existenzgründung
Ein zentraler Baustein im Fördergeschäft blieb auch 2024 die Unterstützung bei Gründungen und Nachfolgen. Hier lag das genehmigte Bürgschafts- und Garantievolumen 2024 bei insgesamt 229,6 Mio. EUR. Dabei entfielen 68,1 Mio. EUR auf 631 Neugründungen und 161,5 Mio. EUR auf 665 Nachfolgen. Zusammengenommen machten diese Fälle 64,6% des Gesamtvolumens aus. Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, betont: „Baden-Württemberg ist ein Land des Mittelstands. 98 Prozent der Unternehmen kommen aus dem Bereich SME.“ Er warnt vor einem falschen wirtschaftspolitischen Kurs: „Wir können uns nicht aus der Krise schrumpfen mit einer Verringerung der Arbeitszeit.“ Die Förderstrukturen von Bürgschaftsbanken und MBGen seien eine essenzielle Unterstützung in der Transformation des Mittelstands.
Neue Finanzierungsinstrumente
Die Kreditnachfrage bleibt auch 2024 unterdurchschnittlich. Viele KMU kämpften mit hohen Kosten und zunehmend restriktiven Kreditbedingungen. Besonders Investitionen in Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden dadurch erschwert. „Stillstand ist für einen Mittelständler keine Option. Man erfindet sich hier immer neu“, betont Guy Selbherr, Vorstand der Bürgschaftsbank. Er verweist auf die Einführung des neuen ERP-Förderkredits Gründung und Nachfolge, der im November 2024 gestartet wurde. Dieser bietet eine 100-prozentige Bürgschaft, wodurch Gründungen und Nachfolgen leichter zu finanzieren sind. In einer Kooperation zwischen KfW, den Deutschen Bürgschaftsbanken sowie den Ministerien für Wirtschaft und Finanzen wurde ein attraktives neues Förderinstrument geschaffen. Auch das europäische InvestEU-Programm kam zum Einsatz. Im Jahr 2024 wurden 14 Genehmigungen mit einem Bürgschaftsvolumen von 9,5 Mio. EUR und einem Kreditvolumen von 16,9 Mio. EUR ausgesprochen. Die Programme schaffen zusätzliche Spielräume bei der Finanzierung innovativer und nachhaltiger Projekte.
MBG bilanziert stabiles Beteiligungsgeschäft
Die MBG Baden-Württemberg genehmigte nach eigenen Angaben 2024 insgesamt 106 Beteiligungen mit einem Gesamtvolumen von 21,026 Mio. EUR. Ohne das Programm Mikromezzanin lag das Volumen bei 18,172 Mio. EUR. Hier wirkte sich das angespannte Zinsumfeld bremsend aus – insbesondere bei mezzaninen Finanzierungen. Der Anteil von Gründungen und Nachfolgen am Gesamtvolumen lag bei 33,8% – ein klarer Anstieg gegenüber dem Vorjahr (21,6%). Ein bewährtes Förderinstrument bleibe der Mikromezzaninfonds, der 2024 neu aufgelegt wurde. Mit bis zu 100 TEUR bzw. 150 TEUR für nachhaltige oder gemeinwohlorientierte Unternehmen wird die Eigenkapitalbasis gestärkt. Finanziert wird der Fonds über das ERP-Sondervermögen und den Europäischen Sozialfonds Plus. Nach einem Förderstopp zum Jahresende 2024 beginnt nun die nächste Förderperiode.
Perspektiven für 2025: Nachfolge und Transformation im Fokus
Für das Jahr 2025 erwarten Bürgschaftsbank und MBG wichtige Impulse aus der Finanzierung von Unternehmensnachfolgen. Aufgrund des demografischen Wandels stehen viele Übergaben an. Das Institut für Mittelstandsforschung prognostiziert bis 2026 27.300 Übergaben in Baden-Württemberg. Auch EIF-InvestEU-Programme sowie digitale Lösungen werden weiterentwickelt. Neue Landingpages und Schnittstellen zu den Systemen der Sparkassen und Geno-Banken verbessern den Zugang zu Förderangeboten. Ein weiteres Zukunftsthema sei die nachhaltige Transformation. Die MBG setzt hierfür auf einen eigenen Nachhaltigkeitsbonus, der das Beteiligungsentgelt reduziert, wenn gleichzeitig ein L-Bank-Bonus gewährt oder entsprechende Voraussetzungen erfüllt sind. Dies soll Anreize für Investitionen in eine zukunftsfähige Wirtschaft setzen.